Die Fußballer des TV Oeffingen um den Spielertrainer Helmut Lober (links, vorn) laufen mit dem Bundesligisten Eintracht Frankfurt ins Max-Graser-Stadion ein. Foto: Privat

Großartige Erfolge, großartige Momente: Fellbachs Sportler(innen) haben in den vergangenen Jahrzehnten viel erlebt. Wir wollen ihre Geschichte und ihre Geschichten wieder aufleben lassen. Heute: die Fußballer des TV Oeffingen im Höhenrausch.

Oeffingen - Als Helmut Lober in einem Fußballmagazin gelesen hatte, dass der Bundesligist Eintracht Frankfurt im Januar 1984 in der Sportschule Ruit ein Trainingslager absolvieren und gegen die Stuttgarter Kickers (zweite Bundesliga) ein Testspiel austragen wollte, nahm diese Geschichte ihren Lauf. Der Spielertrainer des TV Oeffingen, damals wie heute ein überzeugter Anhänger des Frankfurter Traditionsvereins, kontaktierte Volker Dvorak, einen Unterstützer des TVOe.

Die Spieler des TV Oeffingen zogen anschließend weiter in die Gaststätte Traube

Sie schrieben einen Brief an die Eintracht-Verantwortlichen, die sich umgehend zurückmeldeten und ein Freundschaftsspiel zusagten. Weil das Stadion in Oeffingen noch nicht fertiggestellt war, fand die Begegnung am 13. Januar 1984 im Max-Graser-Stadion in Fellbach statt. Der Favorit um den Trainer Dietrich Weise gewann vor den rund 1200 Zuschauern – die meisten von ihnen bezahlten acht Mark Eintritt – an jenem stürmischen Freitagabend mit 5:2 (3:0). „Das war ein Erlebnis vom Anfang bis zum Schluss“, sagt Helmut Lober, 68, der in Stetten wohnt.

Diese Erlebnis war ja mit dem Schlusspfiff vom Waiblinger Schiedsrichter Robert Walz noch nicht beendet; Dietrich Weise und Helmut Lober hatten vereinbart, nach der Begegnung auf dem Platz noch gemeinsam zu Abend zu essen. Und so fuhren die Mannschaften nach Oeffingen in die Neckarstraße ins Café Flach. Dort blieben sie, bis der Frankfurter Ronald Borchers gegen 23 Uhr mit einem Bier und einer Zigarette entdeckt wurde, da gab Dietrich Weise den Befehl zum Aufbruch. Die Spieler des TV Oeffingen zogen anschließend weiter in die Gaststätte Traube, in der sie allerdings zunächst keinen Platz fanden – die zahlreichen Anhänger der Mannschaft hatten sich dort eingefunden und begrüßten die Akteure mit stehenden Ovationen. Mit dabei waren auch der Abteilungsleiter Karlheinz Bren, der Spielleiter Wolfgang Bren sowie die Ausschussmitglieder Michael Bren und Helmut Hartl; die beiden stehen heute – gemeinsam mit Andreas Podrug – an der Spitze der Abteilung.

Im Jahr 1982 war Helmut Lober zum TV Oeffingen gewechselt

Die Oeffinger Fußballer spielten damals in der Kreisliga A, waren Tabellenführer und auf dem Weg in die Bezirksliga. Im Jahr darauf sollte ihnen gar der Sprung in die Landesliga gelingen, oftmals vor 300 Zuschauern. Im Jahr 1982 war Helmut Lober als Spielertrainer von seinem Heimatverein VfL Waiblingen zum TV Oeffingen gewechselt und leitete eine erfolgreiche Episode in der Vereinsgeschichte ein, die 1968 mit ihrer Gründung begonnen hatte. Ein sportlicher Höhepunkt war die Leistung in den Pokalwettbewerben. Nach dem Gewinn der Konkurrenz in der Kreisliga A sicherte sich die Mannschaft auch den Bezirkspokal und überstand gar auf Verbandsebene einige Runden. Sie stand 1984 kurz vor dem Erreichen des Pokalwettbewerbs des Deutschen Fußball-Bunds (DFB), verlor dann jedoch auf dem Hartplatz in Schmiden gegen den Verbandsligisten TSV Ofterdingen mit 1:5. Helmut Lober blieb noch bis zum Jahr 1987 in Oeffingen, kehrte drei Jahre später noch einmal kurzzeitig zurück, beendete seine Trainerlaufbahn dann aber aus beruflichen Gründen und wurde Abteilungsleiter beim VfL Waiblingen, bei dem er heute noch Mitglied ist.

