In Südafrika haben Biologen die ältesten bewohnten Termitenhügel der Welt entdeckt. In ihnen leben bereits seit 34 000 Jahren Termiten. Als sie entstanden, herrschte in Europa noch die Eiszeit und die Menschen lebten in Höhlen.
Termiten gehören zu den besten Architekten im Tierreich. Die winzigen, staatenbildenden Schaben namens Termitoidae – die übrigens nicht mit den Ameisen verwandt sind – konstruieren beeindruckende Wohnstätten. Dafür vermischen sie Erde mit Speichel, so dass ein Brei entsteht, der in der Sonne knallhart wie Beton wird. Daraus errichten sie Termitenhügel, die mehrere Meter hoch werden können. Darin leben bis zu 50 Millionen Tiere.
Klimagerechtes Bauen im Tierreich
Die Nester mancher Termitenarten können über sieben Meter hoch werden und aus 50 Tonnen Erde bestehen. Doch Termitennester sehen nicht nur eindrucksvoll aus, sondern sind auch mit allerhand Hightech ausgestattet - darunter ausgeklügelte Klimaanlagen, die Frischluft bis ins Nestinnere transportieren.
Beim Bauen achten Termiten darauf, dass es in ihren Häusern nicht zu warm wird. Denn die Schaben leben etwa in afrikanischen Ländern und in Australien, wo es oft sehr heiß wird. Einige Arten bauen ihre Hügel unten rund und mit einer Spitze oben. So entsteht eine Art Kamin, durch den die warme Luft abziehen kann.
Im Inneren der Hügel verlaufen komplizierte Labyrinthe mit Gängen und Luftschächten. Auch diese sorgen dafür, dass es in den Termitenhügeln nicht zu warm und feucht wird.
Seit 34 000 Jahren Heimat für Millionen Termiten
Termiten-Städte sind auch bezüglich ihres Alters rekordverdächtig. Entlang des südafrikanischen Buffels River haben Biologen um Michele Francis von der Stellenbosch University die bislang ältesten bewohnten Termitenhügel der Welt entdeckt.
Die Bauten bieten ihren Bewohnern – Termiten der Spezies Microhodotermes viator – bereits seit 34 000 Jahren ein Zuhause, wie Datierungen ergeben haben. Damit schlagen die Termitoidae-Hügel den bisherigen Rekordhalter aus Brasilien um 30 000 Jahre. Der südafrikanische Termiten-Wohnsitz war bereits uralt, als noch Wollhaarmammuts durch das eiszeitliche Europa stapften, wie Michele Francis berichtet.
Die Studie ist im Fachmagazin „Science direct“ erschienen.
Termitenbauten spielen wichtige Rolle für das Mikroklima
Die Entdeckung der Methusalem-Hügel war ein regelrechter Zufallsfund. Eigentlich wollten die Forscher herausfinden, warum das Grundwasser am Buffels Rivers, rund 530 Kilometer von Kapstadt entfernt, salzhaltig ist. Da rund 20 Prozent der Region von Termitenhügeln bedeckt sind, vermuteten die Experten, dass diese eine Rolle bei der Erklärung des Phänomens spielen könnten.
Die Forscher führten also eine Radiokarbondatierung an den Termitenbauten durch und stießen so durch Zufall auf deren hohes Alter. Zugleich gewannen Francis und sein Team auch wichtige klimatologische Erkenntnisse. Denn die „Heuweltjies“, wie die Termitenhügel auf Afrikaans genannt werden, fungieren gleichzeitig als eine Art Klimaarchiv.
„Die Heuweltjies haben gezeigt, dass es während ihrer Entstehung in der Region deutlich mehr Niederschläge gab als heute. Dieses feuchtere Klima führte dazu, dass sich Mineralien wie Kalzit und Gips auflösten und ins Grundwasser gelangten“, schreiben die Wissenschaftler.
Bauten binden klimaschädliches CO2 im Boden
Das erklärt zum einen den Salzgehalt des Grundwassers, leistet gleichzeitig aber auch einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel, wie sie weiter erklären. Denn wenn Kohlenstoff tief unter der Erde in Form von Kalzit im Grundwasser gebunden wird, kann er nicht als klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre gelangen und dort die Erderwärmung vorantreiben.
Die Termiten selbst unterstützen diese langfristige CO2-Senke mit ihrer alltäglichen Arbeit, wie die Wissenschaftler herausgefunden haben. Indem sie regelmäßig frisch geerntetes, kohlenstoffhaltiges Pflanzenmaterial tief in ihre Nester befördern, erneuern sie die Kohlenstoffreserven im Boden kontinuierlich. Bei jedem intensiven Regenschauer kann der Kohlenstoff dann wieder als Kalzit ins Grundwasser gelangen und dort noch länger gebunden bleiben.