Der Neubau der Margarete-Steiff-Schule lässt viel Bewegung zu. Foto: Thomas Krämer

Ein Rektor beschafft Schülern orthopädische Hilfen, gibt Zuschüsse fürs Schullandheim oder schafft einen Sitzsack für einen Jungen mit angeborener Muskelschwäche an. Die Aktion Weihnachten hilft dabei.

Stuttgart - Die 150 Schüler der Margarete-Steiff-Schule in Möhringen sind genauso quirlig wie andere Kinder und Jugendliche auch. Allerdings bewegen sich viele von ihnen mit Rollstühlen, Gehhilfen, Korsetts und weiteren unterstützenden Methoden so sicher, schnell und wendig, dass man fast vergessen könnte, welchen Auftrag die Schule hat: Sie ist ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum und fördert vornehmlich die körperliche und motorische Entwicklung der Kinder. Der Neubau, mit dem zumindest ein Anfang bei der Sanierung gemacht ist, lädt dazu ein.

Kein Halt in Ballettschuhen

Die Förderung der bewegungseingeschränkten Kinder ist besonders mühsam, wenn die Ersatzleistungen von Krankenkassen oder der Jugendhilfe nicht auskömmlich sind. Die Klassenlehrer haben deshalb eine Liste zusammengestellt mit Dingen, die ihren Kindern fehlen. Die kleine Siri zum Beispiel (Name von der Redaktion geändert) hat eine starke Fehlstellung an den Füßen. Damit sie besser springen und hüpfen kann, geben sogenannte Orthesen ihren Füßen Halt. Geschickt demonstriert sie, dass die „ganz einfach“ an- und auszuziehen sind, ähnlich wie Skischuhe. Zwei Orthesen hat das neunjährige Mädchen von der Kasse bezahlt bekommen – eine ganz warme für den Winter und eine leichte für den Sommer. „Als Hausschuh oder auch zum Sport braucht Siri aber ein drittes Paar“, sagt die Klassenlehrerin Marilen Veser, „in den Ballettschuhen fehlt ihr der Halt.“

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Die Kosten hierfür bleiben an den Erziehungsberechtigten hängen, in diesem Fall an Siris Tante, die allerdings selbst hilfsbedürftig ist. Auch Djamals Familie ist durch die Behinderung ihres Sohnes finanziell an die Grenzen gekommen. Der 14-Jährige hat eine angeborene Muskelschwäche und kann deshalb nicht den ganzen Tag im Rollstuhl sitzen. In einer kleinen Klasse, inmitten von bis zu sechs weiteren Schülern mit schweren mehrfachen Behinderungen, kann Djamal am Leben teilhaben und wird immer wieder mobilisiert. Den Wechsel vom Rollstuhl in einen Sitzsack genießt er sichtlich, denn das entlastet seinen Körper.

Momentan ist der Sitzsack nur geliehen. „Wir haben zwar ein kleines Schulbudget für allerlei Anschaffungen, aber das reicht leider nicht für alles Wünschenswerte“, sagt Peter Otto, der Schulleiter.

Brailleschrift auf Uno-Karten

So seien beispielsweise die Spiel- und Lernmittel für blinde Kinder äußerst teuer, weil sie nur in kleiner Stückzahl hergestellt würden. Der 13-jährige Moriz ist aber darauf angewiesen. Er sitzt schon viele Jahre im Rollstuhl, ist aber erst vor kurzer Zeit erblindet. Nun versuchen alle an der Schule, ihm das Bleiben zu ermöglichen. „Bufdis, Zivis und persönliche Assistenten sind kreative Leute, die haben inzwischen Spiele für Sehende so präpariert, dass Florian mitspielen kann“, berichtet Peter Otto. Auf den Uno-Karten sind in Brailleschrift der Spielkartenwert und ihre Farbe angegeben, die Moriz ertastet, abliest – und bei Bedarf strategisch klug abwirft.

„Hinter jedem Wunsch um eine Unterstützung steht eine Familie, die ihrem Kind bestimmte Dinge nicht kaufen kann, weil die Anschaffung den Familienetat sprengen würde. Das reicht bis hin zum Schullandheim, auf das diese Kinder verzichten müssten“, führt Peter Otto aus. So etwas erschwert die Inklusion. Die Aktion Weihnachten stockt das Budget der Schule auf.