Der Miliz- und Unterweltchef Zeljko „Arkan“ Raznatovic Foto: Archiv/Drago_Vejnovic

Südafrikas Justiz hat den Weg zur Auslieferung des zu 35 Jahren Jahren verurteilten Dobrosav Gavric frei gemacht: Vor 20 Jahren hatte er den serbischen Miliz- und Unterweltboss Arkan Raznatovic getötet.

Belgrad - Zumindest Serbiens berühmte Sängerin kann die Heimkehr des Mörders ihres Mannes kaum erwarten. Es sei „Gottes Wille“, dass Dobrosav Gavric endlich für sein Verbrechen bezahlen müsse, das ihre Familie in „ewige Trauer“ gestürzt habe, sagt  Svetlana „Ceca“ Raznatovic. Mord, Gewalt und Schrecken prägten das Leben von Serbiens berüchtigtem Miliz- und Unterweltchef Zeljko „Arkan“ Raznatovic – und sollten es auch beenden: Mit mehreren Schüssen beförderte der damalige Polizist Gavric den selbst ernannten Herren über Leben und Tod sowie zwei seiner Begleiter am 15. Januar 2000 in der Lobby des Belgrader Intercontinental Hotels ins Jenseits.

 20 Jahre nach dem gewaltsamen Tod des Kriegsschergen könnte jetzt die unfreiwillige Rückkehr seines Mörders die Hintergründe des Auftragsmordes ans Licht bringen. Südafrikas Justiz hat letzte Woche nach jahrelangem Rechtsstreit den Weg zur Auslieferung des bereits seit 2011 in Auslieferungshaft sitzenden Gavric freigemacht. Wie die südafrikanische und serbische Presse übereinstimmend berichteten, gilt die noch benötigte Unterschrift von Justizminister Ronald Lamola nur noch als Formsache.   

Wer den Auftrag zur Tötung gab, ist noch immer unbekannt

Kurz bevor ein Belgrader Gericht Gavric im Oktober 2006 wegen dreifachen Mordes zu 35 Jahren Haft verurteilt hatte, war der Auftragskiller gemeinsam mit einem mitangeklagten Kompagnon abgetaucht. Über Italien und Ecuador war Gavric 2007 nach Kapstadt gelangt, wo er 2011 nach einer Schießerei im Mafia-Milieu mit Hilfe seiner Fingerabdrücke zufällig enttarnt wurde.

Mit einem Antrag auf politisches Asyl versuchte der seitdem in Abschiebehaft sitzende Killer seine Auslieferung nach Serbien zu verhindern.  Wer den Auftrag zur Tötung von Serbiens damals mächtigstem Unterweltboss gab, ist noch immer unbekannt. Sicher ist: Arkan hatte sich im Laufe seines 47 Jahre langen Lebens unzählige Feinde gemacht.    Schon in den siebziger und achtziger Jahren hatte er mit Überfällen auf  Banken und Schmuckhändler und spektakulären Gefängnisausbrüchen in zahlreichen westeuropäischen Ländern für Aufsehen gesorgt.

Fürchtete Milosevic ihn als möglichen Belastungszeugen vor dem Tribunal?

Gleichzeitig fungierte der Kriminelle bei seinen Beutezügen im Westen als Liquidator des jugoslawischen Geheimdienstes, in dessen Auftrag er Dissidenten in der Diaspora beseitigte.  Seine engen Geheimdienstkontakte beschleunigten in den neunziger Jahren seinen zweifelhaften Aufstieg zu einem der am meisten gefürchteten Paramilitärs der Jugoslawienkriege: Die Angehörigen seiner als „Arkan Tiger“ berüchtigten Miliz  der „Serbischen Freiwilligen Garde“ rekrutierte Raznatovic unter den von ihm geführten „Delije“-Ultras von Roter Stern Belgrad. Wegen der von seinen Milizionären in Kroatien und Bosnien an der Zivilbevölkerung begangenen Untaten wurde Raznatovic bereits 1997 vom UN-Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag auf die Fahndungsliste gesetzt.  Die Hintergründe seiner Ermordung liegen noch immer im Dunkeln. Die gängigste These ist, dass Ex-Autokrat Slobodan Milosevic ihn als möglichen Belastungszeugen vor dem Tribunal fürchtete – und beseitigen ließ. Vieles deutet daraufhin, dass Geheimdienste bei dem spektakulären Mord die Hand im Spiel gehabt könnten.