Do geht’s nauffi: Im Juli 2012 bestieg Andy Holzer (rechts) den 973 Meter hohen Nunatak, der höchste Berg des Mittivakkat. Dieser 1993 erstmals geodätisch vermessene Gletscher befindet sich auf der Insel Ammassalik im südöstlichen Grönland knapp 100 Kilometer südlich des Polarkreises. Foto: Andreas Nothdurfter

Andy Holzer ist der einzige blinde Profi-Bergsteiger Europas. Im Mai will er auf dem Gipfel des Mount Everest stehen. Wir begleiten ihn mit einer Serie bei seiner Vorbereitung und beim Weg hinauf in eisige Höhen.

Mount Everest - 3. Mai 2017 – 31. Tag der Expedition des „Blind Climber“ Andy Holzer und seines Teams auf den Mount Everest.

Der Berg ruft

„Der Berg ruft“ ist der Titel eines der berühmtesten Bergfilme. 1937/38 mit dem legendären Luis Trenker verfilm, schildert er in atemberaubenden Schwarz-Weiß-Bildern dramatisch zugespitzt die Erstbesteigung des Matterhorns im Jahr 1865.

2014 drehte die Filmemacherin Eva Spreitzhofer „Unter Blinden – Das extreme Leben des Andy Holzer“. „In dem Dokumentarfilm nimmt die österreichische Regisseurin Eva Spreitzhofer ihr ‚sehendes‘ Publikum mit auf eine Reise in eine völlig unbekannte Welt“, heißt es auf der Webseite des Österreichischen Rundfunks (ORF), der den 90-Minuten-Film am 23. April im Fernsehen ausstrahlte.

An diesem Tag war Andy Holzer im Basiscamp des Evererst auf 5170 Metern. Nach zwei Nächten auf über 7000 Meter im Camp 1 kehrt er am heutigen Donnerstag 4. Mai) wieder dorthin zurück, um sich für den finalen Aufstieg auf den Gipfel vorzubereiten.

Everest-Statistik

Besucheransturm

Sollte der 50-jährige Österreicher bis zum 25. Mai den Gipfel stehen, wäre er einer von mehr als 4100 Menschen, die ihren Fuß auf den „Dritten Pol“ gesetzt haben.

Am 19. Mai 2012 standen 245 Bergsteiger auf dem zwei Quadratmeter großen Gipfelplateu des Mount Everest. Es war der bisher größte Massenauflauf an einem einzigen Tag. Innerhalb von 16 Stunden erreichten mehr Bergsteiger den Gipfel als zwischen 1953 und 1987 (210).

Hauptrouten

95 Prozent der erfolgreichen Besteigungen fanden bisher auf zwei der insgesamt 20 Routen statt – der Nord- und Südroute. Mehr als 60 Prozent der Bergsteiger folgten der südlichen Route der Erstbezwinger Edmund Hillary und Tenzing Norgay.

Rekorde

21-mal standen die beiden nepalischen Bergführer Phurba Tashi und Apa Sherpa auf dem Gipfel. Den Rekord bei Touristen hält der Amerikaner Dave Hahn, der sich 15-mal ins Gipfelbuch eintragen konnte.

Über 4000 Everest-Bewzinger

Laut der internationalen Bergsteiger-Website Everestian wurde der Everest bisher von mehr als 4100 Personen etwas mehr als 7000 Mal bestiegen worden. Davon waren mehr als 400 Frauen. Die erste Frau auf dem Everest war 1975 die Japanerin Junko Tabei.

Die erste Deutsche war Hannelore Schmatz (39), die am 2. Oktober 1979 auf dem Gipfel stand und beim Abstieg auf einer Höhe von 8300 Meter an Erschöpfung starb, kurz nachdem bereits ihr Begleiter, der Amerikaner Ray Genet den denselben Tod erlitten hatte.

Jordan Romero – der Jüngste

Der jüngste Everest-Bezwinger ist der Amerikaner Jordan Romero, der im Alter von 13 Jahren am 22. Mai 2010 den Gipfel über die Nordroute bestieg.

Miura Yiuchiro – der Älteste

Der älteste Mensch auf dem Everest ist der japanische Alpinist Miura Yuichiro, der am 23. Mai 2013 mit damals 80 Jahren auf dem Gipfel stand. Bereits 1970 hatte der Skipionier versucht mit Skiern den Everest herunterzufahren. Nachdem er am 6. Mai 1970 vom Gipfel mit 160 Stundenkilometern über den Südsattel durch die Lhotsewand fuhr, prallte er einen Felsen und blieb schwer verletzt kurz vor einer Gletscherspalte liegen

Die Kino-Dokumentation „The Man Who Skied Down Everest“ (Schussfahrt vom Mount Everest) aus dem jahr 1975 über Yiuchiros waghalsige Unternehmung erhielt 1976 den Oscar für den besten Dokumentarfilm.

Messner/Habeler: Die Waghalsigsten

Reinhold Messner und Peter Habeler schrieben Geschichte, als sie als erste Menschen am 8. Mai 1978 ohne zusätzlichen Sauerstoff den Berggipfel erklommen.

Zweieinhalb Jahre später, am 20. August 1980, wagte Messner den Soloaufstieg über die Norton-Couloir in der Nordwand. 192 Bergsteiger machten es ihnen nach. In der Todeszone über 8000 Meter wird jeder Atemzug zur Qual, weil es rund 66 Prozent weniger Sauerstoff als auf Meereshöhe gibt.

Do geht’s nauffi

14 Bergsteiger haben es bisher geschafft, den Berg von einer Seite zu besteigen und auf der anderen Seite abzusteigen. Die beiden ersten waren die Amerikaner Tom Hornbein und Willi Unsoeld. 1963 stiegen sie über als erste über den Westgrat auf, wichen oben am Berg in die Nordwandaus und durchstiegen zum Schluss die Steilschlucht in der Nordwand, die seitdem Hornbein-Couloir genannt wird.

Der Abstieg erfolgte über die Südroute. Der Arzt Hornbein rettete beim Abstieg mehreren in Not geratenen Bergsteigern das Leben.