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Werden Pflegedienste von Wohlfahrtsverbänden getragen, ist ihr Kostendruck geringer, sagt Thomas Nehr, der Geschäftsführer der Diakonie ambulant.

Murrhardt - Es mangelt bundesweit an Pflegekräften. Der Geschäftsführer der Diakonie ambulant, Thomas Nehr, erklärt, warum er keine Personalsorgen hat.

Herr Nehr, haben Sie Probleme, Pflegepersonal zu finden?
Nein, wir haben drei bis vier Initiativbewerbungen im Monat. Damit sind wir relativ allein auf weiter Flur. Bundesweit dauert es in der Pflege im Schnitt 167 Tage, bis eine freie Stelle neu besetzt werden kann.
Was macht die Diakonie ambulant anders?
Es hat sich herumgesprochen, dass wir seit Jahren die Arbeitsbedingungen sukzessive verbessern und viel für die Gesundheit der Mitarbeiter tun. Sie können kostenlos in unserem Gerätestudio trainieren, unsere Autos verfügen über Sitzheizungen und Klimaanlagen. Wer kurzfristig einspringt, erhält einen Tankgutschein. Müttern bieten wir Touren von 8 bis 12 Uhr an, sodass sich Kinderbetreuung und Arbeitszeit leichter aufeinander abstimmen lassen. Zudem machen wir regelmäßig Mitarbeiterbefragungen. 2015 und 2017 sind wir mit dem Prädikat familienbewusstes Unternehmen ausgezeichnet worden. Im Moment haben wir jedoch einen vorübergehenden Personalengpass wegen einer Schwangerschaft, einer Kündigung und einer längeren Erkrankung. Generell ist die Fluktuation aber gering.
Haben Ihre Mitarbeiter genug Zeit für die Patienten?
Manchmal wäre es nötig, eine Minute mehr zu haben, um eine Hand zu halten oder ein Gespräch zu führen – für ein Mehr an Lebensqualität der Patienten. Zeitdruck entsteht auch durch Bürokratie, daher haben wir einen Prozess der Entbürokratisierung gestartet. Es gibt weniger Formulare, stattdessen eine mobile Datenerfassung per Smartphone. Das entlastet die Kollegen.
Was ist mit ökonomischen Zwängen?
Da die Diakonie ambulant nicht gewinnorientiert arbeitet, ist der Kostendruck bei uns geringer als bei privaten Anbietern, die zehn bis 20 Prozent Gewinn erwirtschaften möchten. Aber natürlich müssen wir auch nach den Zahlen schauen. Doch mit einer schwarzen Null sind wir zufrieden.