Die trockenen Wochen hinterlassen Spuren. Während sich viele über warme Temperaturen freuen, leidet die Natur. Die wichtigsten Auswirkungen im Überblick.
Beim Blick zum Himmel war in den vergangenen Wochen kaum eine Wolke zu sehen, geregnet hat es im Landkreis Ludwigsburg schon lange nicht mehr. Das Helmholtz-Forschungszentrum spricht inzwischen von einer moderaten Dürre. Die aktuelle Trockenphase reiht sich damit in eine Serie klimabedingter Dürren der vergangenen Jahre ein – mit weitreichenden Folgen. Ein Überblick über die Auswirkungen auf Wald, Gewässer, Tierwelt und Landwirtschaft.
Es drohen Schäden im Wald
Die Trockenheit macht sich im Wald mit zeitlicher Verzögerung bemerkbar. Noch seien keine direkten Schäden sichtbar, doch die Belastung wächst. „Durch die in den vergangenen Jahren gehäuften und lange anhaltenden Dürrephasen sind bereits viele Bäume im Landkreis geschädigt“, erklärt eine Sprecherin des Landratsamts Ludwigsburg. Sollte die Dürre weiter anhalten, drohten zusätzliche Schäden.
Bei den jüngsten Waldarbeiten wurde deutlich, wie stark der Wald leidet: Fast die Hälfte des im Jahr 2024 gefällten Holzes war nicht gesund. „44 Prozent des eingeschlagenen Holzes waren durch Dürre, Pilzbefall oder Insekten geschädigt“, berichtete Simon Boden, Leiter des Fachbereichs Wald, jüngst im März im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) des Kreistags.
Waldbrandgefahr steigt: Dürre erhöht Risiko in Ludwigsburg
Ausgetrocknete Gehölze und Sträucher erhöhen auch das Risiko von Waldbränden. Der Deutsche Wetterdienst stuft die aktuelle Waldbrandgefahr im Landkreis Ludwigsburg mit Stufe 3 ein – das entspricht einer mittleren Gefährdungsstufe.
In Affalterbach kam es vergangene Woche bereits zu einem Brand. Die genauen Ursachen sind weiterhin unklar, so ein Sprecher der Polizei Ludwigsburg. Weil Brände aber auch immer durch fahrlässiges Verhalten verursacht werden können, ist das Rauchen im Wald im Zeitraum von 1. März bis 31. Oktober laut dem Landeswaldgesetz verboten.
Zu wenig Wasser in den Flüssen und Teichen
Auch viele Flüsse und Teiche im Landkreis führen derzeit unterdurchschnittlich viel Wasser. Sollten die Niederschläge weiter ausbleiben, sinken die Abflüsse weiter – mit spürbaren Folgen: Steigende Wassertemperaturen und sinkender Sauerstoffgehalt belasten besonders empfindliche Fischarten und andere Lebewesen. Ihre Anfälligkeit für Krankheiten nimmt zu, warnt das Landratsamt. Die Grundwasserspiegel bewegen sich dagegen auf einem durchschnittlichem Niveau und auch bei der Versorgung von Trinkwasser bestehe keine Gefahr.
Dürre bedroht Amphibien
Besonders betroffen von der Trockenheit sind Amphibien. Sie benötigen kleine Tümpel und Stillgewässer zur Fortpflanzung – viele davon drohen derzeit auszutrocknen, weil sie kaum noch Wasserzufluss erhalten. Es drohe ein Rückgang der Populationen. Seit den 1970er-Jahren zählen Freiwillige jährlich Frösche, Kröten und Molche an der Hochschule in Ludwigsburg. Während zwischen 1973 und 1996 im Schnitt rund 2800 Erdkröten pro Jahr gezählt wurden, sind es heute oft nur noch etwa 1000. „Die Zahlen schwanken zwar, aber der Trend zeigt eindeutig nach unten“, erklärt Biologiestudent Sebastian Schorn.
Landwirte im Kreis Ludwigsburg hoffen auf Regen
Für die Landwirte beginnt jetzt die Aussaat von Getreide, Mais, Rüben und Kartoffeln. „Momentan sind die Bedingungen noch ideal“, sagt Florian Petschl, stellvertretender Vorsitzender des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg aus Marbach. „Der Boden klebt nicht und die Traktoren kommen gut über die Felder.“
Anders sieht es beim bereits im Herbst ausgesäten Wintergetreide aus: Es braucht jetzt dringend Wasser. „Mit jeder Woche ohne Regen trocknen die Böden weiter aus“, so Petschl. Ohne Regen könnten bald Ernteausfälle drohen. „Fünf bis zehn Liter Regen pro Quadratmeter wären jetzt dringend nötig.“
Erste Regenwolken am Sonntag: Hoffnung auf Niederschlag
Am Wochenende bleibt es in Baden-Württemberg zunächst warm und trocken. Doch laut Deutschem Wetterdienst könnten am Sonntag erste Regenwolken aufziehen. Ab Dienstag sei mit Niederschlägen in weiten Teilen des Landes zu rechnen – auch im Kreis Ludwigsburg könnte dann die ersehnte Abkühlung einsetzen.