Gemeinsam wird jedes zu reparierende Rädchen inspiziert. Foto: Gottfried Stoppel

Einmal im Monat trifft sich eine Gruppe von älteren Herren in einem früheren Plüderhausener Kindergarten. Ihr gemeinsames Ziel – kaputte Gegenstände und Möbel, die ihnen gebracht werden, wieder flott zu machen.

Geschäftiges Treiben herrscht jeden zweiten Mittwoch im Monat im ehemaligen Kindergarten in der Schloßgartenschule in Plüderhausen. Die 13 Mitglieder der örtlichen Seniorenwerkstatt tummeln sich in den Räumen, die mit jeder Menge Werkzeug und Gerätschaften gefüllt sind. Es wird gebohrt, geschliffen und geschraubt – und jeder Arbeitsschritt ausführlich vorher gemeinsam beratschlagt. In der Mache haben die Herren das, was ihnen Bürger zur Reparatur bringen. Die Männer seien handwerklich erfahren und bereit anzupacken, sagt der Organisator der Seniorenwerkstatt, Thomas Küssner: „Jeder Handgriff sitzt.“

Wer etwas mitbringt, wird in einen der hinteren Räume gebeten. Dann beginnt jede Reparatur mit einer gemeinsamen Diagnose. Das defekte Gerät wird auf einen Tisch gelegt und von allen Seiten begutachtet. An diesem Tag sind es eine alte Sackkarre, ein historischer Kinderstuhl und eine Schublade aus Pressspan, die allmählich aus dem Leim geht. Das ist die große Stunde der handwerklich begabten Herren: Sie inspizieren jedes Rädchen und auch die antik anmutenden Einzelteile des alten Kinderstuhls, der Jahre auf einem Dachboden verbracht hat, schrecken sie nicht. Fachmännisch werden alle Hölzer zusammengesteckt, die alten Beschläge überprüft – und am Ende zuversichtlich festgestellt: „Das kriegen wir wieder hin.“ Thomas Reitler, ein 86-jähriger Schreinermeister hat da keine Zweifel. Bezahlen muss die Kundschaft am Ende nur die Materialkosten – wobei man sich über Spenden freue, wie der Organisator Thomas Küssner betont.

Vor sieben Jahre sei die Gruppe gegründet worden, berichtet er. Das Rathaus suchte damals Helfer für den Umzug des Kindergarten Goldacker. Sechs Senioren meldeten sich und lernten sich beim Schrauben, Bohren und Hämmern kennen und schätzen. Sie stammen aus den unterschiedlichsten Professionen, haben zumeist während ihres Erwerbslebens einen Handwerksberuf ausgeübt, wie Schreiner, Elektriker oder KFZ-Mechaniker. Nach den Umzugsarbeiten beschlossen die Männer, sich gemeinsam weitere Projekte vorzunehmen. So haben sie zusammen bereits Umkleidekabinen am Plüderhausener Badesee gebaut, etliche Zäune an Spielplätzen, einen öffentlichen Bücherschrank sowie diverse Hasenställe und Igelhotels für den örtlichen Tierschutzverein, der in der Gemeinde ein Tierheim betreibt.

Im Jahre 2012 wurde dann das Gebäude des Kindergartens in der Schulstraße frei und zum neuen Heim der Seniorenwerkstatt. In den früheren Gruppenräumen finden reichlich Materialspenden Platz, welche die Herren dank ihres Engagements inzwischen bekommen haben. Viele von ihnen kennen Leute, die noch bei Plüderhausener Betrieben tätig sind. So kommt es , dass sich etliche ausgemusterte Werktische in den Räumen stehen, Bohrmaschinen, Schleifgeräte sowie eine Drechsel- und seit neuestem auch eine Drehmaschine. Sie hat im ehemaligen Waschraum des Kindergartens Platz gefunden.

Sehr häufig reparieren die Senioren Dinge für die Allgemeinheit. Gabi Lang, eine Kindergartenerzieherin, ist voll des Lobes über das Engagement der Werkstattmitglieder. Die Männer hätten in ihrer Einrichtung nicht nur Regale, sondern ganze Spielgeräte repariert. Man habe, sagt Thomas Küssner, bereits an vielen Stellen in Plüderhausen geholfen – und dem Rathaus damit manche teure Ausgabe erspart.