Richard Bürger hat das Unternehmen im Jahr 1934 in Feuerbach gegründet. Foto: Bürger

Der Seniorchef von Bürger, Richard Bihlmaier, wird an diesem Sonntag 80. Sein Leben birgt manch kuriose Geschichte.

Ditzingen - Das helle Holzbrett ist etwas länger als einen Meter, hat 13 mehrere Zentimeter breite Einkerbungen – und steht bei Richard Bihlmaier im Büro. Richard Bihlmaier wird an diesem Sonntag 80. Er ist nach wie vor im Geschäft, das Brett steht griffbereit im Schrank. Damit, habe 1963 die Maultaschenproduktion begonnen, erzählt der Seniorchef von Bürger.

Der Teig kam damals vom Bäcker, und Mitarbeiterinnen füllten die Teigtaschen von Hand. Heute, 55 Jahre später, gehen nach Firmenangaben täglich 2,5 Millionen Stück vom Band. Die besten Kunden sind nach wie vor Schwaben. Auch wenn Hamburg inzwischen „ein gutes Pflaster“ sei, werde der Marktabsatz von Süden nach Norden geringer, erzählt Bihlmaier. Noch immer hätten viele Menschen die gefüllte Teigtasche bisher nicht probiert, findet Bihlmaier. Mancher lasse sich schon vom Namen abschrecken: „Ich habe schon gehört, Maultasche sei ein wüstes Wort.“ Er ließ sich davon nicht beirren: „Ein bissle Stolz muss auch sein“, sagt er und lacht.

Vater weist dem Sohn die Aufgabe zu

Der Kaufmann hatte zunächst als Koch und Metzger in Deutschland und in den USA volontiert, ehe er 1961 zu Bürger kam. Die Firma hatte damals 28 Mitarbeiter. Heute sind es tausend an den Standorten Ditzingen und Crailsheim. Auch wenn sich das Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert habe, sei die Grundidee immer noch dieselbe, erklärt Bihlmaier: Produziert werde, was von Hand aufwendig hergestellt werden müsse.

Inzwischen gibt 30 bis 40 Maultaschenvarianten. Manche, wie die Grillmaultasche, ist auch wieder vom Markt verschwunden. Produziert wird sie, seit ein Handelsvertreter in den sechziger Jahren Erwin Bihlmaier auf den Bedarf von Maultaschen aufmerksam machte. Der Vater wies daraufhin seinen Sohn Richard an. „Ich weiß es noch wie heute. Er sagte: Richard, kümmere dich darum.“ 1964 kam die erste selbst entwickelte Maultaschenmaschine zum Einsatz.

Heute kreieren zwei Köche am Standort in Ditzingen neue Produkte. Darunter befinden sich nicht nur Maultaschenvarianten, sondern etwa auch Pierogi Pelmeni, eine russisch-polnische Spezialität. Die Kunden kommen vor allem aus dem Bundesgebiet: „Unser Globus ist noch Deutschland“, sagt Bihlmaier.

Verwurzelung im Schwabenland

An der Verwurzelung des Unternehmens im Schwabenland hat sich ebenso wenig geändert. Entwicklung und Produktion indes sind professionalisiert. Auch die Entstehung der Schupfnudel wird einzigartig blieben. „Wir wollten Knödel machen“, erinnert sich Bihlmaier. Doch die Maschine formte nichts Rundes. „Was herauskam, war dick und lang“, beschreibt der Unternehmer das Ergebnis. So wurde die Schupfnudel zur Industrieware. Heute werden täglich 50 Tonnen davon produziert – bei Spätzle sind es gar 80 Tonnen, wenn nicht gerade Weihnachten naht. Zum Fest seien es dann durchaus auch mal 120 Tonnen. Gearbeitet wird aber immer im Zweischichtbetrieb: „Die dritte Schicht ist die Reinigung.“ Der Seniorchef ist zwar nach wie vor für den Fleischeinkauf verantwortlich – einmal in der Woche bestellt er, was dann täglich geliefert wird. Alles andere aber liegt seit 2013 in den Händen seines Sohnes. „Ich will so großzügig sein, wie mein Vater zu mir war. ‚So lange Du Deine Füße unter meinen Tisch stellst’ – das ist doch der schlimmste Spruch.“