Knie- und Hüftprothesen sind in den letzten Jahren haltbarer geworden. Foto:  

Vor allem ältere Endoprothesen sollte man regelmäßig kontrollieren lassen – ein Ersatz kann nötig werden. Manchmal genügt aber auch der Austausch verschlissener Teile.

Stuttgart - Die Aussichten, mit einem neuen Gelenk lange schmerzfrei leben zu können, werden von Jahr zu Jahr besser. „Wenn wir heute einem Patienten, der älter als 60 Jahre ist, ein neues Gelenk einsetzen, liegt das Risiko, dass er deswegen noch einmal operiert werden muss, nur bei fünf bis zehn Prozent“, sagt Patrik Reize, der Ärztliche Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Krankenhaus Bad Cannstatt. Deshalb sollte man auch kein Kunstgelenk standardmäßig nach einer bestimmten Zeit ersetzen, sondern nur, wenn es einen guten Grund dafür gibt.

Komplikationen kann es auch bei modernen Endoprothesen und sorgfältiger Operation geben, etwa wenn es zu einer Infektion im Gelenk kommt oder wenn sich die Verankerung im Knochen lockert. Bei künstlichen Kniegelenken etwa treten gelegentlich frühzeitige Verschleißerscheinungen hinter der Kniescheibe auf. Ältere Endoprothesen sind allerdings anfälliger. So gingen die Orthopäden früher bei einem künstlichen Gelenk von einer Lebensdauer von zehn bis 15 Jahren aus. „Heute sind die Implantate deutlich besser als früher“, berichtet Reize – entsprechend verlängern sich ihre Standzeiten.

Ältere Prothesen neigen zum Verschleiß

Doch gerade bei älteren Implantaten können insbesondere die Kunststoffteile zum Problem werden. Diese sogenannten Inlays fungieren als Puffer und Gleitflächen zwischen den Metallteilen des Gelenkersatzes. Bei älteren Endoprothesen würden insbesondere die sogenannten unvernetzten Kunststoffe zum Verschleiß neigen, berichtet Reize. Dann wachse das Risiko, dass Metall auf Metall reibt, wobei feinste Metallteilchen entstehen. Und diese seien weder für die Endoprothese noch für den Knochen noch für den gesamten Körper gut.

Auch mangelhafte Implantate geben immer wieder Anlass zu Klagen, etwa Hüftprothesen, bei denen konstruktionsbedingt Metall auf Metall traf. Seit einigen Jahren soll das bundesweite Endoprothesen-Register (EPRD) dazu beitragen, dass solche grundlegenden Fehler und Probleme frühzeitiger als bisher erkannt werden. So will man die Zahl der Operationen zum Austausch einer maroden Endoprothese senken – derzeit gibt es laut Register jährlich 45 000 solcher Wechsel-OPs. „Über die Gründe ist bisher wenig bekannt“, heißt es beim EPRD.

Erfahrene Kliniken liegen vorne

Im jüngsten Bericht des Registers, der die Erfahrungen für 2017 zusammenfasst, wird allerdings betont, dass „die Gesamterfahrung einer Klinik eine wesentliche Rolle für die Standzeiten spielt“. Besonders deutlich werde dies bei bestimmten Kniegelenksoperationen, bei denen nur einer der beiden Fortsätze des Oberschenkelknochens, die das Kniegelenk bilden, ersetzt wird (unikondyläre Knieversorgungen). Die Angaben, so betont der EPRD-Bericht, seien aber nicht ausschließlich auf die Zahl der Eingriffe zu beziehen, die eine Klinik im Jahr vornimmt, sondern beträfen auch die verwendeten Implantate.

Um mögliche Schäden rechtzeitig erkennen zu können, ist eine regelmäßige Kontrolle des künstlichen Gelenks sinnvoll. So lassen sich unter Umständen größere Operationen vermeiden. Wenn etwa die Inlays abgenutzt sind, lassen sie sich relativ leicht auswechseln – vorausgesetzt, sie sind für den entsprechenden Endoprothesentyp noch erhältlich. Dies schont den Knochen, und die Betroffenen sind relativ schnell wieder fit. Viel aufwendiger wird der Ersatz des künstlichen Gelenks, wenn eine neue Prothese einschließlich Gelenkpfanne und Schaft eingesetzt werden muss – etwa weil sich das Implantat gelockert hat. Damit aber nehmen die Risiken zu, unter anderem weil erneut Knochensubstanz verloren geht. Zudem benötigen die Patienten eine längere Rekonvaleszenzzeit.