Verzweifelte kanadische Frauen: Jenny (Jessalyn Wanlim), Anne (Dani Kind), Kate (Catherine Reitman) und Frankie (Juno Ruddell, v. li.) Foto: Netflix

Das Leben ist zu kurz, um es mit schlechten Serien vor dem Fernseher zu verschwenden. Unser Schnelltest verrät, ob es sich lohnt, eine neue Serie anzufangen. Wir haben für Sie gesehen: die kanadische Sitcom „Workin’ Moms“.

Stuttgart - Das Leben ist zu kurz, um es mit schlechten Serien vor dem Fernseher zu verschwenden. Unser Schnelltest verrät: Was taugt die kanadische Sitcom „Workin’ Moms“ bei Netflix?

Um was geht es?

Der Titel macht da ja wenige Geheimnisse drum: Um „Workin’ Moms“, um arbeitende Mütter. Vier Mamas, die sich aus einer Baby-Gruppe kennen. Und zwar bis auf die Haut. Bis auf die „Hühnerhaut“, wie Frankie (Juno Ruddell) angewidert ihre von der Milchpumpe malträtierte Brustepidermis nennt. Auch Kate (Catherine Reitman), Anne (Dani Kind) und Jenny (Jessalyn Wanlim) sind mit ihren postnatalen weiblichen Reizen nicht mehr zufrieden. Aber das sind nicht schon alle Probleme, die sie vereinen.

Um was geht es wirklich?

Zur Abwechslung mal nicht um verzweifelte amerikanische Hausfrauen, sondern um verzweifelte kanadische Frauen mit Kind und Job. Die das alles so gut auf die Reihe kriegen, wie sie auch mit letzter Kraft entnervt den Kinderwagen, der sich nicht kleinkriegen lassen will, in den Kofferraum donnern. Die Werberin Kate hetzt mit satter Muttermilch auf der feinen Bluse in Meetings, das Ergebnis davon, dass sie „on top of her Game“ schwanger wurde. Zu keinem günstigen Zeitpunkt also. Die Psychologin Anne ist schon mit dem dritten Kind schwanger, obwohl ihr zweites noch gar nicht sitzen kann. Die IT-lerin Jenny will gar nicht zurück zur Arbeit, muss aber. Und die Immobilienmaklerin Frankie sehnt sich nach tödlichen Unfällen, die sie „aus all dem hier rausholen könnten“. Weil ihr nichts passiert, versucht sie unter anderem, sich während Hausbesichtigungen im Pool zu ertränken.

Wie konnte es so weit kommen?

Catherine Reitman („Black-ish“) und ihr Mann Philip Sternberg, die auch in „Workin’ Moms“ ein Ehepaar spielen, hatten die Idee zur Serie – nach der Geburt ihres ersten Kindes. Das Drehbuch ist quasi home-grown, entstanden zwischen Fläschchensterilisator und Gitterbett.

Wie realistisch ist das?

Wer die von bösen Dialogen überzogenen Fronten und Kriegsschauplätze zusammenzählt, die sich hier für die Mütter auftun wie der abgrundtiefe Schlund einer Monstermama, will beten, das sei alles nicht realistisch. Wie leicht es ihnen ihre Männer machen, ist dagegen weniger zu glauben. Annes Mann, der vom dritten Kind erfährt, obwohl sie sich auf „two and through“, also zwei und fertig, geeinigt hatten, bricht darüber in Liebesschwüre aus. Er sei der geborene „Grower“, der geborene Erzeuger. Züchter. Aufpäppler. Auch Kates Mann reagiert viel zu gelassen, als er sich an ihrem Date-Tag mal wieder den Abend und seine Ehefrau in der Bar alleine schöntrinken muss, weil Kate noch arbeitet.

Warum ist das trotzdem gut?

Die Damen haben perfekte Männer, tolle Jobs, große Autos und riesige Egos. Sie repräsentierten nur den städtisch-bourgeoisen Typ Frau, maulten erste Kritiker. Aber die vielschichtigen Probleme arbeitender Mütter, die Catherine Reitman hier nicht einfach nur vor die Kameralinse, sondern unters Brennglas schiebt, sind im Kern überall die gleichen: Bin ich als Mutter gut genug? Als Partnerin? Im Job?

Geht das so weiter?

Zum Glück ja. Die Auftaktstaffel war für den Emmy nominiert, ging aber leider leer aus. In Kanada läuft bereits die dritte Staffel.

Wer soll das gucken?

Frauen, die mit Milchpumpen so versiert umgehen wie mit ihrem Thermomix. Und alle, die fälschlicherweise denken, sie müssten perfekt sein.

Bingewatch-Faktor?

Hoch. Denn welche Mutter braucht diese Art Beruhigungsmittel nicht? Ständig?

Gesamtnote 2

Verfügbarkeit: „Workin’ Moms“ läuft exklusiv beim Streamingdienst Netflix.