Der Hochzeitsturm in Plüderhausen ist fast fertig.Foto:Stoppel Foto:  

Mit der interkommunalen Gartenschau wird Neuland betreten. Aktiv sollen auch die Besucher werden. In einer Serie stellen wir Projekte in allen 16 Kommunen vor. Heute: Der Überblick.

Remstal - Noch genau 102 Tage, dann wird in Schorndorf die Remstal-Gartenschau offiziell eröffnet – die bundesweit ersten Gartenschau, die sich über 80 Kilometer, 16 Kommunen und drei Landkreise erstreckt. Wie hat alles angefangen? Und welches sind die verbindenden Elemente? Ein Überblick:

Ursprünge

Zehn Jahre ist es her, dass die Rathauschefs die gemeinsamen Bewerbungsunterlagen unterschrieben haben. Letzlich bekam das Remstal im Juni 2010 nur den Zuschlag für eine so genannte „kleine“ Landesgartenschau, ein Grünprojekt mit Landeszuschüssen. Geplant war, die Flusslandschaft entlang der Rems aufzuwerten, um diese ökologisch zu verbessern und um den Tourismus zu beflügeln. Jede Kommune sollte, so der ursprüngliche Gedanke, eine Perle sein, einen eigenen Themenschwerpunkt besetzen und ein Leuchtturmprojekt realisieren.

Modifikation

Diese Idee wurde unterwegs aufgegeben – jede Kommune präsentiert sich nun mit einer Highlightwoche. Als thematische Klammer wurden die Begriffe Natur und Kultur, Genuss und Bewegung ausgewählt. Eine einschneidende Änderung war zudem die Verkürzung von 205 auf 164 Tage. Gründe hierfür: mehr Kosten durch eine notwendige dritte Bepflanzung sowie die Gefahr, dass in manchen Kommunen noch Schnee liegen könnte. Ein späterer Termin sollte den Kommunen die Chance geben, manche Baustelle nach der Frostperiode noch zu Ende zu bringen. Die Organisation gemeinsamer Projekte übernimmt seit vier Jahren die Remstal Gartenschau GmbH. Geschäftsführer ist Thorsten Englert, Aufsichtsratsvorsitzender Matthias Klopfer.

Wandern

Schon ihre Ausdehnung über 80 Kilometer bringt es mit sich: Wer diese neue Form der Gartenschau erleben möchte, muss sich bewegen. Insgesamt kann die Remstal-Gartenschau auf einer Länge von insgesamt 700 Kilometern erwandert werden. Kernstück ist der Remstalweg mit einer Länge von rund 220 Kilometern. Er verbindet den Remstal-Höhenweg sowie den Remswanderweg des Schwäbischen Albvereins miteinander. In allen Gemeinden wird noch an der Neumarkierung und -beschilderung gearbeitet. Offiziell eröffnet werden soll der Weg mit einer 24- beziehungsweise 12-Stunden-Wanderung am 29. und 30. Mai.

Hinzu kommen 59 lokale Rundwanderwege, von denen sechs erst vor kurzem vom Deutschen Wanderverband als „Qualitätswege Wanderbares Deutschland“ zertifiziert wurden. Als solche müssen sie unter anderem eine zuverlässige Markierung und eine gute Infrastruktur am Wegesrand haben. Diese Kriterien erfüllen unter anderem der Talauekunstweg in Waiblingen oder der Neun Ränkles Weg in Plüderhausen. „Das Wanderwegenetz wird einen über die Gartenschau hinweg bleibenden Wert für die Bürger und Touristen bringen“, sagt Thomas Bopp, der Vorsitzende des Verbands Region Stuttgart.

Radfahren

Als einzig durchgängig erfahrbares Landschaftselement hat der Remstal-Radweg eine zentrale Bedeutung. Er wurde in mehreren Abschnitten erneuert, die Streckenführung verbessert und auf 105 Kilometer erweitert. Der Weg wird als klassifizierte Qualitätsradroute des Alltgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) alle 16 Gartenschau-Kommunen verbinden. An einigen Stellen, wie in Schorndorf, Urbach, Böbingen und Mögglingen, müssen noch Lücken geschlossen werden. Die drei beteiligten Landkreise haben gemeinsam veranlasst, dass der Weg vom Remsursprung bis zur Mündung eine Markierung mit Remswellen und eine Kilometrierung erhält. „Nicht nur die Beschilderung soll einen guten Überblick verschaffen, auch ein begehbares Luftbild entlang der Strecke“, sagt der Landrat Richard Sigel. Es werden neue Rast- und Grillplätze entlang der Strecke eingerichtet, an vielen Bahnhöfen und Stationen können Räder oder Pedelecs ausgeliehen werden. Neben der Hauptroute gibt es kürzere Themen-Touren, etwa die Korber-Kopf-Runde oder die Stauferschleife. Der neue Radweg soll am 23. Juni mit einer Sternfahrt eröffnet werden.

Architektur

Das Projekt „16 Stationen“ unter der Leitung der Kuratorin Jorunn Ragnarsdottir stellt ein weiteres verbindendes Element zwischen allen 16 Kommunen dar. Namhafte Architekten aus ganz Deutschland haben für Landmarken Baukunst geplant. So verschieden wie die Gemeinden sind auch die Stationen: In Schorndorf ragt ein Prisma in die Landschaft, in Plüderhausen wurde ein Turm aus Ziegeln errichtet, in Lorch wird ein Gebäude in der Klosteranlage umhäkelt. In allen Kommunen sind die Stationen durch die Gemeinderäte beschlossen, allerdings ist die Planung unterschiedlich weit. Dort, wo Kosten sich deutlich erhöhen, muss noch nachjustiert werden, etwa in Essingen. In Mögglingen gibt es laut Karl-Eugen Ebertshäuser von der Gartenschau-Gesellschaft Gesprächsbedarf zwischen Architekten und Kommune, insbesondere wegen des Standorts. Sorgen um eine rechtzeitige Fertigstellung macht sich Ebertshäuser trotzdem nicht: „Da die Einzelteile vorgefertigt werden, sind die meisten Stationen innerhalb weniger Wochen gebaut“, berichtet er.

Verblüht: Ein Gartenschau-Flop

Die Idee
Die B 29 sollte einen Sonntag lang für den Verkehr gesperrt und in eine große Festmeile verwandelt werden.

Das Problem
Kritik gab es am hohen finanziellen Aufwand. So hätte alleine eine notwendige Machbarkeitsstudie für die Sperrung der zentralen Verkehrsader im Remstal rund 50 000 Euro gekostet.

Das Ergebnis
Die große Mehrheit der Gesellschafter stimmte im Mai 2017 dagegen.