Knapp über den Fildern, aber ohne Bodenberührung: Eine Awacs-Maschine am 21. November im Nato-Jubiläumsdesign. Foto: Marvin Dahler

Zweimal ist eine aufgerüstete Boeing 707 des Militärbündnisses Nato über das Gelände des Stuttgarter Flughafens geflogen – unüberhörbar und kaum zu übersehen.

Stuttgart - Marvin Dahler (18) hat blitzschnell geschaltet, kaum dass er von anderen Planespottern, also Flugzeugbeobachtern, einen Tipp bekommen hatte. Der junge Mann, der zu dem Zeitpunkt am Donnerstagmittag zufällig daheim in Sielmingen war, eilte „in einer ultraspontanen Aktion“ zum nahe gelegenen Flughafen Stuttgart – und er konnte als Zaungast dort gerade noch ein paar Fotos eines sehr besonderen Flugzeugs schießen. Die Aufnahmen stellte er dann umgehend ins STR-Forum der Luftfahrtspezialisten im Internet.

Vor die Linse bekommen hat Dahler eine Nato-Maschine, die zur luftgestützten Aufklärung eingesetzt wird. Awacs, nämlich Airborne Warning and Control System, heißt dieses fliegende Radarsystem bei den Militärs. Die Maschinen mit pilzförmiger Radaranlage oben drauf werden vor allem zur Überwachung des Luftraumes im östlichen Europa eingesetzt. Sie können Flugobjekte schon in über 400 Kilometer Entfernung orten und identifizieren und die Informationen weiterleiten. Außerdem können sie bei Bedarf als fliegende Gefechtsleitstände fungieren.

Piloten lernen den Flughafen Stuttgart kennen

Das Aufklärungsflugzeug mit der Kennung LX-N90450 ist zweimal über das Flughafengelände in Echterdingen hinweggeflogen, mit Minimalabstand zur Piste. Low Pass heißt das im Fachjargon. Einen Touchdown, also ein Aufsetzen auf der Landebahn, fand nicht statt.

Viel spreche dafür, dass diese Flüge im Rahmen der Pilotenausbildung stattfanden, meint Planespotter Dahler. Zumal die speziell aufgerüstete Maschine auf Basis der Boeing 707 zuvor im Stuttgarter Luftraum einige Kurven gezogen habe.

Auch Beate Schleicher, Sprecherin der Flughafengesellschaft, nimmt an, dass da Piloten übten und sich in dem Zusammenhang mit den Besonderheiten des Flughafens Stuttgart vertraut machten. Jeder Flughafen habe ja seine Eigenheiten, beim An- und Abflug in Stuttgart beispielsweise muss man unter anderem die flughafennahe Weidacher Höhe im Blick haben.

Nato steckt bald viel Geld in das Aufklärungssystem

Die Maschine, die Stuttgart besuchte, ist auf der Nato-Airbase in Geilenkirchen bei Aachen stationiert, dem Awacs-Hauptstützpunkt. Für diesen Zweck ist sie seit 1983 im Dienst. Insgesamt hat sie aber noch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel. Die Maschinen dieses Typs seien den 1960er Jahren zuzuordnen, meint Marvin Dahler.

Die LX-N90450 und ihre Artgenossen werden auch noch einige Jahre weiterfliegen müssen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat erst am Mittwoch zum Auftakt eines Nato-Außenministertreffens in Brüssel angekündigt, man werde rund eine Milliarde US-Dollar, also gut 900 Millionen Euro, in die Modernisierung der Awacs-Aufklärungsflugzeuge stecken, was sich besonders in Geilenkirchen auswirken wird. So sollen die Jets noch bis 2035 ihren Dienst versehen können, bis die Nato dann mit neuem Material Luftaufklärung betreiben will, meldeten Nachrichtenagenturen.

Dass seit dem Bau der derzeitigen Awacs-Flugzeuge ein paar Jahrzehnte ins Land gingen, war unüberhörbar und unübersehbar. „Die war unfassbar laut und zog eine schwarze Spur hinter sich her“, sagt Dahler.