Serhou Guirassy steht bereits bei 16 Toren in dieser Bundesliga-Saison. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Bleibt er oder geht er? Kein VfB-Profi steht auf dem Transfermarkt so sehr im Fokus wie Serhou Guirassy. Ob er die Stuttgarter aber bereits im Winter verlässt, ist alles andere als sicher. Aus mehreren Gründen.

Der Januar nähert sich in großen Schritten – und mit ihm die bange Frage beim VfB Stuttgart, ob einer der wichtigsten Angestellten dem Verein über das Winter-Transferfenster hinaus erhalten bleibt. Kein Tag vergeht ohne Spekulationen um Toptorjäger Serhou Guirassy, der sich mit 16 Saisontoren längst ins Schaufenster geschossen hat und aufgrund einer Ausstiegsklausel von 17,5 Millionen Euro verhältnismäßig günstig zu haben wäre. Sein Marktwert beträgt mittlerweile gut das Doppelte.

 

Das ist die eine Seite. Aber: Der feste Wille eines Vereins und die nötigen finanziellen Mittel alleine werden nicht reichen – denn nur Guirassy selbst kann die Klausel ziehen, niemand sonst. Was zur Frage führt: Was will der Stürmer eigentlich? Zunächst: Er fühlt sich pudelwohl in Stuttgart, genießt den Höhenflug und sein Standing. Beides kannte er in dieser Ausprägung bisher nicht in seiner Laufbahn, bei der VfB-Vertragsverlängerung im vergangenen Sommer spielten diese weichen Faktoren eine wesentliche Rolle. Zugleich hat Guirassy nie einen Hehl aus seinen Ambitionen gemacht. Er fühlt sich bereit für den nächsten Schritt in seiner Karriere, wenn die Konstellation wirklich passt.

Das Transferfenster in England schließt am 1. Februar

Dazu gehört die Liga, sein Traum ist die englische Premier League. Dazu gehört aber auch die realistische Aussicht auf den Stammplatz als Stürmer Nummer eins, die Erfahrungen als Reservist bei Stade Rennes in der Saison 2021/22 haben Guirassy geprägt. Wiederholung ganz klar unerwünscht.

Das schränkt den Kreis der potenziellen Abnehmer ein. Zuletzt zeigten Newcastle United (Platz sieben) und Manchester United (Platz sechs) Interesse an einer Guirassy-Verpflichtung zur Verstärkung ihrer Offensive, wobei das Ausscheiden von Manchester auf internationaler Bühne am Dienstagabend gegen den FC Bayern (0:1) die kurzfristige Attraktivität des Clubs sicher nicht erhöht hat.

Hinzu kommt ein zeitlicher Aspekt. Zwar schließt das Transferfenster in England erst am 1. Februar des kommenden Jahres – die Guirassy-Klausel läuft aber nach Informationen unserer Redaktion deutlich früher Mitte Januar ab. Ein solcher Passus hatte bereits im vergangenen Sommer gegriffen, als die Möglichkeit zum Ziehen der Klausel am Tag vor dem Pflichtspiel-Auftakt im DFB-Pokal im August verstrichen war. Durch die Maßnahme will der VfB auch im anstehenden Wechselfenster im Fall eines Abgangs ausreichend Zeit für die Suche nach einem Ersatz haben.

Dass sich Guirassy-Interessenten deshalb Ende Januar nicht mehr zu melden brauchen, heißt das natürlich nicht. Aber: Der VfB würde wieder mit am Verhandlungstisch sitzen und könnte einen Preis gemäß des gegenwärtigen Marktwerts aufrufen.

Ohnehin aber ist der Zeitpunkt für einen Last-Minute-Transfer in diesem Januar nicht ideal. Guirassy weilt zu Jahresbeginn in der Elfenbeinküste, wo er mit der Nationalelf von Guinea am Afrika-Cup teilnimmt. Am 15. sowie am 19. und 23. Januar stehen die Gruppenspiele an, die den Fokus des Angreifers fordern werden. Danach würde er im Fall eines Wechsels mitten in der Saison zu seinem neuen Verein stoßen – in ein fremdes Umfeld, mit strapaziösen Turnierwochen in den Knochen.

Neue Dynamiken durch Verletzungen oder Abgänge?

Auszuschließen ist ein Abgang trotz all dieser Faktoren natürlich nicht, zumal sich im Profifußball rasend schnell neue Konstellationen und Dynamiken ergeben können. Etwa, indem Handlungsbedarf bei anderen Vereinen durch Abgänge oder Verletzungen aufkommt.

Vieles ist also noch offen – und ziemlich sicher nur: Beenden wird Serhou Guirassy seine Karriere beim VfB mit großer Wahrscheinlichkeit nicht. Der Zeitpunkt eines Wechsels steht aber längst noch nicht fest. Und dass das Ganze im Winter über die Bühne, ist alles andere als ausgemacht.