Europa ist „in“ Foto: dpa

Eine Umfrage belegt, dass die Zustimmung zur Europäischen Union wieder zunimmt. Unsere Serie spürt diesem Stimmungswandel und dem Alltag der EU-Bürger nach.

Stuttgart - Trotz zahlreicher Probleme in Europa nimmt die Zustimmung der Bürger zur EU einer Umfrage zufolge deutlich zu. Demnach hatten zuletzt 45 Prozent der Befragten in Deutschland ein positives Bild von der Europäischen Union. Das geht aus dem von der EU-Kommission veröffentlichten „Eurobarometer“ hervor. Die Ergebnisse bedeuten ein Plus von acht Prozent gegenüber der vorangegangenen Umfrage im Herbst 2016. Der Anteil der Bürger, die ein negatives EU-Bild haben, ist von 21 Prozent auf 15 Prozent gesunken. Die Daten wurden im Mai 2017 erhoben.

40 Prozent der Bürger haben positives Bild von Europa

Auch europaweit ist das Ansehen der Europäischen Union im Aufwind. 40 Prozent der Bürger haben ein positives Bild von der EU, das sind fünf Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Demgegenüber haben nur 21 Prozent der Befragten eine schlechte Meinung über Brüssel. Die meisten Fans der Union leben auf Malta, 66 Prozent der Menschen dort sehen Europa positiv. Erstaunlich ist, dass auch in Polen mit seiner EU-kritischen Regierung die Zustimmung bei 57 Prozent liegt, das ist ebenso hoch wie in Deutschland. Kaum verwunderlich ist allerdings, dass in Griechenland das Ansehen der EU am niedrigsten ist. Nur 27 Prozent der Befragten sehen dort Europa positiv. Zu erklären ist dies durch die harten Auflagen, die dem südeuropäischen Land durch die Schuldenkrise auferlegt worden sind und unter denen Griechenland noch heute ächzt.

Auffallend ist auch, dass ältere Menschen weniger von der EU halten als die Jungen. Die schätzen offensichtlich die Möglichkeiten eines grenzenlosen Europas. Auch Bildung und sozialer Status befördern gemeinhin die Sympathie für die EU.

Größte Herausforderung: Kampf gegen den Terrorismus

Befragt nach den größten Herausforderungen für die Union nennen die Befragten vor allem den Kampf gegen den Terrorismus (44 Prozent). Auf dem zweiten Platz folgt die Migration (38 Prozent). Nach Jahren der Finanzkrise wächst auch die Zustimmung zum Euro. In den 19 Staaten des gemeinsamen Währungsgebiets unterstützen 73 Prozent der Befragten die Gemeinschaftswährung, das sind drei Prozent mehr als 2016 und der höchste Wert seit 2004. In Deutschland liegt die Zustimmung zum Euro demnach bei mehr als 80 Prozent.

Die Gründe für die steigende Zustimmung zur EU liegen auf der Hand. Die großen Krisen dominieren nicht mehr den Alltag der Menschen. Die Schulden- und Finanzkrise ist in den Hintergrund gerückt und das Flüchtlingsthema bestimmt nicht mehr die Schlagzeilen. Auf der anderen Seite hat der Austritt Großbritanniens aus der EU die Menschen wachgerüttelt und die Bürger zum Nachdenken gebracht. Auch die Wahl des US-Präsidenten Donald Trump mit seinen verbalen Ausfällen gegenüber Europa, das Säbelrasseln des russischen Staatschefs Wladimir Putin und das undemokratische Agieren Recep Tayyip Erdogans in der Türkei haben wohl ihren Teil dazu beigetragen, dass die EU wieder im Ansehen steigt. In einer Welt, die immer unberechenbarer wird, will offensichtlich keiner alleine dastehen – selbst wenn der Zufluchtsort ein eher ungeliebtes Bündnis ist.

Eine Bilanz

In unserer Serie „Leben in Europa“ wollen wir wissen, wie es den Bürgern in Europa geht – und ziehen zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise, die mit der Schieflage der Deutschen Industriebank IKB Ende Juli 2007 Deutschland erreicht hat, Bilanz. Einige Länder, die wie Griechenland oder Italien schon vor den Turbulenzen hoch verschuldet waren, haben sich bis heute nicht von den Folgen erholt. Doch wie haben die Menschen die Krise erlebt, welchen Hoffnungen haben sie und was erwarten sie von der EU? Wir porträtieren zehn Familien – auch aus Ländern, die gewöhnlich nicht im Fokus stehen.