Im Stadtpark können sich die Kinder auf der Spielblume austoben. Foto: Gottfried Stoppel

Gut zwei Monate vor der Gartenschaueröffnung laufen die Planungen auf Hochtouren. In einer Serie stellen wir Projekte der Kommunen vor. In Schorndorf werden mehrere grüne Oasen in der Innenstadt aus dem Dornröschenschlaf geweckt.

Schorndorf - Der Spatenstich auf dem alten Friedhof war der letzte: Seit Ende Februar wird an allen Gartenschau-Projekten in Schorndorf gebaut. Zwei Monate müssen die Bürger der Daimlerstadt noch durchhalten – müssen Umwege, Staus und mühsame Parkplatzsuchen in Kauf nehmen. Denn es gibt in der Kernstadt fast keine Ecke, in der zurzeit nicht gebuddelt wird. Und das sind nicht einmal alle Vorbereitungen für die Gartenschau – vieles läuft im Verborgenen. Seit drei Wochen werden zum Beispiel die zahlreichen Blümchen und Pflanzen in Töpfen gezogen, die insgesamt 600 Quadratmeter Fläche zum Blühen bringen sollen. „Wir haben allein acht Ortseingänge zu begrünen, die dreimal neu bepflanzt werden“, erzählt Franciska Glavas, die Schorndorfer Gartenschau-Projektleiterin für Planung und Bau.

Acht Millionen Euro investiert Schorndorf in die Daueranlagen

Schorndorf wird vor dem Gartenschaustart am 10. Mai herausgeputzt, und ein wenig verhält es sich dabei wie mit einer schwäbischen Hausfrau, die seltene Gäste erwartet, für die sie das gut verstaute Tafelsilber aus dem Keller holt und bei der Gelegenheit auch noch längst vergessenes Porzellangeschirr entdeckt. „Das Grün in Schorndorf bekommt eine neue Wertschätzung, wird in den Fokus gerückt“, erzählt Franciska Glavas. Kein Gelände, kein Aussichtspunkt wird neu angelegt, vielmehr wird das, was man hat, aufpoliert.

Das lässt sich die Stadt einiges kosten: Rund acht Millionen Euro werden in die Daueranlagen investiert, davon werden etwa zwei Millionen Euro durch Zuschüsse und Förderungen finanziert. Alle innerstädtischen Maßnahmen wurden dazu genutzt, alte Leitungen instandzusetzen – am Vorplatz der Volkshochschule wurde beispielsweise ein Teil der Kanalisation erneuert, die Parks haben automatische Bewässerungssysteme bekommen, um den Pflegeaufwand zu reduzieren. „Wir versuchen nicht nur für dieses, sondern für die nächsten 20 Jahre zu denken“, so Glavas.

Die Erlebnisgärten in Schorndorf sind eintrittspflichtig

Die Besucher der Remstal-Gartenschau wird allerdings nur das interessieren, was über der Erde geboten wird. Im besten Fall reisen sie mit dem Zug an, werden auf dem bis dahin autofreien unteren Marktplatz in Empfang genommen und von dort auf einen Rundweg durch die Stadt geschickt. Klar, dass Hingucker wie die Hetzelgasse oder die Stadtkirche in diesen miteingebaut werden. Erste originäre und kostenpflichtige Gartenschaustation ist der Schlosspark – wie Schwäbisch Gmünd hat sich Schorndorf dazu entschieden, für manche Bereiche Eintritt zu verlangen.

Den Schlosspark und die weiteren Gartenschauprojekte hat Landschaftsarchitekt Jörg Stötzer konzipiert. Am Schloss startet er mit einem weißen Garten: „Nach dem Gewusel in der Stadt sollen sich die Besucher erst einmal auf eine Sache, eine Farbe konzentrieren“, erläutert Ulrike Schwebel, Projektleiterin für die Gartenschauveranstaltungen in Schorndorf. In der Folge werden die Besucher ein relativ klassisches Gartenschaugelände vorfinden. Im Gewölbekeller ist die Blumenhalle untergebracht, es gibt einen Rosen- und Schattengarten und es werden Mikrogärten gezeigt – Ideen für Gärten mit wenig Platz. Kinder können sich auf einen neuen großen Spielplatz freuen.

