In diesem Haus in Mühlhausen fand die Polizei ein ganzes Waffenarsenal. Foto: 7aktuell | Oskar Eyb

Nach dem SEK-Einsatz in Stuttgart-Mühlhausen hat die Polizei nun Details zu den Hintergründen bekannt gegeben: Demnach galt die Razzia einem 51-Jährigen, der ein illegales Waffenlager in seinem Haus hatte. Gegen ihn wurde Untersuchungshaft beantragt. Ermittelt wird auch gegen zwei Komplizen.

Stuttgart - Die geladene Pistole lag in Griffnähe, doch der 51-jährige Stuttgarter hatte keine Chance, auf dumme Gedanken zu kommen. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei war schneller. Der Razzia am Donnerstag folgte am Freitag der Gang zum Haftrichter: Der Mann aus Mühlhausen kam hinter Gitter wegen illegalen Waffenbesitzes, Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und wegen Drogenbesitzes. In seinem Wohnhaus im Norden des Stadtbezirks hatte der Sportschütze laut Polizei ein ganzes Arsenal an Waffen gelagert.

Nach dem SEK-Einsatz am Donnerstagnachmittag ist den Nachbarn im Wohnquartier besonders mulmig zumute. Der 51-Jährige war immer wieder mal als aggressiv und unberechenbar aufgefallen, ein Wappen an der Hauswand mit den Farben des Deutschen Kaiserreichs wirkte auch nicht besonders vertrauenserweckend. Und nun das: ein Waffenarsenal im Keller – unter anderem Maschinenpistolen und mehrere Tausend Schuss Munition.

Erste Spur in dunklen Kanälen des Internets

Der Fall nahm im Dezember vergangenen Jahres seinen Anfang. Bei routinemäßigen Ermittlungen stieß das Bundeskriminalamt im sogenannten Darknet, einem verschlüsselten Netzwerk im Internet, auf einen 46-Jährigen in Frickenhausen im Kreis Esslingen. Der Sportschütze hatte Kaufinteresse für mehrere Schusswaffen gezeigt. Die Kripo Esslingen übernahm den Fall, spürte dabei zwei weitere Verdächtige auf, die offenbar ebenfalls bei dem Kauf mitwirkten. Neben einem 43-jährigen Reutlinger war dies auch der 51-Jährige aus dem nördlichen Stuttgarter Stadtteil. „Wer welche Rolle er gespielt hat, das wird nun ermittelt“, sagt Polizeisprecherin Andrea Kopp.

Der Mann aus Frickenhausen hatte jedenfalls die Finanzmittel: Bei ihm wurden knapp 30 000 Euro Bargeld und Edelmetalle im Wert von 50 000 Euro gefunden. Nach den bisherigen Erkenntnissen wollte er vier Pistolen mit Schalldämpfer auf dunklen Kanälen erwerben – und zumindest zwei davon gewinnbringend an Dritte weiterverkaufen.

Sechs von 23 Schusswaffen waren illegal

Besonders ergiebig war die Razzia bei dem Stuttgarter Verdächtigen in Mühlhausen. Der in Feuerbach bekannte Sportschütze hatte ein ganzes Waffenlager im Haus. Zum einen 17 Schusswaffen im legalen Besitz, zum anderen aber auch sechs illegale Waffen – darunter eine Maschinenpistole sowie eine verbotene vollautomatische Schusswaffe und mehrere Schalldämpfer. Dass der 51-Jährige auch noch geringe Mengen an Rauschgift besaß, verbesserte seine Lage nicht unbedingt.

Der Stuttgarter wurde am Freitag dem Haftrichter vorgeführt, seine 43 und 46 Jahre alten Bekannten aus Frickenhausen und Reutlingen dagegen nicht. Die Polizei hatte bei ihnen keine Schusswaffen gefunden, die erlaubnispflichtig gewesen wären. „Dafür wurde eine Vielzahl elektronischer Datenträger sichergestellt, die ausgewertet werden müssen“, so Polizeisprecherin Kopp.

Am Nachmittag wurde gegen den 51-Jährigen Haftbefehl erlassen. Die Anwohner, die schon länger ein ungutes Gefühl gehabt haben, wundern sich, dass der Mann bisher nicht polizeibekannt gewesen war.