Bunt und voller Leben: der Hemminger Familienfreizeitplatz wird gern genutzt, Foto: factum/Granville

Ein Jahrzehnt hat es gedauert, bis vor einigen Jahren der Familienfreizeitplatz in Hemmingen eröffnet hat. Der Platz ist ein Gemeinschaftsprojekt – und wird von allen Generationen genutzt.

Hemmingen - Hemmingen, am Ortsausgang Richtung Eberdingen, an einem lauen Sommerabend. Es ist mitten in der Woche, ein Dienstag kurz vor neun Uhr abends. Besuch beim Familienfreizeitplatz in der Seestraße. Trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit ist auf dem Platz hinter den Sportplätzen der GSV einiges los. Kleinkinder turnen an Spielgeräten, Jugendliche treffen sich auf dem Skateplatz, einige dribbeln mit dem Basketball. Der Familienfreizeitplatz macht seinem Namen an diesem Abend alle Ehre, es sind mehrere Generationen da. Bis das Areal an den Feldern zum Treffpunkt für Jung und Alt geworden ist, hat es jedoch gedauert. Ein ganzes Jahrzehnt, um genau zu sein.

Schon 2002 gab es einen ersten Vorstoß. Jugendliche hatten sich einen Treffpunkt gewünscht, der Gemeinderat fand das gut. Ein greifbares Konzept und einen geeigneten Platz gab es damals jedoch nicht – und das Vorhaben wanderte in die Schublade. Dort lag es, bis einige Bürger sechs Jahre später einen neuen Versuch starteten. Vereine, Kirchen, Parteien, Institutionen und Firmen kamen zusammen – für den Familienfreizeitplatz war das der Startschuss. Es war auch der Startschuss für eine Interessengemeinschaft, die den Platz realisieren wollte. Auch die Hemminger Bürger – Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren – waren an der Umsetzung beteiligt. Und das, obwohl der frühere Bürgermeister Werner Nafz noch bezweifelt hatte, „dass für das Thema jemand hinter dem Ofen hervorkommt“.

Keine Konflikte mit den Anwohnern

So erzählt es Ralf Horwath heute. Horwath ist seit der ersten Stunde dabei, er ist Vorsitzender vom heutigen Verein Familienfreizeitplatz. Dessen 130 Mitglieder sorgen dafür, dass auf dem Platz etwas los ist – zum Beispiel durch das Wintergrillen, das schon Tradition geworden ist, oder das Fest der Kulturen.

Auch andere Vereine kommen gerne, etwa der Freundeskreis Flüchtlingshilfe, der jüngst hier zum Café International geladen hat. Und natürlich die Hemminger Bürger. Sie nutzen die vielen Möglichkeiten, die ihnen der Platz bietet. Für die Jüngsten gibt es Spielgeräte und ein Klettergerüst, für Jugendliche den besagten Skateplatz, Basketballkörbe – und Sitzmöglichkeiten für alle.

„Die Idee war, dass zur Familie alle gehören, bis hin zu Oma und Opa“, sagt Ralf Horwath. Deshalb kamen später noch Trimm-Dich-Geräte hinzu. „Oft geht die ganze Familie hin, vor allem abends ist es häufig rappelvoll“, ergänzt Horwaths Sohn David, Beisitzer im Verein. „Es braucht nicht viel, um hier draußen ein paar schöne Stunden zu verbringen“, sagt Ralf Horwath. Mit den Anwohnern, die bedingt durch die Lage des Platzes vergleichsweise weit weg sind, gibt es laut Horwath keine Konflikte. „Anfangs hatten viele Bedenken und Angst wegen Lärm.“ Das habe sich jedoch nicht bestätigt. Ab und an Probleme gibt es hingegen mit dem Müll. Manchmal räumt der Verein dann anderen hinterher, auch wenn sich eigentlich der Bauhof um das Gelände kümmert. „Der Platz liegt uns eben am Herzen“, sagt Horwath. Die Sache mit dem Müll sieht er recht gelassen – nur wenn Scherben herumliegen, dann „hört der Spaß auf“.

„Viele passen auf den Platz auf“

Horwath warnt davor, Jugendliche unter Generalverdacht zu stellen. Vor allem, weil es offenbar nicht die Hemminger Teenager sind, die nicht aufräumen. „Der Platz ist mittlerweile über den Ort hinaus bekannt“, sagt Horwath, und ziehe somit auch Besucher von außerhalb an. „Viele Hemminger fühlen sich ein Stück weit hier zuhause und passen auf den Platz auf.“ Vielleicht hängt das damit zusammen, dass die Jugendlichen den Platz mitgeplant haben. In ihren Wünschen seien sie sparsam gewesen, sagt David Horwath – eigentlich hätten sie wohl nur einen Treffpunkt gebraucht. „Es war überraschend, wie sehr sie auch an die Älteren und kleinen Kinder gedacht haben“, sagt Corinna Ehlert, die ebenfalls Beisitzerin im Verein ist.

Beim Verein ist man vier Jahre nach der Einweihung zufrieden damit, was aus der ursprünglichen Idee geworden ist. Selbst ein Problem, das zeitweise für ordentlich Diskussionen gesorgt hat, ist mittlerweile gelöst: das fehlende Tempolimit an der Straße, die unmittelbar neben dem Platz verläuft. Weil die Straße auch außerorts verläuft, war dort eine Geschwindigkeitsbegrenzung nicht möglich. „Theoretisch durfte man 100 fahren“, sagt Corinna Ehlert – spielende Kinder hin oder her. Bodenwellen, durch die ein Tempo-30-Schild doch möglich gewesen wäre, hatte der Gemeinderat abgelehnt, unter anderem, weil auch Landwirte die Strecke befahren.

Die Räte beschlossen stattdessen, Schilder zu malen. Die aber seien nicht sehr effektiv gewesen, sagt Ralf Horwath: „Es wurden hier Rennen veranstaltet.“ Nach „zahlreichen guten Gesprächen“ habe sich der Gemeinderat dann doch umentschlossen. Nun sind die Wellen auf der Straße – und am Straßenrand steht ein buntes Schild.