Seit der Sepa-Umstellung können manche SB-Terminals in Banken keine Vordrucke für Spenden mehr erkennen. Die Hilfsorganisationen fürchten, dadurch könnten Menschen vom Spenden abgehalten werden. Foto: dpa

Weihnachtszeit, Spendenzeit – wenn man sein Geld denn los wird. Kunden, die an SB-Terminals der Banken Spendenvordrucke eingeben, erhalten derzeit oft Fehlermeldungen. Wohltätige Organisationen fürchten, dass deshalb Spenden ausbleiben.

Stuttgart - Der Kunde in einer Stuttgarter Filiale der Deutschen Bank traut seinen Augen nicht: Als er einen Spendenvordruck am SB-Terminal eingeben will, verweigert das Gerät die Annahme. Der Überweisungsträger bleibt unbenutzt. Auf Nachfrage teilt die Bank schriftlich mit, solche Zahlscheine würden derzeit größtenteils „maschinell nicht akzeptiert“. Der Kunde möge eine andere Art wählen, seine Spende zu tätigen.

Ob er das dann noch tut oder genug hat vom Zahlungstheater, weiß niemand. Und wie viel Geld den Spendenempfängern dadurch entgehen könnte. Der Deutsche Fundraisingverband jedenfalls schlägt Alarm. Er vertritt zahlreiche Spendenorganisationen. „Das Problem, dass Zahlscheine für Spenden am SB-Terminal nicht angenommen werden, tritt derzeit in Deutschland flächendeckend auf“, sagt Vorstandsmitglied Cornelia Blömer. Beschwerden darüber habe man von allen wesentlichen Organisationen bekommen. Darunter finden sich Brot für die Welt, Amnesty International oder Ärzte ohne Grenzen. Sie alle verwenden Überweisungsvordrucke, die als Spendenzahlschein gekennzeichnet sind.

Hintergrund ist die Sepa-Umstellung. In deren Zug mussten auch die Geräte auf die neuen Kontodaten eingestellt werden. Manche erkennen jetzt offenbar die speziell codierten Spendenvordrucke nicht mehr und lehnen sie ab. Cornelia Blömer spricht von einzelnen Fällen bei verschiedenen Banken. Die große Mehrheit der Beschwerden aber betreffe Filialen der Deutschen Bank.

„Wir wissen nicht, wie viele Leute sich dadurch vom Spenden abhalten lassen“, sagt Blömer. Das wissen auch die betroffenen Organisationen nicht. „Wir bekommen immer wieder Berichte von Spendern, dass das Einlesen am Terminal nicht funktioniert. Das Problem ist bekannt“, sagt Stefan Dold, Sprecher von Ärzte ohne Grenzen. Bei Brot für die Welt hofft man, dass die Leute auf andere Weise ihre Spende absetzen können und es zu keinen Ausfällen kommt.

Blömer ärgert sich nicht allein über den Fehler an den Geräten, sondern auch über die Reaktionen mancher Bankmitarbeiter. Viele seien nicht über das Problem informiert und berieten die Kunden falsch. „Da gibt es schlimme Aussagen“, so Blömer. Einige behaupteten gar, man könne mit den Vordrucken grundsätzlich keine Spende mehr überweisen. Und wenn die Kunden die Überweisung dann am Schalter machen wollen, „werden dafür Gebühren zwischen 20 Cent und 2,50 Euro verlangt.“ Auch das könne Menschen vom Spenden abhalten. Man versuche das Problem seit Wochen zu lösen, aber die Banken „blocken ab“.

Sprecher verschiedener Banken weisen darauf hin, dass ihnen beim eigenen Haus keine solchen Probleme bekannt seien. Anders bei der Deutschen Bank, dem offenbar am meisten betroffenen Geldinstitut. Es betreibt in Deutschland rund 1500 SB-Terminals. „Wir sind wahrscheinlich auch wegen unserer Größe und der Zahl der Geräte bei den Beschwerden besonders auffällig“, sagt Christoph Bubmann. Er ist Hauptverantwortlicher für alle Kundenfragen und räumt offen ein: „Die Funktion, Spendenvordrucke als solche zu erkennen, ist an unseren Geräten seit der Sepa-Umstellung leider eingeschränkt.“

Laut Bubmann handelt es sich um einen technischen Fehler, der nicht so einfach zu beheben sei. „Das werden wir erst im nächsten Jahr schaffen“, sagt er. Bis dahin könne man mit den Formularen nur Spendenkonten bedienen, die auch bei der Deutschen Bank geführt werden. Das allerdings sind die wenigstens. Viele Organisationen haben ihre Konten bei der Bank für Sozialwirtschaft. „Es steckt keinerlei Absicht dahinter, wir haben kein Interesse daran, dass andere Spendenkonten nicht bedient werden“, so Bubmann.

Dass durch den Fehler die Gefahr besteht, dass weniger gespendet wird, sieht man bei der Deutschen Bank. „Kein Kunde darf behindert werden, wenn er spenden will. Keine Organisation darf deswegen weniger Geld einnehmen“, beteuert Bubmann. Deswegen wolle man umfangreich auf die Probleme reagieren. Anfang Januar soll die Anzeige an den fehlerhaften Geräten korrigiert werden, so dass Kunden klarer wird, was sie als Alternative tun können. Zudem sollen die Terminals mit Aufklebern versehen werden. Alle Beschäftigten seien auf das Problem hingewiesen worden. „Wenn wir erfahren, dass ein Mitarbeiter am Schalter nicht informiert ist und Gebühren für die Spende verlangt, entschuldigen wir uns und erstatten das Geld zurück“, verspricht Bubmann.

Damit die Spender ihr Geld auch loswerden können. Mit möglichst wenig Ärger.

Info

Bankingterminals

Neben der Überweisung am Bankschalter oder beim Online-Banking übers Internet bieten viele Banken auch SB-Terminals in ihren Filialen an. Dort können die Kunden auch Bankgeschäfte erledigen, wenn der Schalter geschlossen ist.

Möglich sind alle wesentlichen Vorgänge. Kunden können Überweisungsaufträge erteilen, Daueraufträge einrichten, ändern oder löschen, Kontoauszüge drucken, sich Kontoübersichten und Anlageangebote anzeigen lassen oder auch Beratungstermine vereinbaren.

Zum Angebot gehört oft auch ein sogenannter Belegleser. Dort können vom Empfänger vorausgefüllte Überweisungsformulare – auch für Spenden – eingegeben werden. Das Gerät fügt nach Anmeldung im Terminal die Bankdaten des Kunden automatisch ein, so dass die Überweisung nicht mehr von Hand ausgefüllt werden muss.

Allein die Deutsche Bank hat in ihren Filialen in Deutschland rund 1500 Bankingterminals stehen. (jbo)