Dramatische Szene: Auch die Titelblätter, die Rubens für Bücher entward, wurden oft kopiert- wie hier von Cornelis Galle (1576-1650) Foto: Büttner

Der Stuttgarter Kunsthistoriker Nils Büttner erforscht seit Jahren die Buchkunst von Rubens. Auf der Stuttgarter Antiquariatsmesse werden die Titelblätter und Illustrationen erstmals umfassend gezeigt.

Stuttgart - Er war gebildet, was man nicht von allen Künstlern sagen kann. Peter Paul Rubens aber schrieb auf Lateinisch und konnte auch ein wenig Griechisch. Eigentlich hätte er Diplomat werden sollen, weshalb die Eltern ihm eine gute Bildung ermöglichten. Rubens wurde zwar Maler, die Liebe zu Büchern aber hat ihn nicht losgelassen. Seine Gemälde sind in Museen auf der ganzen Welt vertreten, weitgehend unbekannt ist dagegen, dass er auch Bücher illustrierte, Titelblätter gestaltete und Verlagssignets entwarf. Das tat er nicht wegen des Geldes, davon hatte er genug, sondern aus schierer Leidenschaft.

Nils Büttner, der an der Stuttgarter Kunstakademie Professor für Kunstgeschichte ist, forscht seit vielen Jahren über Rubens und hat schon früh angefangen, die von ihm gestalteten Bücher zu sammeln. Um Rubens zu verstehen, wurde ihm bald klar, müsse er auch wissen, was Rubens gelesen hat. Und da es für ihn als Student deutlich aufwendiger gewesen wäre, in andere Städte zu reisen und dort in Bibliotheken zu forschen, hat er angefangen, die Werke in Antiquariaten und auf Auktionen zu kaufen. An 58 Büchern hat Rubens mitgewirkt, 53 davon konnte Büttner inzwischen auftreiben.

Die Buchkunst führt ein Schattendasein

Auf der 57. Stuttgarter Antiquariatsmesse im Stuttgarter Kunstgebäude kann man nun die Ergebnisse von Büttners jahrelangen Recherchen sehen. So kommt in diesen Tagen nicht nur der Katalog „Sinnbild-Bildsinn. Rubens als Buchkünstler“ heraus, sondern wurde für die Messe eigens eine Ausstellung zu Rubens zusammengestellt. Wenn der Verband Deutscher Antiquare am Freitag um 11 Uhr die Türen öffnet, kann man etwa Titelblätter entdecken, die Rubens für Gedichtbände entwarf. „Wenn Papst Urban VIII dichtet, gestaltet Rubens das Titelblatt“, sagt Büttner. Aber das Spektrum ist breiter, mal hat Rubens die Abhandlung eines Jesuiten illustriert, mal an eine Münzbuches mitgewirkt oder auch an Werken seines Bruders, der sich mit dem Alltagsleben in der Antike beschäftigte.

Weder gab es bisher einen vollständigen Katalog zu Rubens’ Mitarbeit an Büchern noch wurden die Titelblätter und Illustrationen öffentlich gezeigt. „Die Buchkunst führt ein Schattendasein, leider“, sagt Nils Büttner. Er vermutet, dass das daran liegt, dass sich Bücher schlecht ausstellen lassen und sich ihre Qualität auch nur im Lesen selbst vermitteln. „Um ein illustriertes Buch als Gesamtkunstwerk zu verstehen, muss man es in die Hand nehmen und durchblättern.“