Peng hatte Anfang November in einem kurz später wieder gelöschten Beitrag im chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo berichtet, missbraucht worden zu sein. Foto: AFP/FREDERIC BROWN

In einem Interview hat die Chinesin Peng Shuai die Behauptung zurückgezogen, sie sei Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Doch die WTA zeigt sich davon nicht überzeugt.

Hamburg - In einem Interview hat die Chinesin Peng Shuai die Behauptung zurückgezogen, sie sei Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Doch die WTA zeigt sich davon nicht überzeugt.

Hamburg (SID) Nächste Wendung im rätselhaften Fall der Tennisspielerin Peng Shuai: Die 35 Jahre alte frühere Weltranglistenerste im Doppel, die nach Missbrauchsvorwürfen gegen den ehemaligen chinesischen Vizepremier Zhang Gaoli zeitweise als verschwunden galt, zog nun in einem Interview ihre Anschuldigungen zurück. Doch den internationalen Konflikt, der längst auch die Vorbereitungen auf die Olympischen Winterspiele in Peking belastet, kann das teils seltsam anmutende Gespräch nicht auflösen. 

„Ich möchte eine sehr wichtige Sache betonen: Ich habe nie etwas gesagt oder geschrieben, mit dem ich jemanden eines sexuellen Übergriffes auf mich beschuldige“, sagte Peng der Zeitung Lianhe Zaobao aus Singapur in einem Video: „Das möchte ich sehr klar unterstreichen“, betonte sie. 

WTA: Nach wie vor Sorgen um Peng

Die Tennisspielerinnen-Vereinigung WTA unter Führung von Steve Simon betonte jedoch umgehend, Pengs Aussage zerstreue keinesfalls die Sorgen um sie. Auch sei weiter nicht gewährleistet, hieß es in einer Stellungnahme, dass sie sich frei von Zensur oder Zwang äußern könne. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP betonte die WTA, sie habe weiter „große Sorge um das Wohlergehen“ der 35-Jährigen. „Wir fordern weiterhin eine umfassende, faire und transparente Untersuchung ihrer Vorwürfe eines sexuellen Übergriffes - ohne Zensur“, hieß es.

Peng hatte Anfang November in einem kurz später wieder gelöschten Beitrag im chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo berichtet, missbraucht worden zu sein. Seither gab es mehrere von Zweifeln begleitete Wortmeldungen von ihr - unter anderem in einem Videogespräch mit IOC-Präsident Thomas Bach. Die WTA setzte als Konsequenz ihrer klaren Haltung alle Turniere in China und Hongkong aus. Prominente Köpfe der Tennisszene wie der Weltranglistenerste Novak Djokovic und Roger Federer äußerten sich zudem besorgt um die Kollegin. 

Peng: „Private Angelegenheit“

Peng betonte in dem neuen Video nun, es handle sich bei ihrem Fall um eine „private Angelegenheit“, die von den Menschen „missverstanden“ werde. Das Gespräch scheint bei einer Ski-Veranstaltung in Shanghai aufgenommen worden zu sein, wo Peng wohl auch mit chinesischen Sportstars wie dem Basketballer Yao Ming sprach.

Auf die Frage, ob sie sich frei bewegen könne, sagte sie dort, sie sei „immer sehr frei“ gewesen. Auch ihre jüngste E-Mail an die WTA habe sie „ganz in meinem eigenen freien Willen“ geschrieben. Dort hatte sie geäußert, es sei „alles gut“. Davon ist die WTA noch nicht überzeugt.