Wie der Krieg die Sprache bricht: Serhij Zhadan Foto: IMAGO/Panama Pictures/IMAGO/Christoph Hardt

Der ukrainische Friedenspreisträger Serhij Zhadan hat im Literaturhaus Stuttgart einen Einblick gegeben, wie der Krieg Sprache und Wahrnehmung verändert. Ein Abend radikaler Gegenwart, der in Erinnerung bleibt.

Kiew, Charkiw, Odessa, Lwiw, Dnipro – am Morgen ist ein mörderischer Raketenhagel auf ukrainische Städte niedergegangen. Wie eine schwarze Wolke hängen die sinnlosen Zerstörungen, Dutzende tote Zivilisten, Hunderte Verletzte über dem Abend im Literaturhaus. Die sichtlich angegriffene Leiterin Stefanie Stegmann erwähnt in ihrer Einführung die kurzfristige Absage einer befreundeten Kollegin, die bei den Angriffen einen Angehörigen verloren hat. Das ist die Situation. Und sie wirkt in ihrem unversehrten Kulturveranstaltungsfrieden so unwirklich wie ein Friedenspreisträger, der zum Auftakt einer neuen, osteuropäischen Gedächtnisprägungen gewidmeten Reihe als Souvenir den Entsicherungsring einer Handgranate mitgebracht hat. Keine Erinnerung, sondern brutalste Gegenwart.