Die Stuhlreihen des Remstalkinos in Weinstadt stehen bereit für die Remstal-Gartenschau. Sie wurden von Bürgern finanziert. Foto: Gottfried Stoppel

Anderthalb Monate vor der Gartenschaueröffnung laufen die Planungen auf Hochtouren. In einer Serie stellen wir die Projekte der Kommunen vor. Weinstadt schafft viele neue Aufenthaltsbereiche, muss aber manches aus Kostengründen reduziert verwirklichen.

Weinstadt - Zwar sind einige Gartenschauprojekte in Weinstadt bereits abgeschlossen, aber vor allem an den großen Vorhaben wird noch nach Kräften gebaut. Kann überhaupt alles bis zum Start der interkommunalen Veranstaltung fertig werden? „Ja“, antwortet Felix Auwärter vom städtischen Tiefbauamt und fügt hinzu: „Wenn das Wetter mitmacht.“ Spitz auf Knopf wird in Weinstadt geplant, die letzten Projekte im April fertigzustellen.

Ein Lieblingsprojekt: die Renaturierung der Mühlwiesen

Dazu gehört die Renaturierung der Mühlwiesen in Großheppach. Von Beginn an war es das Lieblingsprojekt von Verwaltung und Gemeinderat, das Remsufer an der Häckermühle mit einer Niedrigwasserzone an der Einmündung des Heppachs erlebbarer zu machen und Radler, die auf dem Remstalradweg unterwegs sind, zum Verweilen einzuladen. Dazu trägt sicherlich auch die für eine Bewirtung eingeplante Fläche bei. Nachdem der anfängliche Interessent hierfür abgesprungen ist, muss nun allerdings nach einem neuen Anbieter gesucht werden. Für Kinder wird ein Abenteuerspielplatz angelegt.

Doch sollen die Mühlwiesen nicht allein ein attraktiver Radler-Stopp sein. Darüber hinaus sind sie der Schauplatz für das erste Remstal-Jazzfest, das die Jazzclubs aus Weinstadt, Schondorf und Schwäbisch Gmünd vom 4. bis 7. Juli gemeinsam veranstalten. Zudem sind weitere Open-Air-Konzerte am Remsufer geplant, allen voran das Steillagen-Festival mit Popstars von heute und morgen am 9. und 10. August in Kooperation mit der Popakademie Baden-Württemberg.

Eine Innovation: die Stuttgarter Holzbrücken

Gebaut wird auch noch auf der Birkel-Spitze. Als eine Art Trittstein entsteht dort eine Freizeitfläche zwischen Endersbach und dem Wohngebiet Trappeler, das mit einer Fuß- und Radbrücke über den Haldenbach angebunden wird. Dabei ist die Brücke kein bloßer Zweckbau, sondern „eine schöne Augenweide“, sagt Auwärter über das innovative Bauwerk.

Robuster und langlebiger als eine gewöhnliche Holzbrücke soll die Konstruktion aus Leimholz sein, so versprechen es ihre Erfinder vom Architekturbüro Cheret Bozic und dem Ingenieurbüro Knippers Helbig. Sie haben mit ihrer „Stuttgarter Holzbrücke“, die sie zusammen mit der Materialprüfanstalt der Universität Stuttgart entwickelt haben, einen von der Landesregierung ausgelobten Forschungsauftrag umgesetzt. Die Erfindung hat für Furore gesorgt und ist mit dem Deutschen Holzbaupreis ausgezeichnet worden.

„Wahrscheinlich werden Menschen aus ganz Deutschland anreisen, um sie zu besichtigen“, vermutet Auwärter. So verkündete die Stadt jüngst nichts weniger als eine „Weltpremiere“, als die erste der drei im Remstal geplanten Stuttgarter Holzbrücken in den Mühlwiesen gesetzt wurde. Denn nicht nur an der Birkel-Spitze kann das innovative Bauwerk besichtigt werden, das der Weinstädter Oberbürgermeister Michael Scharmann als „einzigartige Verbindung heimischer Forstwirtschaft und Architektur- und Ingenieurskunst“ lobt. Neben jener Brücke über den Heppach wird es auch in Urbach eine geben, für den neuen durchgängigen Radweg, der alle 16 Gartenschau-Kommunen verbindet.

