„Sie ist die Frau, mit der ich mein Leben verbringen will“, sagt Chris Rall über seine Frau Marisela, die er im Jahr 2016 geheiratet hat. „Sie ist mein Gegenpol.“ Foto: privat

Der Ex-Rapper der Ludwigsburger Band Kniffler’s Mum legt für seine Frau die Musik auf Eis und wandert zu ihr nach Florida aus. Ein Comeback ist aber nicht ausgeschlossen.

Ludwigsburg - Noch im Frühjahr hat die Ludwigsburger Band Kniffler’s Mum Pläne für ein drittes Album geschmiedet. Doch jetzt ist alles vorbei: Der Frontmann Chris Rall wandert in die USA aus, wo seine Frau Marisela bereits seit einem Jahr lebt. Schneller als gedacht hat er einen Weg gefunden, aus der Fernbeziehung wieder ein Zusammenleben zu machen. Dem Rapper und Songschreiber bleibt aber die Erinnerung an mehr als 150 Shows mit Open-Air-Auftritten, wie beim Horber Mini-Rock-Festival oder im Ludwigsburger Waldhaus. Vor allem durch den Hit „Halli Galli Drecksauparty“ wurden Kniffler’s Mum 2010 in der Region bekannt und auch im Radio gespielt.

Lieder selbst geschrieben und vertont

Bis zuletzt hat die Band ihre Lieder im Probe-Kabuff selbst produziert. Die beiden Alben „Mein Kind ist das schönste“ und „Backstage schmeckt’s am besten“ sind dort 2014 und 2016 entstanden. Ihren frechen Crossover-Stil mit Sprechgesang hat die Gruppe einst Teenage-Dirth-Rap genannt. „Wir haben zusammen gespielt, seit wir alle so ungefähr 16 Jahre alt waren“, erzählt Rall. Heute sind alle zehn Jahre älter. „Wir sind erwachsen geworden“, sagt er. Das Leben der fünf jungen Männer bestehe nicht mehr nur aus Musik. Ihre Jobs – vom Ingenieur bis zum Personal-Trainer – fordern sie, kosten Kraft und Zeit. Schon vor der Produktion des zweiten Albums ist der Rapper Tim Gottheil ausgestiegen – zu Beginn hatte die Band zwei Frontmänner. „Der ist zu erwachsen geworden“, sagt der Gitarrist Sebastian Brocke.

Doppelleben zwischen Job und Band

Schließlich sei es ein bisschen wie ein Doppelleben gewesen. Auf der Bühne hat auch Chris Rall den Teenager in sich herausgelassen. „Eigentlich bin ich aber voll der Spießer“, sagt er. Die schwäbische Sehnsucht nach Sicherheit wohnt in ihm. Es könne gut sein, dass er deshalb schon mit 25 Jahren geheiratet habe. Eine konventionelle Ehe führt das Paar, das schon seit sechs Jahren zusammen ist, dennoch nicht. „Wir haben uns immer unsere Freiheit gelassen“, sagt er. Als seine Frau die Chance bekommen habe, in Florida bei einem Luxus-Fahrzeughersteller ihre Bachelorarbeit zu schreiben, hat er nicht gezögert und sie ziehen lassen. „Wahre Liebe definiert sich durch den Abstand, den man sich gibt, ohne sich zu verlieren“, sagt er. Leicht gesagt, denn zunächst war geplant, dass seine Frau nur sechs Monate in den USA bleibt. Dann wurde sie aber übernommen, die Dauer ihres Aufenthalts rückte ins Ungewisse. Dass er nachreisen würde, sei sofort klar gewesen, nur nicht wann, erzählt Rall. Er selbst arbeitet im Vertrieb einer Softwarefirma. Die will jetzt in die USA expandieren und hat Rall die Aufgabe übertragen, den Markt für Florida, Texas und Virginia zu erschließen. Dafür bekommt er zwei Jahre Zeit.

In Miami fühlt sich Chris Rall schon fast zu Hause, denn der Vater seiner Frau lebt etwa 20 Minuten vom Stadtzentrum entfernt in einer grünen Umgebung. Für Rall, der aus dem Ludwigsburger Stadtteil Neckarweihingen kommt, ist das „wie das Neckarweihingen Miamis“. Mit seiner Frau hat er seinen Schwiegervater oft besucht, nun werden sie bei ihm wohnen.

Kein klassischer Auswanderer

„Ein klassischer Auswanderer werde ich aber nicht“, sagt der 26-Jährige. „Ich bleibe angestellt in Deutschland.“ Auch seine Wohnung will er behalten. „Das ist für mich ein Abschied auf Zeit.“ Und der Musik sagt er ohnehin nicht endgültig Ade – zumal ihn das Abschiedskonzert in der Ludwigsburger Villa Barock im Oktober wehmütig gestimmt hat: „Die Leute konnten alle Texte“, sagt Rall. „Das war der Hammer.“ Dass er den Kontakt zu seinen alten Bandmitgliedern suchen werde, wenn er wieder im Lande sei, sei klar. „Vielleicht machen wir ja dann doch weiter“, sagt er.

Crossover als Markenzeichen

Start
Im Jahr 2008 schließen sich sechs Jugendliche in Ludwigsburg zu der Band Kniffler’s Mum zusammen.

Name
Der Name ist eine Anlehnung an Stiflers Mom aus der Teenager-Komödie American Pie – mit dem Unterschied, dass die Mutter eines Bandmitglieds ein Huhn hatte, das Kniffler hieß und als Inspirationsquelle diente.

Stil
Nicht nur der Name erinnert an die 90er Jahre, sondern auch die Musik: Crossover. Kniffler’s Mum holen den Sound mit Sprechgesang aber in die 2000er und werden oft mit bekannten Bands wie Kraftclub verglichen.

Alben
Im Jahr 2014 erscheint das erste Album der Band „Mein Kind ist das schönste“. Im Jahr 2016 bringen Knifflers Mum mit „Backstage schmeckt’s am besten“ ihr zweite Album heraus.