Speziell auf Senioren zugeschnitten ist das Urlaub-ohne-Koffer-Angebot. Dafür gibt es nun aber keinen Zuschuss mehr. Foto: Speziell auf Senioren zugeschnitten ist das Urlaub-ohne-Koffer-Angebot. Dafür gibt es nun aber keinen Zuschuss mehr.

Die Seniorenerholung wird von der Stadt nicht mehr gefördert. Anbieter, wie die evangelische Kirchengemeinde Möhringen, hoffen auf Sponsoren.

Möhringen - Von 40 000 Euro auf null Euro. Das sind die nackten Zahlen. Künftig gibt es keinen städtischen Zuschuss mehr für die Altenerholung. Ganz konkret bedeutet dies, dass etwa Seniorenreisen nicht mehr unterstützt werden dürfen. Der finanzielle Kahlschlag trifft auch bewährte Angebote wie „Urlaub ohne Koffer“ in den Waldheimen, die älteren Männern und Frauen eine unkomplizierte Freizeit in der Nähe des eigenen Wohnorts ermöglicht.

Zu den Anbietern zählt etwa die evangelische Kirchengemeinde Möhringen. Das zehntägige Waldheim für Senioren im Juni ist fest etabliert. Der Beschluss kam für die Diakonin Birgit Keyerleber völlig überraschend: „Ich habe davon nichts gewusst.“ Bisher erhielt die Kirchengemeinde für jeden Feriengast 6,30 Euro pro Tag. Geld, das fest eingeplant ist und auch eingesetzt wurde, um das Angebot immer weiter zu verbessern. Einmalig ist im Möhringer Waldheim die Kooperation mit der örtlichen Diakoniestation, die vorbeischaut, um etwa den Blutdruck der Senioren zu messen. Eine ausgebildete Fachkraft kommt, um mit den Gästen Balance- und Kraftübungen zu machen. „Das gibt es nicht umsonst“, sagt Keyerleber.

Bezirksbeirat stiftet Geld

Sie schätzt, dass zwischen 1500 und 2000 Euro fehlen. „Das ist eine Rolle rückwärts“, sagt die Gemeindediakonin, die sich noch gut daran erinnern kann, wie die Stadträte vor wenigen Jahren zusätzlich Geld zur Verfügung gestellt haben, um speziell die örtliche Naherholung zu fördern. Dieser Aufschlag ist längst passé, nun wird der Zuschuss ganz auf Null gefahren.

„Das fehlende Geld muss wohl durch Sponsoren aufgebracht werden“, sagt Keyerleber. Der Bezirksbeirat Möhringen hat kürzlich bereits Geld für den Urlaub ohne Koffer gestiftet. Auch Keyerlebers Kollege vom Waldheim Degerloch, Jürgen Möck, hofft, dass der nicht mehr vorhandene städtische Zuschuss durch Spenden ausgeglichen werden kann. Eine Alternative sei es, die Preise zu erhöhen. Da müsse man aber genau auf den Einzelfall schauen: „Wir wollen schließlich, dass möglichst viele Senioren mitmachen.“ Die Teilnahme dürfe nicht aus finanziellen Gründen scheitern.

Zumindest für das Jahr 2012 ändert sich nichts. „Das ist gesichert“, sagt der Pressepfarrer Christoph Schweizer. Wie es in den nächsten Jahren weitergehe, müsse noch geklärt werden. Kritik will Schweizer nicht üben: „Der neue Haushalt leistet sich im sozialen Bereich einiges.“ Da könne auch die Kirche sehr zufrieden sein. Dass es keinen städtischen Zuschuss mehr für die Altenerholung gebe, sei aber natürlich ein „Wermutstropfen“, so Schweizer.

Sozialamt musste 95000 Euro sparen

Für Möhringen ist es nicht der einzige, denn auch die Förderung des Senioren-Mittagstisches wird um fast 50 Prozent reduziert. Statt 115 000 Euro stehen nur noch 60 000 Euro zur Verfügung. Die evangelische Kirchengemeinde erhielt zuletzt für ihr Mittagessen-Angebot einen Zuschuss in Höhe von 6300 Euro im Jahr.

Was die Seniorenerholung betrifft, verweist Walter Tattermusch, der Leiter des Sozialamts, auf den Rückgang der Teilnehmer: „1996 waren es noch mehr als 1500, 2010 nur noch 417.“ Zwar könne man Härtefälle weiterhin abfedern, aber „einen Zuschuss gibt es nicht mehr“. Dass dies den Anbietern nicht schmeckt, weiß Tattermusch. Doch jedes Amt habe kürzen müssen: „Sonst hätte das Regierungspräsidium den Haushalt nicht genehmigt.“ Beim Sozialamt waren es 95 000 Euro. Dennoch ist der Sozialetat gewachsen. Da ist eine Kürzung doppelt bitter. „Das ist natürlich eine schmerzliche Geschichte“, sagt Tattermusch.