75.000 Menschen sind werktags am Charlottenplatz unterwegs. Die U21 und U24 haben hier wegen der Bauarbeiten zu Stuttgart 21 ihre Endstation und müssen wenden. Foto: Philipp Johannßen

Die Haltestelle Charlottenplatz ist einer der wichtigesten Verkehrsknotenpunkte Stuttgarts. Während der Bauphase von Stuttgart 21 ist hier für einige Stadtbahnlinien Endstation. Wer dann umsteigen muss, sollte sich Zeit mitnehmen.

Stuttgart - Wer zum allerersten Mal am Charlottenplatz aus der Stadtbahn aussteigt, sollte Zeit mitbringen. Nicht etwa, weil die Haltestelle durch ihre Architektur zum Verweilen einlädt, sondern vielmehr, weil man sich in diesem Bahnhof leicht verläuft.

Um von einem Bahnsteig auf die gegenüberliegende Seite zu kommen, ohne dabei überirdisch die Straße zu überqueren, müssen Fahrgäste Wege beschreiten, die einem kleinem Irrgarten gleichkommen. Selbst die SSB nennt den Bau „ein verzweigtes Labyrinth“. Die Pendler, die hier täglich umsteigen müssen, kennen den Weg, erklärt eine Mitarbeiterin der SSB im Kundenzentrum, das sich im ersten Untergeschoss des Bahnhofs befindet. Touristen hätten zwar manchmal Probleme, aber die hätten sie wohl auch in jeder anderen Großstadt, in der man zum ersten Mal ist, sagt sie.

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Mehr Linienverkehr als am Hauptbahnhof

Der Charlottenplatz ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Stuttgarts, überiridisch wie auch unterirdisch. Hier halten mehr Linien als am Hauptbahnhof und an jeder anderen Haltestelle in Stuttgart. Derzeit ist hier für zwei Linien allerdings Endstation wegen der Bauarbeiten zu Stuttgart 21. Die Linien U1, U2, U4 und U11 können nicht auf ihren üblichen Weg verkehren. Zwischen Hölderlinplatz und Charlottenplatz fährt statt der U4 deshalb die U24. Als Verstärkung für die Strecken vom Südheimer Platz bis Charlottenplatz wurde die U21 neu eingeführt.

Morgens um halb zehn, wenn sich der größte Ansturm des Berufsvekehrs gelegt hat, wird es erstaunlich ruhig im Labyrinth der Gleise. An den Kiosken und Bäckereien im Bahnhof stehen nur noch vereinzelt Kunden. Gegenüber der Endhaltestelle von U21 und U24 warten eine handvoll Fahrgäste darauf, dass die Stadtbahn in den Tunnel fährt und wendet. Im „Wikinger“, einer Bierstube im Bahnhof, sitzt trotz der frühen Uhrzeit schon ein Mann mit einem Bier am Tresen. Verglichen mit dem Verkehr auf den Straßen darüber wirkt die Haltestelle im Untergrund wie eine dunkle Ruheoase in der Großstadt.

Stuttgarts erste U-Haltestelle

Vor mehr als 50 Jahren, im Mai 1966 , wurde der Bahnhof als erste unterirdische Haltestelle in der Stadt eröffnet. Damals gingen die Tallängslinien, die den Stuttgarter Nordosten mit dem Süden verbinden, in der untersten Ebene in Betrieb. Ein Jahr später fuhren dann in Etage „minus Eins“ auch die Talquerlinien, die zwischen Nordwesten und Südosten verkehren. Heute sind hier werktags rund 75.000 Menschen unterwegs.

Noch mindestens bis Dezember gelten die Einschränkungen für U1, U2 und U4. Danach verkehren die Linien wieder nach dem ursprünglichen Fahrplan. Doch bereits kurz darauf wird es wieder einige Menschen mit suchendem Blick im Bahnhof geben. Denn mit dem Fahrplanwechsel im Dezember und dem Übergang zum „Netz 2018“ werden die Strecken der U9 und U14 von den Bauarbeiten zu Stuttgart 21 betroffen sein und fahren nicht mehr auf der altbekannten Strecke.