Der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl hat die Bürger ermuntert, weiter freiwillig ihre Waffen abzugeben. Foto: dpa

Die Menschen im Südwesten haben seit dem Amoklauf von Winnenden mehrere zehntausend Waffen freiwillig abgegeben und vernichten lassen. Dabei soll es nicht bleiben.

Die Menschen im Südwesten haben seit dem Amoklauf von Winnenden mehrere zehntausend Waffen freiwillig abgegeben und vernichten lassen. Dabei soll es nicht bleiben.

Stuttgart/Winnenden - Zum fünften Jahrestag des Amoklaufs von Winnenden hat der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl die Bürger ermuntert, weiter freiwillig ihre Waffen abzugeben. Seit 2009 seien rund 166 000 Waffen abgegeben und vernichtet worden, sagte Schmalzl am Dienstag in Stuttgart. „Ich appelliere an alle, die sich Gedanken über ihre Waffe machen, diese Waffe bei den zuständigen Behörden abzugeben.“ Am 11. März 2009 hatte Tim K. in der Albertville-Realschule mit der Waffe seines Vaters acht Schülerinnen, einen Schüler und drei Lehrerinnen getötet. Auf seiner Flucht nach Wendlingen erschoss der 17-Jährige drei Menschen und sich selbst. Anfang 2009 waren in Baden-Württemberg noch rund 900 000 Waffen registriert, jetzt sind es laut Schmalzl rund 18 Prozent weniger.

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Regierungspräsidiums hatte im Jahr 2009 insgesamt rund 92 Tonnen landesweit zurückgegebene Waffen vernichtet. Während es in den zweieinhalb Monaten bis zum Amoklauf etwa zwei Tonnen waren, wurden allein im Oktober 2009 rund 19 Tonnen angeliefert und vernichtet. Dagegen waren es im gesamten Jahr 2008 rund 18 Tonnen, im Jahr 2007 rund 11 Tonnen Waffen, in früheren Jahren noch weniger. Eine Tonne entspricht etwa rund 600 Waffen. Insgesamt wurden 2009 also rund 55 000 Waffen - sowie auch viel Munition - aus dem Verkehr gezogen und entsorgt.

Waffenbehörden führen regelmäßig Kontrollen durch

Die Waffen werden ausgeglüht und dadurch unbrauchbar gemacht. Dann werden die Reste zu einem Hochofen gebracht und eingeschmolzen. Das gewonnene Metall wird als Baustahl verwendet.

Seit der Novellierung des Waffengesetzes im Juli 2009 dürfen die Waffenbehörden die Aufbewahrung von Schusswaffen und Munition kontrollieren - auch wenn kein Verdacht auf eine nicht ordnungsgemäße Aufbewahrung besteht. Seither führen die 49 Waffenbehörden der Stadt- und Landkreise sowie Großen Kreisstädte im Regierungsbezirk Stuttgart bei den rund 50 000 Waffenbesitzern mit knapp 258 000 erlaubnispflichtigen Schusswaffen Kontrollen durch. Dabei müssen immer wieder Mängel beanstandet werden - und zwar insbesondere bei der korrekten Aufbewahrung von Waffen und Munition.

In einem Strafprozess war der Vater des jungen Amokläufers wegen fahrlässiger Tötung zu einem Jahr und sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Er hatte die Tatwaffe unverschlossen im Kleiderschrank aufbewahrt.