Postfilialen-Betreiberin Belinda Günay und ihr Mann stammen eigentlich aus der Gastronomie. Foto: Caroline Holowiecki

Während vielerorts kleine Postfilialen schließen, geht die Entwicklung in Stuttgart-Sillenbuch in die andere Richtung. Dort ist die Post jüngst umgezogen und hat ihren Service erweitert.

Kurz vor dem Ende der Mittagspause bildet sich schon wieder eine Menschentraube. Frauen und Männer warten, dass sich die Tür öffnet und sie ihre Pakete loswerden können. In der kleinen Sillenbucher Post ist immer viel los. Die Filiale ist jüngst umgezogen – von der Kirchheimer an die Eduard-Steinle-Straße, nämlich in die Räumlichkeiten, in denen bis Ende November 2022 noch der Unverpacktladen Tante M. firmiert hatte. Vieles wird die Kundschaft dort wiederentdecken: die Verkaufstheke, die Sitzecke im Schaufenster, die Holzverkleidung der Wände und den Außenbereich. Denn nach dem Umzug hat die Sillenbucher Post ihr Angebot erweitert.

Türkische Backwaren und Tees

Das Geschäft ist nun halb Postfiliale, halb Café. Neben Briefmarken und DHL-Dienstleistungen gibt es seit dem 28. Februar am neuen Standort Heiß- und Kaltgetränke, außerdem einige Snacks. Angeboten werden türkische Backwaren, süße und deftige, außerdem Cig Köfte, eine vegane Speise auf Bulgurbasis. Auch die Tees, die ausgeschenkt werden, gehen in eine orientalische Richtung. Im Stadtteil gebe es schon so viele Bäcker und Konditoren, „wir wollten uns differenzieren“, sagt Belinda Günay. Sie betreibt das Geschäft gemeinsam mit ihrem Mann. Die diversen Speisen stammen aus dessen Heimat, der Türkei.

Für Sillenbuch sind das gute Nachrichten, denn tatsächlich dünnt sich das Netz der kleinen Postaußenstellen immer weiter aus. Im Sommer 2022 hat beispielsweise die Filiale in Stetten, Leinfelden-Echterdingen, wegen Personalmangels zugemacht, kurz zuvor war bekannt geworden, dass auch die Postbank-Filiale an der Jahnstraße in Degerloch, in der auch eine klassische Post integriert ist, im Laufe des Jahres 2023 geschlossen wird. Damit das Angebot an Post- und Paketdienstleistungen vor Ort auch in Zukunft bestehen bleibt, sucht die Deutsche Post nach einem Partner, der in der näheren Umgebung eine Partnerfiliale betreiben will, hieß es seinerzeit.

Allein mit der Post ist die Miete nicht zu stemmen

Belinda Günay und ihr Mann betreiben ihr Postgeschäft als Franchisenehmer seit mehr als anderthalb Jahren. Dass jetzt der Cafébetrieb dazukommen ist, hat zwei Gründe. „Allein mit der Post kann man die Miete nicht stemmen“, sagt die 43-Jährige aus Rohracker, das heißt, es brauche weitere Einkünfte. Außerdem ist den Eheleuten die Gastronomie ans Herz gewachsen. Ehemals haben sie eine Gaststätte am Frauenkopf betrieben – bis Corona kam. Nun eben der Neuanfang mit dem kleinen Cafébereich. „Wenn man einmal in der Gastronomie drin war, fehlt einem was“, sagt Belinda Günay. Sie wolle, dass die Menschen verweilen, und „es wäre schade um den Platz gewesen“, sagt sie und schaut auf den Außenbereich. Der Einstand ist laut ihrer Aussage geglückt. Belinda Günay strahlt. „Die Leute sind begeistert“, sagt sie. Wenn es nach ihr geht, soll das Angebot im Café noch erweitert werden. „Jetzt tasten wir uns langsam ran.“