In diesem Jahr wird der 700. Todestag des italienischen Dichters Dante Alighieri begangen. Seine „Göttliche Komödie“ ist eines der großartigsten Werke der europäischen Literatur. Es handelt von einer Reise ins Jenseits. In unserer Serie „Dante lesen“ reisen wir mit.
Stuttgart - Kaum ein Buch hat durch die Jahrhunderte so eine Karriere gemacht, wie die „Göttliche Komödie“, kaum eines wird so wenig gelesen. Doch wir wollen die drastischen Jenseits-Abenteuer des vor 700 Jahren gestorbenen Dichters nicht den Experten überlassen. In jeder Woche arbeiten wir uns weiter in die Unter- und Überwelt dieser vielleicht ersten Roadnovel der Geschichte vor – hier unser Bericht, Folge 2:
Kennen Sie das? Gerade war man noch fest davon überzeugt, etwas Außerordentliches wagen zu wollen. Da konnte es nicht weit oder hoch genug hinaus gehen. Doch kaum fängt es an zu dämmern, wachsen die Zweifel. Dann überlegt man, wer so etwas Ähnliches schon einmal unternommen hätte. Und wenn einem dann nur ein mythischer Held oder der Heilige Paulus einfällt, darf es einem schon einmal mulmig werden.
Frauen für Dante
Genauso ging es Dante vor Beginn seiner Jenseitsreise: Angst. Und weil ihm das natürlich ziemlich peinlich ist, ruft er erst einmal die Musen an. Sein Reisebegleiter Vergil durchschaut das gleich: „Wenn ich dein Wort recht verstanden habe, so hat Kleinmut dein Herz befallen.“ Um den Verzagten wieder aufzumuntern, erzählt er ihm nun, was schöne Frauen im Paradies um seinetwillen angeleiert haben: Wie sich Maria, um Dante besorgt – wir erinnern uns, Burnout – an die Heilige Lucia gewandt hat; die wiederum wusste, dass jene Beatrice, die gerade mit Rahel aus dem Alten Testament schäkerte, dem jungen Mann einmal wärmstens verbunden war; Beatrice schließlich scheute den weiten Weg vom Himmel in die Unterwelt nicht, um Dantes Lieblingsdichter Vergil flott zu machen.
So viel Aufwand, wer könnte dem widerstehen: „Wie Blümlein, die vom Nachtfrost gebeugt und verschlossen waren“ – die Musen sind noch wacker am Werk –, blüht der Geknickte wieder auf und betritt den steilen rauen Weg. Wir sehen uns wieder in der Hölle.
Dante: Göttliche Komödie. Inferno, Canto 2. Hier geht es weiter.