Mehr Stimmen als die FDP: Die „Partei“ stellt einen oder zwei Gemeinderäte im Ort Hemmingen. Foto: privat

Sie sind alle unter 30 Jahren, machen freche Sprüche und finden den Satiriker Martin Sonneborn gut. Jetzt zieht die „Partei“ in den Gemeinderat von Hemmingen im Kreis Ludwigsburg ein – und ist stärker als die FDP.

Hemmingen - Damit hätten sie wohl selbst kaum gerechnet: Die Satiregruppe der „Partei“ erhält 7,5 Prozent bei der Gemeinderatswahl in Hemmingen – und wird mindestens einen Gemeinderat in der kleinen Kommune im Kreis Ludwigsburg stellen. Sie liegt sogar knapp vor der FDP mit 7,1 Prozent, was die jungen Aktivisten besonders freut. Mit einer Liste von sieben Personen sind sie zur Kommunalwahl angetreten – alle unter 30 Jahre und mit dem ernsthaften Anspruch, Themen anders anzugehen als die etablierten Parteien. „Wir machen Politik nicht lächerlich, wir haben lediglich eine andere Herangehensweise an Themen“, hat der Kandidat Markus Walker im Wahlkampf erklärt. So ist die „Partei“ mit provokativen Sprüchen und Plakaten aufgefallen.

Freche Plakate finden viel Zustimmung

Im Ort wird zum Beispiel über Schimmelbefall in der Grundschule diskutiert. Die „Partei“ hängte ein Plakat auf: „Verwechslungsgefahr: Echter Schimmel – Schimmel an der Hemminger Schule“. Darauf haben sie viele positive Reaktionen bekommen. Offenbar wurde den jungen Leuten abgenommen, das sie nicht nur Quatsch machen, sondern neue Ideen in den Gemeinderat tragen wollen. Wie viele Räte die „Partei“ genau stellen wird, ist noch offen. Zwei sind rechnerisch möglich.

Die bundesweite Gruppierung wurde 2004 von Martin Sonneborn, dem Gründer und Chefredakteur des Satire-Magazins „Titanic“ gegründet – und zog 2014 durch den Wegfall einer Sperrklausel ins Europaparlament ein. Am Sonntag konnte sie ihr Ergebnis bei der Europawahl sogar noch ausbauen. Im Kreis Ludwigsburg gibt es seit einigen Jahren einige Aktivisten, Hemmingen ist die Hochburg der „Partei“.

Die Reaktion: „Bestes Ergebnis seit Kriegsende“

Die Reaktion der Hemminger „Partei“-Ortsgruppe auf ihrer Facebook-Seite ist ebenfalls ironisch: „7,51 %. Bestes Ergebnis seit Kriegsende. Die Spaßpartei FDP wurde klar überholt. *Smiley*“. Und der nächste Coup ist schon geplant: Am 30. Juni will die „Partei“ bei der Oberbürgermeisterwahl in Ludwigsburg antreten. Eine Forderung wurde nach einer Serie von angezündeten Autos schon aufgestellt: „Todesstrafe für Porsche-Abfackler“. Ob sie mit dieser Agenda das Hemminger Ergebnis toppen können?