Rund ums Filderkraut gibt es viele althergebrachte Spezialwerkzeuge – in einer Serie stellen wir sie in den nächsten Wochen immer dienstags vor Foto: Sascha Schmierer

Rund ums Filderkraut gibt es viele althergebrachte Spezialwerkzeuge, die mit dem Rückgang der Anbaufläche und dem Einzug moderner Erntemaschinen bei den meisten Menschen in Vergessenheit geraten sind – in einer Serie stellen wir in den nächsten Wochen immer dienstags vor, was einst in fast jedem Bauernhaushalt zu finden war .

Filder - Ums feine Filderkraut dreht sich alles an diesem Wochenende: Beim Krautfest wird der Stolz einer ganzen Gegend gehobelt und gestampft, von Kinderhand geschmückt, auf der Festbühne feierlich abgeschmeckt und beim Krautstemmen als Sportgerät benutzt.

Vor allem aber wird die Vitaminquelle vom Feld am Samstag und Sonntag einmal mehr buchstäblich in aller Munde sein – ob nun als Krautwickel oder Krautkuchen, als Krautgulasch oder als Kraut-Schupfnudel. Selbst Kraut-Burger werden am Wochenende begeistert und in derartigen Mengen verspeist, dass es den Managern gewisser amerikanischer Fastfood-Ketten heimlich die Tränen in die Augen treiben dürfte.

Aus dem traditionellen Erntedank hat sich in Leinfelden-Echterdingen jedenfalls ein Rummel entwickelt, der für viele Menschen auf den Fildern den heimlichen Höhepunkt des Jahres markiert – und regelmäßig mehr als 40 000 Besucher in die Stadt lockt. Auch wenn für die mittlerweile 37. Auflage der größten Krauthocketse der Republik nun wahrlich kein gutes Wetter angesagt ist, werden die Massen auch dieses Jahr wieder nach Leinfelden-Echterdingen strömen.

Der Rummel ums Filderkraut freilich ist Menschen wie dem FDP-Stadtrat Wolfgang Haug fast schon ein bisschen unheimlich. Mit seinen Mitstreitern vom Verein „Echterdinger Tracht“ versucht der Pädagoge im Ruhestand, beim Krautfest die Tradition des Markenzeichens wieder ein wenig ins Blickfeld zu rücken. Seit Jahren müht sich der Verein, mit einer historischen Ausstellung in der Zehntscheuer den Anbau früherer Tage zu zeigen.

Schließlich droht die Tradition des feinen Spitzkohls auf den immer dichter besiedelten Fildern buchstäblich den Boden zu verlieren. Die einst üppige Anbaufläche für die schmackhafte Feldfrucht ist inzwischen auf knapp 200 Hektar geschrumpft. Nur zum Vergleich: Vor gut einem Jahrhundert hatten die Filder fast fünf mal so viel Kraut zu bieten, für das Jahr 1903 etwa ist eine Filderkraut-Fläche von 919 Hektar nachgewiesen. Der Kohl, dem ein ganzer Landstrich ein Stück seines Wohlstands verdankt, ist auf dem Rückzug.

Doch auch durch den Einsatz moderner Maschinen sind viele althergebrachte Dinge rund ums Kraut in Vergessenheit geraten. Wir werden deshalb in den nächsten Wochen in einer Serie an Geräte, Tricks und Hilfsmittel erinnern, die auf den Fildern früher in fast jedem bäuerlichen Haushalt zu finden waren. Schließlich hat jede Zunft auch ihr ganz spezielles Handwerkszeug, das gilt für Schreiner, Maurer und Schmied ebenso wie für die Krautbauern.

Unter dem Titel „Was isch au des?“ klären wir nicht nur die Frage, um was es sich bei einem „Dorschichzieher“ handelt. Wir kümmern uns auch um Krauteisen und Setzmaschine, den Krauthobel und das Beizen der Kappichsamen. Zum Auftakt der Serie am Dienstag geht es um ein kleines Ding mit dem geheimnisvollen Namen „Ventaus“. Seien Sie gespannt.