Der 58-Jährige ließ sich am Ende widerstandslos festnehmen. Foto: 7aktuell/Kevin Lermer

Ein Gerichtsvollzieher will auf einem Gehöft in Berglen-Öschelbronn eine Zwangsvollstreckung durchsetzen. Ein 58-jähriger Bewohner bedroht ihn – und löst einen Einsatz inklusive Hubschrauber aus.

Am Donnerstagmorgen ist es in Berglen (Rems-Murr-Kreis) zu einem Großeinsatz der Polizei gekommen. Gegen 7.30 Uhr hatte ein Gerichtsvollzieher die Polizei gerufen. Er hatte in einem Gehöft im Ortsteil Öschelbronn eine Zwangsvollstreckung durchsetzen wollen. Dabei soll er von einem 58 Jahre alten Bewohner mit einer Kettensäge bedroht worden sein.

Der 58-Jährige zog sich dann auf das Grundstück zurück. Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei rückte an, auch ein Hubschrauber kam zum Einsatz. Laut einem Sprecher der Polizei diente er dem Zweck, den Einsatz aus der Luft abzusichern und den Überblick zu behalten. „Auch, um zu verhindern, dass Unbeteiligte sich annähern und um vorbereitet zu sein, falls die Situation mobil wird.“ Zu solch einem Fluchtversuch kam es offensichtlich nicht: SEK-Beamte konnten den Mann schließlich widerstandslos festnehmen.

Spezialisten für gefährliche Situationen

Der Bürgermeister von Berglen, Holger Niederberger, hat sich auf Facebook zu dem Fall geäußert. „Ich möchte mich ausdrücklich bei allen Blaulicht-Organisationen dafür bedanken, dass sie tagtäglich ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren und für Recht und Ordnung sorgen.“ Jegliche Gewalt oder Angriffe gegen Mitglieder dieser Organisationen sei aufs Schärfste zu verurteilen, so Niederberger.

Das Spezialeinsatzkommando der Polizei ist in Göppingen stationiert. Die speziell ausgebildeten Beamten sind bei ihren Einsätzen schwer bewaffnet und mit umfangreicher Schutzausrüstung ausgestattet. Um die Identität der Spezialkräfte geheim zu halten, sind sie bei ihren Einsätzen maskiert. Sie sind gefragt, um beispielsweise Geiselnahmen zu beenden oder potenziell gefährliche und bewaffnete Personen festzunehmen – im Polizeijargon sind dies sogenannte statische Lagen. Im Gegensatz dazu kommt bei Beschattungen im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität, bei verdeckten Zugriffen oder Verfolgungsjagden das Mobile Einsatzkommando (MEK) zum Einsatz. Dessen Angehörige tragen oft zivile Kleidung.

Spektakuläre Einsätze der letzten Jahre

In jüngerer Zeit ist es im Rems-Murr-Kreis immer wieder zu SEK-Einsätzen gekommen. Im Juni 2020 etwa hatte ein Mann in Murrhardt seine Familie bedroht, sich in einem Werkzeugschuppen verschanzt und Benzin verschüttet. Im Februar 2021 rückte das SEK nach Winnenden aus, nachdem ein 57-Jähriger per Telefon Drohungen ausgesprochen hatte. Bei ihm wurde Munition und eine historische Schusswaffe gefunden, die jedoch nicht einsatzbereit gewesen sein dürfte. Im September 2022 kam es zu einem weiteren Einsatz in Schorndorf, weil ein 26-Jähriger seine Freundin bedroht hatte und nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sich auch andere Menschen in Gefahr befinden könnten. Das SEK nahm den Mann widerstandslos fest. Zuletzt war die Einheit im Dezember 2022 an einem Einsatz beteiligt, nachdem in Schorndorf und Fellbach ein 60-Jähriger seinen Bruder, dessen Frau und schließlich sich selbst erschossen hatte.