„Der Park allein ist ein Gelände, auf dem man sich gut und lange aufhalten kann“, sagt Ulrike Schwebel. In ihren Verantwortungsbereich fällt die Orangerie, das komplett verglaste Veranstaltungszentrum im Schlosspark. Jeweils von Donnerstag bis Sonntag ist auf der dort angesiedelten Hauptbühne Programm geboten.

Sanfte Umgestaltung im alten Friedhof und am Feuersee

Wem das zu trubelig ist, der findet den Kontrast dazu an der nächsten Station des Rundwegs. „Den alten Friedhof kennen viele nur vom Durchlaufen“, sagt Franciska Glavas, für die diese Grünoase aus einem Dornröschenschlaf geweckt wird. Mitgezählt hat sie nicht, aber sie schätzt, dass sie im Rahmen der Planungen etwa 70 Mal auf dem Friedhof war. „Die Stimmung dort ist etwas ganz Besonderes, genauso wie die Flora und Fauna. Durch die Bäume ist es viel leiser als anderswo, und im Sommer auch sofort etwas kühler“, schwärmt sie. Eigentlich wird auf dem alten Friedhof nicht viel gemacht – es wird zwei neue Brunnen geben, Sitzbänke werden ausgetauscht, neue schmale Wege angelegt. Und an den Pflanzen wird gearbeitet: „Das muss sein, damit der Friedhof nicht zu einem Dschungel wird“, erläutert Franciska Glavas.

Durch ein Labyrinth geht es weiter zum Feuersee, der ebenfalls zu den Orten gehört, „die endlich sichtbar werden“, wie die Gartenschau-Projektleiterin meint. Er war eine planerische Herausforderung: „Drumherum ist unheimlich viel Wasser, das sich sofort in jedem Loch sammelt.“ Über die Hecke, die bisher den See umgab, habe sie nicht schauen können. Mit dem neuen Holzsteg, dem Wasserspiel und den Lichteffekten könne der Ort aber zu einem Magnet werden, sagt Glavas.

1000 Veranstaltungen während der Gartenschau in Schorndorf

Über die umgestaltete Feuerseestraße gelangt man zum Stadtpark, der ebenfalls eintrittspflichtig sein wird. Dort stehen die jüngeren Besucher im Mittelpunkt: Neben dem bereits bekannten Piratenschiff gibt es eine riesige Spielblume sowie Experimentierstationen der Forscherfabrik zum Thema Hören. Die mobile Jugendarbeit baut Palettenmöbel, Holzliegen laden am Wiesenhang zum Erholen ein. „Das wird ein richtig schöner Stadtpark“, sagt Franciska Glavas. Anziehungspunkte sollen das Programm auf der zweiten Bühne sowie die Freiluftküche sein. „Diese ist bereits voll gebucht“, sagt Ulrike Schwebel und berichtet, dass in Schorndorf 1000 Veranstaltungen den Kalender füllen.

Allein die Tour durch die Innenstadt dürfte ein tagesfüllendes Programm sein – und dabei gibt es viel mehr zu entdecken: den Grafenberg mit seiner Aussichtsplattform und dem 16-Stationen-Beitrag oder die Remsrenaturierung am Baurenwasen mit den benachbarten Bürgergärten und dem Sportpark samt neuem Wasserspielplatz an der Rems. „Der Baurenwasen ist etwas für Naturinteressierte, das ist kein Eventbereich“, sagt Franciska Glavas. Zu diesem und dem Grafenberg werden sich die Besucher mit einem E-Shuttle-Zügle bringen lassen können.

Ob alles bis zum 10. Mai fertig wird? „Seit Weihnachten bin ich entspannt, weil alle Sachen vergeben sind und ich weiß, dass sie kommen. Und wenn manche ein wenig anders kommen, dann ist es nicht schlimm. Das gehört, glaube ich, zu einer Gartenschau dazu“, sagt Franciska Glavas.