Während nebenan gemordet wird: Kommandant Franz Reichleitner (links), Erich Bauer, der „Gasmeister“ von Sobibor (Mitte, mit Küchenhilfe) und Johann Niemann (rechts) beim entspannten Zusammensein vor dem Kasino. Foto: United States Holocaust Memorial Museum

Johann Niemann machte im Dritten Reich Karriere: Er schaffte es vom einfachen Anstreicher zum stellvertretenden Kommandanten des Vernichtungslagers Sobibor. Vor kurzem wurden seine privaten Fotoalben entdeckt. Martin Cüppers, der maßgeblich an der Aufarbeitung beteiligt war, berichtet im Interview über den Sensationsfund.

Ludwigsburg - Johann Niemann, Jahrgang 1913, war stellvertretender Kommandant des Vernichtungslagers Sobibor im deutsch besetzten Polen. Etwa 250 000 Menschen wurden dort ermordet. Am 14. Oktober 1943 wagten jüdische Gefangene den Aufstand und töteten ihn dabei. Erst vor kurzem wurden mehr als 350 Fotos, Briefe, Sparbücher und andere Quellen aus Niemanns Besitz entdeckt. Was sie der Nachwelt über den Holocaust verraten und wie das Landeskriminalamt Stuttgart bei der Aufarbeitung ins Spiel kam, erklärt der Historiker Martin Cüppers im Interview.