Am Amtsgericht Böblingen saß ein Polizist auf der Anklagebank. Ihm wird die Vergewaltigung einer 25-jährigen Frau vorgeworfen. Foto: dpa

Das Amtsgericht Böblingen hat einen Polizeibeamten wegen Vergewaltigung zu einer Haftstrafe verurteilt.

Böblingen - „Sie sind knallhart und schamlos vorgegangen“, sagt der Böblinger Amtsrichter Werner Kömpf über den 49 Jahre alten Angeklagten. Er verurteilt ihn wegen versuchten schweren sexuellen Missbrauchs einer widerstandsunfähigen Person zu zwei Jahren und neun Monaten. Der Polizeibeamte, der im Landespolizeiorchester Baden Württemberg Blasinstrumente spielt, hat im vergangenen Juli eine 25 Jahre alte Studentin der Hochschule für Musik Trossingen (Kreis Tuttlingen) vergewaltigt, die hin und wieder im Landespolizeiorchester mitwirkt. Von einem Haftbefehl sah Kömpf ab. Die Anklägerin hatte auf drei Jahre plädiert, der Verteidiger auf Freispruch.

Der Übergriff hatte in einem Raum bei der Bereitschaftspolizei in Böblingen stattgefunden, wo das Landespolizeiorchester seinen Sitz hat. Der Angeklagte und sein Opfer hatten dort übernachten wollen, nachdem sie bei von einem Konzert aus Aidlingen zurückgekehrt waren. Der 49-Jährige wollte der jungen Frau „einmal die Gelegenheit geben, ein großes Orchester zu dirigieren“, wie er dem Richter erklärte. Denn die 25-Jährige, die zwar Klarinette studiert, hat auch Interesse, später ein Orchester zu leiten.

Beide hatten in jener Julinacht nicht schlafen können, waren mehr als zwei Stunden lang über das Flugfeld spaziert, nahmen in der Teeküche der Bereitschaftspolizei noch ein Getränk ein und schauten sich später im Zimmer des 49-Jährigen auf dessen Laptop noch einen Film an. „Dabei ist sie eingeschlafen“, sagte der Angeklagte, woraufhin er sie in ihr Zimmer getragen habe.

„Sie hat die ganze Zeit geschlafen"

In dem Raum gab es nur zwei Sessel, auf denen sie nächtigen wollte. Er legte die 25-Jährige in einen Sessel, zog sie aus und verübte den Geschlechtsverkehr. „Sie hat die ganze Zeit geschlafen oder sich zumindest schlafend gestellt“, so der 49-Jährige. Er habe angenommen, dass sie sich einen Spaß daraus mache. Er sei danach in sein Zimmer gegangen, doch habe ihm die Sache keine Ruhe gelassen. „Es war ein skurrile Situation“, gab der Angeklagte zu Protokoll, die er habe aufklären wollen. Doch habe sie den Raum dann abgeschlossen gehabt.

Bevor das Opfer vor dem Richter aussagt, schließt dieser die Öffentlichkeit aus. Laut Kömpf habe sie Angst davor gehabt, dass der Mann ihr körperlich überlegen sei und sie keine Chance gegen ihn habe. Zuvor habe sie der Angeklagte küssen wollen, doch habe sie dies abgewehrt. „Sie haben keinerlei Zärtlichkeiten ausgetauscht, der Geschlechtsverkehr erfolgte eindeutig gegen den Willen der Frau“, sagte Kömpf. „Sie haben ihr Opfer sogar verhöhnt“, so der Richter, „indem Sie erklärten, sie habe Spaß gehabt.“ Das Gegenteil sei der Fall: „Die Frau ist traumatisiert.“

Nachdem sie an jenem Morgen vergewaltigt worden war, schickte sie dem Dirigenten des Landespolizeiorchesters eine SMS. Der Dirigent verständigte die Polizei, der 49-jährige Polizist wurde von seinen Kollegen in seinem Zimmer festgenommen.