Schwanensee? Nein, das ist Serena Williams bei den US Open. Foto: FR170905 AP

Serena Williams weiß, was manche Männer auf den Tennistribünen wünschen. Viel Haut, feminine Kleidchen und supersexy Frauenkörper. Da hilft nur eins bei den US Open: Sich lustig machen über die Sehnsüchte der Unverbesserlichen und in ein Tutu schlüpfen.

Stuttgart - Was ist der Unterschied zwischen Mode und Sport? In der Mode gewinnt der, der die Regeln bricht. Im Sport ist es genau andersherum. Wer das nicht akzeptiert und zu allem Übel auch noch die beiden Welten vermischt wie etwa die Tennisspielerin Serena Williams, muss sich nicht wundern, wenn sich die Konformisten plötzlich aus der Deckung wagen und einen riskanten Netzangriff wagen. Regelfetischisten wie Bernard Giudicelli, seines Zeichens Präsident des mächtigen französischen Tennisverbandes, der Serena Williams „mangelnden Respekt für das Spiel“ vorwarf, nachdem er die 36-jährige US-Amerikanerin im Catsuit, einem Ganzkörperanzug gesehen hatte. Der Funktionär Giudicelli denkt nun über die Einführung einer Kleiderordnung für die kommenden French Open nach.

Wollstrümpfe, die an Strapsen hingen

Der Stilbruch im Damentennis hat allerdings Tradition: In den 20er Jahren war es nämlich die legendäre französische Spielerin Suzanne Lenglen, die nicht nur mehrfach die Meisterschaften in Wimbledon gewann, sondern vor allem für ihr skandalöses Auftreten auf dem Tennisplatz bekannt war. Ihre Markenzeichen waren: nackte Arme, Stirntücher, dekolletierte Kleider und Wollstrümpfe, die an Strapsen hingen. Irre sexy für die damalige Zeit. Lenglen war eine einzige Protestaktion, doch vom Platz wurde sie nie verwiesen.

Frau gegen Mann

Und Serena Williams heute? Serviert bei den laufenden US Open in New York im Tutu. So antwortet man auf den Rüffel eines Ewiggestrigen: mit einer modischen Provokation, die nur auf den ersten Blick romantisch oder besonders anmutet. Das komische Kostüm mit den typischen Tüllschichten hat der Designer Virgil Abloh entworfen. Am athletischen Körper der wohl erfolgreichsten Tennisspielerin aller Zeiten wirkt das aber alles andere als anmutig oder schwebend wie das im klassischen Ballett noch immer zu sehen ist. Der Auftritt erinnert an eine Parodie. Serena Williams zeigt ihren muskulösen Körper, enttäuscht den männlichen Blick und verwandelt den Tennisplatz einmal mehr in eine gesellschaftspolitische Kampfarena. Frau gegen Mann. Tutu, Satz und Sieg.