Volle Kraft voraus (im Bild Michael Kraus, links, und Manuel Späth) Foto: Baumann

Nicht jeder Sportler kann ein Profi werden. Doch auch Breitensportler wollen etwas für ihre Fitness tun. In unserer neuen Serie geben wir Einblicke, erklären die Stärken und Schwächen auch aus medizinischer Sicht und haben Profis um ihre Tipps für Übungen gefragt. Zum Auftakt geht es um Handball.

Stuttgart - Die Ursprünge des modernen Handballsports? Liegen in Deutschland und datieren aus dem Jahr 1917. Der größte Handballverband der Welt? Ist der deutsche Handballbund (DHB) mit seinen über 750 000 Mitgliedern. Es ist kein Wunder, dass diese Sportart hierzulande als zweitbeliebteste hinter Fußball gilt. Das liegt an den spektakulären Zweikämpfen, in die sich die Spieler stürzen. Ohne dass sie wie im American Football oder Eishockey durch eine Ausrüstung geschützt sind.

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Und das liegt an der atemberaubenden Schnelligkeit dieser Hochgeschwindigkeitssportart. „Daraus leiten sich auch die Schlüsselqualifikationen ab“, sagt der ehemalige Bundesligatrainer und Sportwissenschaftler Rolf Brack, „je schneller du bist, umso effektiver bist du über die Spielzeit von 60 Minuten.“ Im Lücken reißen, im Tore schießen, im Tore vorbereiten, im Tore verhindern. Die Basis ist eine gute Ausdauerleistungsfähigkeit, da sonst nicht schnell genug regeneriert werden kann. Hinzu kommt die nötige Kraft, Explosivität und Dynamik.

Kernkompetenzen: Koordinationsfähigkeit, Beweglichkeit, Explosivität und Dynamik

Zu den erforderlichen Kernkompetenzen gehören Koordinationsfähigkeit, Beweglichkeit, Explosivität und Dynamik. „Eine gute Körperstabilität ist entscheidend, diese kann durch gezieltes Training auch bei Hobbysportlern verbessert werden. Dabei spielen die Elemente des Ganzkörpertrainings wie Langhanteltraining eine wichtige Rolle“, sagt der Sportwissenschaftler Dieter Bubeck. „Denn nur, wenn die Kräfte von unten nach oben beziehungsweise von oben nach unten ohne Verlust übertragen werden, können optimale Leistungen ohne Verletzungen oder Schädigung des Körpers erbracht werden.“

Spezielle Qualifikationen hängen im Handball von der jeweiligen Position des Spielers ab. Auf die Torhüter rauscht der harzverklebte Ball mit bis zu 120 Kilometern pro Stunde zu. Sie benötigen ein gutes Stellungsspiel gepaart mit guten Reflexen und einer ausgeprägten Bewegungs- und Reaktionsschnelligkeit.

Die Außen müssen bei den Tempogegenstößen blitzschnell auf den Beinen sein, um die immer wichtiger werdenden einfachen Tore zu erzielen. Die Flügelflitzer sind eher filigran, virtuos am Ball und oft mit einem feinen Handgelenk ausgestattet. Am Kreis und im Abwehrzentrum tummeln sich die Kolosse. Sie sind im Profibereich selten unter zwei Metern groß und unter 100 Kilogramm schwer.

Ganz egal, ob Bundesliga- oder Hobbyspieler – „jeder gut und systematisch trainierte Handballer profitiert, über alle Altersstufen hinweg, von einer ausgeprägten Ganzkörperathletik“, sagt Dieter Bubeck. Wenn das mal kein Anreiz ist . . .

Das sagt der Mediziner

Handball ist eine sehr fordernde Sportart. Was spricht für die Sportart? Was gegen Handball? Das sagt der Sportorthopäde und Sportmediziner Raymond Best.

Allgemein: „Beim Fußball werden überwiegend Beine und Hüfte beansprucht, beim Handball alle vier Gliedmaßen, Arme, Beine – außerdem der Oberkörper. Wer richtig trainiert, ist beweglich und erwirbt hohe koordinative Fähigkeiten, die sich auf die Athletik des kompletten Körpers positiv auswirken.“

Herz-Kreislauf: „Die hohen Belastungsspitzen, die schnellen Sprints mit Antritten, Stopps und Richtungsänderungen, die Würfe und Sprünge beanspruchen das Herz-Kreislauf-System stark. Positiv sind die gesundheitsfördernden Aspekte durch die Verbesserung der Ausdauer. Es werden viele Kalorien verbraucht, aufgrund der zeitweilig aussetzenden hohen Belastungen aber ein wesentlich höherer Anteil an Kohlenhydrate als an Fetten.“

Psyche: „Neben der Entwicklung der körperlichen Fähigkeiten schult Handball das Selbstvertrauen und das Durchsetzungsvermögen.“

Vorsicht: „Vorsicht im Sport ist im Allgemeinen geboten bei akuten systemischen Erkrankungen wie fieberhaften Infekten. Speziell im Handball sollten Vorverletzungen der Schulter-, Knie- und Sprunggelenke Berücksichtigung finden. Generell ist ohnehin vor Beginn einer neuen Sportart ein sportmedizinischer Check-up sinnvoll.“