Eine Szene wie aus einem Endzeit-Thriller: In Middletown hat das Feuer alles zerstört. Foto: AP/The Press Democrat

Bei den Wald- und Buschbränden in Kalifornien ist nach Angaben der Brandschutzbehörde CalFire ein Mensch ums Leben gekommen. Gouverneur Jerry Brown hat den Notstand für weitere Gebiete ausgerufen.

Sacramento - Bei den Wald- und Buschbränden in Kalifornien ist nach Angaben der Brandschutzbehörde CalFire ein Mensch ums Leben gekommen. Das berichtete der lokale Sender ABC 7 News unter Berufung auf die Behörden. Einzelheiten lagen zunächst nicht vor.

Tausende Feuerwehrleute sind in den zwei betroffenen Regionen im Norden des US-Bundesstaates im Einsatz, um Siedlungen und einzelne Wohnhäuser vor den Flammen zu schützen. Gouverneur Jerry Brown hat den Notstand für weitere Gebiete ausgerufen. Wegen der extremen Trockenheit breiteten sich die Flammen so schnell aus wie seit Jahrzehnten nicht mehr, sagte der Leiter des Katastrophenschutzes, Mark Ghilarducci.

Seit Menschengedenken lebt Kalifornien mit der Waldbrand-Gefahr. Bei der anhaltenden Dürre sind jedoch selbst die besten Feuerwehrmänner machtlos. Dann rast die Feuerwalze über das Land und vernichtet eine Ortschaft wie Middletown.

„Wie ein apokalyptischer Feuersturm“

Das Feuer kam unglaublich schnell in das kleine Middletown im Norden Kaliforniens. Duane Harper, der Betreiber des örtlichen Lebensmittelladens, hatte bis zuletzt in seinem Haus ganz in der Nähe der 1200-Einwohner-Gemeinde ausgeharrt. Kurz bevor das große Feuer Middletown erreichte, gingen Funkenstürme auf die Ortschaft nieder. Dann begann das „unfassbare Chaos“, wie Harper einem Korrespondenten der Zeitung „San Francisco Chronicle“ berichtet.

Eine gewaltige Feuerwalze rollte über Middletown hinweg und verbrannte alles auf ihrem Weg. Harper war noch rechtzeitig mit seiner Familie ins Auto gesprungen und geflohen. Beim Blick in den Rückspiegel sah er, wie ein „apokalyptischer Feuersturm“ Middletown vernichtete. „Wir hatten nur noch ein paar Minuten, um rauszukommen“, schildert Harper die Erlebnisse der Schreckensnacht. Die Flammen seien 30 Meter hoch gewesen. Alle Bürger überlebten das Inferno, der Ort war rechtzeitig evakuiert worden.

Als die Einwohner von Middletown am nächsten Morgen zurückkehren, finden sie ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Mit dem Sonnenaufgang wagen sie sich am Sonntag zurück in ihren Heimatort, der etwa 120 Kilometer nördlich von San Francisco liegt. Manche kommen zu Fuß, andere mit dem Fahrrad.

Mehr als 100 Häuser komplett zerstört

In dem Ort sind mehr als 100 Häuser niedergebrannt. Wo sie einst standen, ragen aus den Trümmern nur noch glimmende Pfähle empor, berichten Augenzeugen. Von den zurückgelassenen Autos sind ausgebrannte Karosserien übrig geblieben. Unerschrockenen Feuerwehrleuten ist es gelungen, wenigstens einige Häuser zu retten.

„Das wird für einige Leute noch sehr schwer werden“, sagt David Hamilton, der mit seinem Fahrrad am Straßenrand anhält. Hamilton hatte in sicherer Entfernung fast die ganze Nacht über das Feuer beobachtet. Am heftigsten seien die Detonationen der explodierenden Propangas-Flaschen gewesen. „Das war, als wenn Bomben hochgehen. Drei explodierten zur selben Zeit“, berichtet Hamilton der „Los Angeles Times“.

Überrascht vom Ausmaß der Brände ruft der Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown, am Wochenende den Notstand für den betroffenen Bezirk Lake County und eine weitere Gemeinde in der Gegend aus. In der Region nördlich von San Francisco wurden am Wochenende nach Behördenangaben insgesamt mehr als 1000 Häuser zerstört.

Dürreperiode hält seit Jahren an

Die seit langem andauernde Trockenheit in der Region sorgt für eine permanente Feuergefahr. Ein kleiner Brandherd genügt, wie am Wochenende in der Nähe von Middletown, um innerhalb von Stunden eine Fläche von 100 Quadratkilometern in Brand zu setzen. Anderswo im Norden Kaliforniens brennt es dagegen schon seit sechs Wochen.

Dabei gilt in dem Westküstenstaat nach einem heißen Sommer der Herbst als Jahreszeit mit der höchsten Waldbrandgefahr. Im Oktober und November 2007 zerstörten Flammen in Südkalifornien mehr als 1500 Häuser. 1900 Quadratkilometer Land verbrannten - eine Fläche mehr als doppelt so groß wie Berlin. 17 Menschen kamen ums Leben, Hunderttausende waren auf der Flucht.

Im Oktober 2003 starben im „Cedar“-Feuer nahe San Diego mindestens 14 Menschen. Die Flammen zerstörten mehr als 2200 Häuser und ein Gebiet von der Größe Hamburgs und Bremens zusammen. Ein Jäger hatte sich verirrt und ein Feuer angezündet, um gefunden zu werden.