Wer als Steuersünder einer Strafverfolgung entgehen will, muss sich anzeigen Foto: dpa

Die Flut von Selbstanzeigen deutscher Steuersünder spült einen Milliardenbetrag in die Kassen von wenigen Anwaltskanzleien. Seit 2010 sind bei deutschen Steuerbehörden rund 100 000 Selbstanzeigen von Anlegern eingegangen, die Schwarzgeld auf Schweizer Konten hatten.

Berlin - Die Flut von Selbstanzeigen deutscher Steuersünder spült einen Milliardenbetrag in die Kassen von wenigen Anwaltskanzleien. Seit 2010 sind bei deutschen Steuerbehörden rund 100 000 Selbstanzeigen von Anlegern eingegangen, die Schwarzgeld auf Schweizer Konten hatten.

Nach Recher chen unserer Zeitung dürfte das Geschäft mit den reuigen Steuerhinterziehern aus Deutschland einigen wenigen spezialisierten Anwälten binnen dreieinhalb Jahren einen zusätzlichen Umsatz von 1,5 bis 2,5 Milliarden Euro beschert haben.

Ein renommierter Anwalt, der sich auf das Strafrecht im Zusammenhang mit Steuerfragen spezialisiert hat, sagte im Gespräch mit unserer Zeitung: „Eine Selbstanzeige kostet den Mandanten im Schnitt 15 000 bis 20 000 Euro.“ Das Honorar hänge aber nicht nur vom Arbeitsaufwand, sondern auch von der Höhe der Steuernachzahlung ab.

40 Prozent aller Selbstanzeigen stammen von Steuerpflichtigen aus dem Südwesten und Nordrhein-Westfalen. Nach Auskunft des baden-württembergischen Finanzministeriums sind im Südwesten von Februar 2010 bisher (Stichtag 1. September) 23 855 Selbstanzeigen eingegangen. In Nordrhein-Westfalen liegt dieser Wert bei 17 461.

Anfang kommenden Jahres wird die strafbefreiende Selbstanzeige unattraktiver. Bis zur strafrechtlichen Verjährung vergehen dann auch bei einfachen Fällen zehn Jahre, außerdem werden höhere Strafzahlungen an den Fiskus fällig.

Baden-Württembergs Finanzminister Nils Schmid (SPD) hatte früh eine Verschärfung der Regelungen gefordert: „Das Institut der Selbstanzeige kann nur dann sinnvoll sein, wenn Steuerbetrügern auf dem Weg in die Legalität nicht der rote Teppich ausgerollt wird.“