Eine Reminiszenz: das Kaminhäuschen in Weinstadt

Doch in Weinstadt bietet sich Architekturfreunden noch ein extra Schmankerl: Im Zuge der Mühlwiesen-Renaturierung wurde eine historische Rems-Brücke aus dem 15. Jahrhundert zur Hälfte aus dem ursprünglichen, zugeschütteten Flussbett freigelegt. Als weiteres verbindendes architektonisches Element mit den anderen Gartenschau-Teilnehmern entsteht auf der Birkel-Spitze die weiße Station von Weinstadt. Das Kaminhäuschen als stilisierte Fachwerkkonstruktion aus weiß lackiertem Stahl soll an die traditionelle Bauweise vergangener Jahrhunderte erinnern und ähnelt einer Pergola. Ebenfalls erst kurz vor knapp soll dieses Bauwerk, dessen Realisierung voriges Jahr noch aus finanziellen Gründen äußerst ungewiss war, Mitte April fertig sein.

Einige Bauprojekte für die Gartenschau sind schon abgeschlossen, so etwa die Sanierung des Waghäusles im ehemaligen Steinbruch Beutelstein bei Endersbach. Die neu gestaltete Veranstaltungsfläche bietet bei der Gartenschau einer Tiny-House-Ausstellung Platz. Zum einen soll ein Gastronom einen Teil des Gebäudes für den Betrieb eines Biergartens nutzen, zum anderen der Kanuverein Die Zugvögel – schließlich wurde am nahen Remsufer ein Bootsanleger eingerichtet.

Dort sollten eigenlich auch die schwimmenden Bühnen vor Anker gehen, die von Stuttgarter Architekturstudenten geplant wurden. Doch aus Kostengründen sowie wegen offener Fragen bei Hochwasserschutz und Wasserrecht mussten die floating stages auf Eis gelegt werden.

Die Luitenbacher Höher war das erste fertige Gartenschauprojekt in Weinstadt

Während im Tal noch gearbeitet wird, sind die meisten Hochpunkte bereits fertig. Als erstes Weinstädter Gartenschauprojekt überhaupt die Luitenbächer Höhe in den Weinbergen oberhalb von Großheppach. Über dem dortigen Wasserhäusle wurde eine Aussichtsplattform errichtet, dahinter eine Pergola und Sitzgelegenheiten. „Sie wird schon gut angenommen und etwa von den Weinfreunden für Veranstaltungen genutzt“, berichtet Marco Tucciarone vom städtischen Hochbauamt. An den Gartenschau-Wochenenden können sich Besucher dort von Weinstädter Wengertern bewirten lassen.

Ebenfalls fertig ist das Remstalkino am Aussichtspunkt Drei Riesen. Die Stuhlreihen wurden auf Initiative des CDU-Stadtrats Volker Gaupp einem Kinosaal gleich auf dem Felsvorsprung oberhalb von Beutelsbach installiert. Finanziert wurde das Projekt fast gänzlich von Bürgern. Die Leinwand dieses Freiluftkinos bildet die grandiose Aussicht ins Remstal. Beim Schützenhüttle oberhalb von Endersbach kam das Engagement indes aus der Verwaltung. Rathausmitarbeiter, darunter der OB sowie der Erste Bürgermeister Thomas Deißler, griffen selbst zu Freischneidern und Heckenscheren, um den von Dornengestrüpp eingewachsenen Aussichtsplatz wieder zugänglich zu machen.

Kappelberg und Karlstein werden in reduzierter Form umgestaltet

Deutlich abgespeckter als ursprünglich vorgesehen werden derzeit noch die Hochpunkte an der Burgruine Kappelberg bei Beutelsbach und am Karlstein nahe Endersbach und Strümpfelbach hergerichtet. Entgegen der ersten Pläne werden die Mauerreste auf dem Kappelberg lediglich saniert und das Umfeld mit einer Feuerstelle und Sitzmöglichkeiten umgestaltet. Auch die Idee, den Karlstein – mit dem an die Schlichtung der Gemarkungsstreitigkeiten zwischen Strümpfelbach und Endersbach durch Herzog Carl Eugen von Württemberg im Jahre 1793 erinnert wird – an eine prominentere Stelle des Aussichtspunktes zu versetzen, wurde aus Kostengründen ad acta gelegt. Stattdessen wird dort auf Betreiben des Jugendgemeinderates der Grillplatz attraktiver gestaltet.

Im Bau ist ebenfalls der Mitmachpark zwischen Beutelsbach und Endersbach. Als Grüne Mitte sollte er das Herzstück der Gartenschau-Projekte bilden. Inzwischen wurde das Millionen-Vorhaben als eigenständiges Projekt ausgegliedert – zumal seine Fertigstellung erst 2021 anvisiert ist.