Aufregung am Herzog-Christoph-Gymnasium in Beilstein (Kreis Heilbronn). Eine beliebte mindestens 40 Jahre alte Kastanie ist gefällt worden – ein Baukran findet nun dort Platz.
Dreister geht es wohl kaum: Unbekannte haben auf dem Schulhof des Herzog-Christoph-Gymnasiums in Beilstein eine mindestens 40 Jahre alte Kastanie gefällt. Jetzt rätseln Lehrer und Schüler gleichermaßen, warum der stattliche Baum in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verschwand. Ein Baukran hat inzwischen den Platz der Kastanie eingenommen. Das nährt die Spekulationen darüber, ob der Baum im Weg stand und von interessierter Seite aus beseitigt wurde.
Die Schäden am Gymnasium und dessen Sanierung nerven die etwa 1100 Schüler und 90 Lehrer schon seit Jahren. Klassenräume sind nicht zugänglich, auf den Fluren wird es eng. Jetzt hat die Dachsanierung begonnen. Der Kran ist eingezäunt. Blickt man durch den Bauzaun, sieht man den traurigen Stumpf des Baumes, der offenbar in den Weihnachtsferien abgeholzt wurde. Seine Äste und Zweige liegen noch am Rande des Schulhofs.
Die Lehrerin Judith Ritter ist über den Verlust bestürzt. Sie verstehe nicht, wer einfach so einen Baum umsägt. Dieser unerhörte Vorgang müsse unbedingt aufgeklärt werden. „Der Baum war Versammlungs- und Spielort im Alltag der Schüler und nicht zuletzt bei Festen als Zentrum des Schulhofs ein beliebter Treffpunkt“, sagt Ritter. Gerade im Sommer sei er als Schattenspender wichtig gewesen.
Engagierte Lehrerin schätzt das Alter auf 40 bis 80 Jahre
Laut Judith Ritter habe der Laubbaum eine Wohlfühlatmosphäre verbreitet – und in der sanierungsbedürftigen Schule der Unruhe entgegengewirkt, die Bauarbeiten verbreiteten. Auch für den Biologieunterricht habe die Kastanie stets Anschauungsmaterial geliefert. Man habe sie aus den Fenstern der Fachräume durch die Jahreszeiten hindurch betrachten können: „Viele Schülergenerationen sind mit ihr gewachsen.“ Anhand der Fotos vom Baum habe Judith Ritter mit drei Programmen aus dem Internet das Alter der Kastanie zu bestimmen versucht. Eine Spanne von 40 bis 80 Jahren sei am wahrscheinlichsten.
Ähnlich enttäuscht wie die Lehrerin reagierte die Bürgermeisterin Barbara Schoenfeld, die den Fall beim Polizeiposten Ilsfeld anzeigte. „Wir wissen nicht, wer es war – mich ärgert das tierisch“, sagt sie. Die Fällung des Baumes sei definitiv kein Kavaliersdelikt, sondern eine ernst zu nehmende Tat. Die Schule habe mit Vandalismus und Gelagen auf dem Schulhof zu kämpfen gehabt. Seitdem ein Security Service öfter nach dem rechten schaue, habe sich die Lage verbessert. Zu Verdächtigungen, die kursieren, werde sich die Stadtverwaltung nicht äußern: „Wir sind aber überzeugt, dass die Staatsanwaltschaft und weitere Zuständige kompetent ermitteln werden.“
Die Polizei sieht keinen Zusammenhang zwischen Baum und Kran
Eine Nachfrage bei der Polizei ergibt: „Aufgrund der unprofessionellen Fällung des Baumes ist von einer Sachbeschädigung auszugehen“, sagt Frank Belz, Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit im Polizeipräsidium Heilbronn. Von einem Bauunternehmen sei der Polizei nichts bekannt gewesen – deshalb habe man dort nicht ermittelt. Belz geht nicht von einem Zusammenhang zwischen Kran und Baum aus: „Die Fällung an sich wirkt nicht so, als dass sie ein Bauunternehmen durchgeführt hätte.“
Die Akte ist inzwischen bei der Staatsanwaltschaft in Heilbronn. Dort macht man sich laut Pressestelle derzeit ein Bild über den Stand der Ermittlungen.