Stapf in seiner Praxis. Sein Hawaii-Hemd soll die Atmosphäre bei dem Eingriff auflockern. Foto: Daniel von Loeper

Seit 50 Jahren nimmt Friedrich Stapf Abtreibungen in München vor und wird deswegen angefeindet. Seine Praxis in Stuttgart musste er wegen heftiger Proteste schließen. Doch für den Arzt ist der Wille der Frau entscheidend.

Friedrich Stapf sitzt in einem kleinen Gerichtssaal im Münchner Strafjustizzentrum, einem brutalistischen Bau aus den 1970er-Jahren, der an allen Ecken und Enden bröckelt. Ein „Kindermörder“ soll dieser Arzt mit dem längeren grauen Haar sein, der „Kinderschlachtung im Akkord“ betreibe. So steht es auf dem Flyer. Ebenso wie „Abtreibung macht frei“ – eine klare Anspielung auf die zynischen NS-Schriftzüge an den Toren der einstigen Konzentrationslager. Überall in München und in der Umgebung waren diese Flugblätter mit den Attacken und Beleidigungen im Frühjahr vergangenen Jahres in die Briefkästen geworfen worden. Jeder und jede sollten lesen, dass Stapf ein „Kindermörder“ sei, so stand es über seinem Porträtfoto. Er leitet eine Abtreibungsklinik in der bayerischen Landeshauptstadt.