Immer wieder kommt es in Stuttgart zu Unfällen mit Senioren. Wie am 18. August im Stuttgarter Wagenburgtunnel. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttgart

Senioren sind im Straßenverkehr besonders gefährdet, sagt das Verkehrsministerium Baden-Württemberg. Deswegen müssen sie nicht gleich den Führerschein abgeben. Prävention kann helfen – freiwillig ist dazu aber kaum einer bereit.

Stuttgart - Freitag, 18. August: Eine 80-jährige Frau verursacht einen Frontalzusammenstoß im Stuttgarter Wagenburgtunnel. Drei Tage zuvor: Ein 85-Jähriger versucht auszuparken, beschleunigt plötzlich zu stark und richtet einen Schaden von fast 40.000 Euro an. Unfälle von Senioren scheinen sich zu häufen. Rund 48.700 Senioren (Menschen im Alter von 65 oder mehr Jahren) verunglückten laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2015 im Straßenverkehr. Wäre es nicht besser, den Führerschein im Alter einfach abzugeben?

Auf keinen Fall, sagt Roland Sing, Vorsitzender des Landesseniorenrats Baden-Württemberg: „Der Führerschein garantiert vielen Senioren ihre Mobilität. Wir wollen nicht, dass die Menschen vereinsamen. Der öffentliche Nahverkehr wird gerade in ländlichen Regionen den Bedürfnissen der älteren Menschen nicht gerecht.“ Der Verlust des Führerscheins bedeute für viele Senioren, komplett abhängig von anderen zu sein, sagt Sing.

Immer mehr Senioren nehmen am Straßenverkehr teil

Wenn der Entzug des Führerscheins keine Lösung ist, welche Möglichkeiten gibt es dann, um das Risiko für Senioren zu reduzieren, im Straßenverkehr zu verunglücken? Fakt ist, dass die Zahl an verunglückten Senioren gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil zwar gesunken ist. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. Dennoch häufen sich die Unfälle absolut gesehen, weil es insgesamt immer mehr ältere Menschen gibt und damit auch mehr Senioren im Straßenverkehr. Das deckt sich auch mit den Zahlen aus Stuttgart.

Noch gravierender ist aber die Anzahl an getöteten Senioren im Straßenverkehr: Über ein Drittel aller tödlich Verunglückten waren im Jahr 2015 Senioren. Die meisten davon verunglückten als Auto-Insassen. Das bedeutet: Die Gefährdung für ältere Menschen, im Straßenverkehr zu verunglücken, ist größer als die Gefahr, selbst einen Unfall zu verursachen. Hinzu kommt: Sind Senioren in einen Unfall verwickelt, tragen sie in 67 Prozent der Fälle die Hauptschuld. Die Unfallursachen sind sowohl in Stuttgart als auch bundesweit vor allem Vorfahrtsfehler, gefolgt von Fehlern beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren und Anfahren.