Zu Beginn des Spiels waren die Gastgeber noch etwas verhalten

Besonders gern erinnert Helmut Lober sich aber an das Freundschaftsspiel gegen das Team von Eintracht Frankfurt. Die Gäste liefen mit ehemaligen und künftigen Nationalspielern wie Karl-Heinz Körbel, Ronald Borchers, Ralf Falkenmayer oder auch Thomas Berthold ins Stadion ein. Für den TV Oeffingen standen in der Startformation: Stefan Lösch, Klaus Meister, Jürgen Kotz, Michael Kotz, Michael Stahl, Martin Schneider, Helmut Lober, Siegfried Mager (heute TVOe-Jugendleiter), Michael Kurzenberger, Manfred Zmudzki und Roland Steinmetz. Eingewechselt wurden: Wilhelm Huhn, Edgar Rehberger, Alfred Meilke und Rupert Schmidbauer.

Zu Beginn des Spiels waren die Gastgeber noch etwas verhalten. Zur Halbzeit führte der haushohe Favorit nach Treffern von Cezary Tobollik (30./43.) und Uwe Müller (31.) mit 3:0. Nach der Pause erzielte Uwe Müller auch das vierte Tor für Eintracht Frankfurt (55.), und schließlich erhöhte Ralf Falkenmayer noch auf 5:0 für die Gäste (77.). Doch entgegen der Erwartungen auch von Dietrich Weise ließ das Oeffinger Team nicht nach, kämpfte bis zum Schluss und belohnte sich am Ende auch für seinen Einsatz.

Zwei Tage später gastierte seine Mannschaft beim Zweitligisten Stuttgarter Kickers

Alfred Meilke, heute Trainer der zweiten Vertretung des TV Oeffingen, erzielte das Tor zum 1:5 (87.), ehe dem Spielertrainer Helmut Lober per Elfmeter der Treffer zum 2:5-Endstand gelang. „Ich entschuldige mich bei Torwart Jürgen Pahl“, sagte der Elfmeterschütze damals nach dem Spiel. Helmut Lober war ja großer Eintracht-Fan, seine Freude war geteilt. Bei den Interviews nach der Begegnung zeigte auch Dietrich Weise sich beeindruckt: „Wir haben uns gegen einen Verein aus der A-Klasse noch nie so schwer getan.“

Zwei Tage später gastierte seine Mannschaft beim Zweitligisten Stuttgarter Kickers um den Stürmer Jürgen Klinsmann und gewann ebenfalls mit 5:2. Im Anschluss war zu lesen und zu hören: Der TVOe ist so gut wie die Stuttgarter Kickers! Einer der Oeffinger Spieler hätte es tatsächlich mal in die obersten Ligen schaffen können. Klaus Meister, der beim TV Oeffingen aufgewachsen war, zeigte im Spiel gegen Eintracht Frankfurt eine so beachtliche Vorstellung, dass er vom Bundesligisten ins Probetraining eingeladen wurde. Doch er verzichtete aus beruflichen Gründen. Helmut Lober hätte das Angebot wohl angenommen – bei seinem Herzensverein. Doch auch so war er begeistert von dem Erlebnis im fernen Jahr 1984. „Damals, als es noch keine Distanz zu den Profis, keine VIP-Bändel und kein Sicherheitspersonal gab“, wie Michael Bren heute mit Wehmut sagt.