Jetzt geht’s los: Die Aufstiegsroute, welches das Trio vor einigen Tagen bereits ausgetestet hat, wird in Angriff genommen. Vom Basislager geht es ins Mittelcamp auf 5800 Meter. Foto: Wolfgang Klocker

Andy Holzer ist der einzige blinde Profi-Bergsteiger Europas. Noch im Mai will er auf dem Gipfel des Mount Everest stehen. Wir begleiten ihn mit einer Serie bei seiner Vorbereitung und beim Weg hinauf in eisige Höhen.

Mount Everest - Mount Everest - 11. Mai 2017 – 39. Tag der Expedition des „Blind Climber“ Andy Holzer und seines Teams auf den Mount Everest.

Auf dem Weg zum Mittelcamp

Es geht los. „Unsere Männer haben das Basislager am Donnerstag (11. Mai) verlassen und sind auf dem Weg zum Mittelcamp auf 5800 Meter“, berichtet Sabine Holzer am Telefon. „Dort werden sie übernachten und entscheiden, wann sie weiter aufsteigen ins vorgeschobene Basislager auf 6400 Meter. Momentan ist alles abhängig vom Wetter.“

Unbeständiges Wetter

Wenn das Wetter nicht besser werde, sei es fraglich, ob eine Besteigung des Mount Everest in dieser Saison überhaupt möglich sei, sagt der Extrembergsteiger Paul Thelen im Interview mit unserer Zeitung. Der 72-Jährige war 2012 im Rahmen der Eco Everest Expedition am höchsten Berg der Erde.

Seit 2008 wird im Rahmen der jährlich stattfindenden Eco Everest Expedition der Müll, der sich am Berg ansammelt, zusammengetragen und entsorgt. Seit der Mount Everest 1953 erstmals bestiegen wurde, haben hunderte von Expeditionen Müll- und Bergsteigerausrüstung hinterlassen.

Eberhard Schaaf – 2012: Tod am Everest

Paul Thelen wollte 2012 zusammen mit seinem Freund, dem Arzt Eberhard Schaaf, während der Eco Everest Expedition auf den Gipfel steigen. „Beim Abstieg am Hillary Step auf 8750 Meter starb Eberhard Schaaf innerhalb kurzer Zeit, wahrscheinlich an einem Höhen-Hirn-Ödem. Ich war zu dieser Zeit im Camp 4 auf 8000 Meter und wollte zum Gipfel aufbrechen. Als ich von seinem Tod erfuhr, habe ich sofort entschieden abzusteigen.“

„2012 war ein ähnliches Wetter wie dieses Jahr“

Thelen: „Erfahrungsgemäß öffnen sich vor allem in der zweiten Maihälfte, bevor der Monsun von Süden kommt, noch mehrere Wetterfenster, die eine Besteigung möglich machen. Dazu muss der Jet-Stream, der über den Everest hinwegfegt, umgeleitet sein und es dürfen keine starken Niederschläge fallen.“

Als er 2012 am Everest war, habe es nur zwei Wetterfenster für den Aufstieg von je drei, vier Tagen gegeben. „Es war ein ähnliches Wetter wie dieses Jahr: oben am Berg viel Wind, nicht sehr kalt, relativ wenig Schnee. Wenn es warm und windig ist wie dieses Jahr lösen sich Steine aus dem Eis und kommen wie Raketen heruntergeschossen.“

„Andy und seine Kameraden machen am Everest einen Super-Job“

90 Prozent der Everest-Bergsteiger sind Thelen zufolge Amateure, die in der Regel nur einmal die Möglichkeit haben, den Everest zu besteigen. Die Profis wie Andy Holzer seien in der Lage ein Jahr später wiederzukommen, weil sie Sponsoren hätten.

„Vor Andy Holzer habe ich einen Riesenrespekt. Das ist wirklich unglaublich. Unvorstellbar wie man ohne sehen zu können den Mount Everest besteigen kann. Es gibt etliche Abschnitte, wo man richtig klettern muss. Ohne zu sehen – das finde ich Wahnsinn. Andy und seine Kameraden machen dort oben am Everest einen Super-Job.“