Eine Idylle nahe den Hauptverkehrsadern: der Japangarten stellt symbolisch den Lauf des Wassers dar. Hier entspringt es aus den Bergen.Roswitha Ott Foto: factum/Weise

Exotische Pflanzen, viel Grün zum Liegen und sogar ein paar Tiere hat der Bürgergarten in Bietigheim-Bissingen zu bieten. Doch in letzter Zeit häufen sich die Beschwerden der Anwohner.

Bietigheim-Bissingen - Die Hängebauchschweine nahe der Auwiesenbrücke gibt es längst nicht mehr, aber ansonsten ist der Stadt Bietigheim-Bissingen viel geblieben von der Landesgartenschau im Jahr 1989: Der Bürgergarten, die Metteranlage inklusive Japangarten sowie diverse andere kleiner Gärtchen am Rande der Altstadt. Das sind die Plätze, die man im Kopf hat, denkt man an die seit 20 Jahren bestehende Grüne Mitte der Stadt.

Für die Bürger ist sie vieles: grüne Lunge direkt an die Hauptverkehrsstraßen grenzend, ein Aushängeschild der Stadt als eine der blumenreichsten in ganz Baden-Württemberg, die Verbindung der beiden Stadtteile Bietigheim und Bissingen und dazu natürlich ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt zum sonnen, Spaziergehen oder Sport machen.

Wer verstehen möchte, was der Bürgergarten und seine zahlreichen benachbarten Gärten für die Stadt bedeuten, muss sich nur ein Bild vom früheren Zustand der Anlage ansehen: Noch im Jahr 1984 war die grüne Wiese vor dem Enzpavillon ein Schotterparkplatz, auf dem Wohnwagen parkten. Heute lockt hier ein Staudengarten mit Gewächsen in allen möglichen Farben und Formen, dazu eine fast schon meditativ anmutende Wasserachse mit kreisrunden Becken.

Ein tropischer Garten

Roswitha Ott von der Stadtgärtnerei ist diejenige, die entscheidet, welche Pflanzen hier blühen dürfen. Über Staudengewächse und Zierpflanzen bis hin zu einheimischen Gewächsen ist alles dabei. „Irgendwas soll immer blühen“, sagt die gelernte Landschaftsgärtnerin. So geben sich Sonnenhut, Habichtskraut oder Kaskadencrysanthemen die Klinke in die Hand und strahlen um die Wette. Bis zu 200 verschiedene Pflanzen sind laut den Akten der Stadtgärtnerei im ganzen Stadtgebiet verteilt, der größte Teil in der Grünen Mitte, für deren Unterhaltung der Stadt jährlich 250 000 Euro ausgibt.

Die exotischste Pflanze ist dort ein Amurkorkbaum, eine Pflanze aus Asien. Viele der ursprünglichen Bepflanzungen haben nach der Landesgartenschau nicht lange überlebt. „Die waren nicht durchsetzungsfähig genug“, sagt Ott. Und auch jetzt fordert der Klimawandel seinen Tribut: „Die vergangenen Jahre war es viel zu trocken.“ Mittelfristig werde man andere Baumsorten finden müssen. „Für Palmen wird es aber noch ein wenig länger dauern“, sagt sie.

Tropisch mutet indes der Gräsergarten an: Buschige Gräser wuchern im Areal unterhalb der Auwiesenbrücke, deren Pfeiler von Efeu umwuchert sind. Eine per Zeitschaltuhr gesteuerte Bewässerungsanlage nieselt feine Wasserschwaden auf die Gewächse herunter, wie bei einem weit entfernten Dampfstrahler wird die Luft dann feucht-schwül. Zur Freude der Frösche unter der Brücke, die oft so laut quaken, dass man den Autolärm auf der Brücke gar nicht mehr hört.

Pokémon-Jäger kommen auch

Ein weiteres Garten-Kleinod befindet sich nebenan: Der Japangarten, einst in Gedenken an den Bietigheimer Arzt Erwin Bälz angelegt, wurde 1987 neu gestaltet und zeichnet nun den natürlichen Lauf eines Flusses nach – von der Quelle im Gebirge bis zur Mündung ins Meer. Gesäumt ist der Garten mit japanischem Ahorn, Magnolien, Ginkgo und Zierkirschen aus der japanischen Partnerstadt Kusatsu. Bis vor ein paar Jahren war der Japangarten auch frei zugänglich, erzählt Ott. Als die Besucher dann aber vermehrt abseits der gezeichneten Pfade gingen und den Garten beschädigten, entschloss die Stadt, das Gelände einzuzäunen.

Die Stadt hat auch ganz aktuell Probleme mit aus der Bahn laufendem Vergnügen am Japangarten: Spieler des Smartphone-Spiels Pokémon Go haben die Metteranlage gekapert und jagen dort bis in die Nacht lautstark nach den kleinen virtuellen Monstern. Tags darauf sind die Wiesen oft voll mit Pizzakartons, leeren Flaschen und Resten von Döner – und die Anwohner genervt wegen der Ruhestörung. Der Ort ist für Pokémon-Spieler deswegen so interessant, weil hier sehr seltene und beliebte Pokémons zu fangen sind. Vielleicht fühlen sie sich ja in der Nähe das Japangartens fast wie zu Hause.