Am 18. Mai findet das fünfte Deizisauer Seifenkistenrennen statt. Als Fahrer mit dabei sind Daniel Haist und Tobias Christ, die mit „Brutus“ die Abfahrt am Gsaidbuckel meistern wollen.
Langsam wird der „Silberpfeil“ im Kleinformat aus der Werkstatt geschoben. Der Lack ist frisch poliert, das Rot der Sitzpolsterung mit angedeutetem Stern sticht direkt ins Auge. „Brutus“ heißt die den legendären Rennautos nachempfundene Seifenkiste, mit der sich die Fahrer Daniel Haist und Tobias Christ am kommenden Sonntag in Deizisau den Sieg holen wollen.
Haist tritt bereits zum dritten Mal für den Rennstall der Freien Wählergemeinschaft Deizisau an. In diesem Jahr zum ersten Mal dabei ist der 13-jährige Tobias Christ. „Ich habe die Jahre davor immer zugeschaut und dann meinen Vater gefragt, ob ich mitmachen dürfe“, sagt der Schüler. Sein Vater stellte den Kontakt zu Daniel Haist und dem Rennstall her. Ein bisschen Aufregung sei zwar mit dabei, dennoch fühlt sich Tobias Christ gut vorbereitet. „Ich denke, dass man in den Kurven aufpassen muss“, sagt der 13-Jährige. Vor dem Rennen am 18. Mai will er noch einige Probefahrten mit „Brutus“ machen, um ein Gefühl für die Seifenkiste zu bekommen.
Von der Selfmade-Kiste bis zum Profi-Renngefährt ist alles dabei
Das Event hat in der Gemeinde lange Tradition. „Diese Rennen gab es schon früher, über die Zeit war es um sie jedoch etwas ruhiger geworden“, erzählt Heike Banzhaf-Frasch von der Zehntscheuer. 2019 habe man dann das erste Rennen der „Neuzeit“ organisiert. „Während der Pandemie mussten wir pausieren, seit 2022 hat es aber durchgängig Rennen gegeben“, berichtet sie.
Mittlerweile gibt es ein ausgearbeitetes Reglement für das Seifenkistenrennen, in dem beispielsweise Größe und Gewicht der Gefährte festgelegt sind. Das Teilnehmerfeld ist bunt gemischt – ebenso wie die Seifenkisten. „Von der Selfmade-Kiste bis zum professionell ausgearbeiteten Renngefährt haben wir alles dabei“, sagt Banzhaf-Frasch. Zum Teil seien es richtige Familienprojekte, die dann auch von einem Eltern-Kind-Team gefahren werden.
Auch ohne Motor kommen die Seifenkisten auf der Strecke am Gsaidbuckel auf eine beachtliche Geschwindigkeit. „Wir haben hier gute topografische Bedingungen“, sagt Banzhaf-Frasch. Um den reibungslosen Ablauf zu gewährleisten und Unfälle zu vermeiden, bedarf es auch der Hilfe vieler Ehrenamtlicher. „Am Sonntag beginnen wir um 8 Uhr mit dem Aufbau der Strohballen, danach folgt die Schulung der Streckenposten, um für die Sicherheit der Fahrer und Gäste zu sorgen.“
Die schnellsten Fahrer werden mit der „Goldenen Seifenkiste“ ausgezeichnet. Um einen Platz auf dem Treppchen zu erlangen, haben Daniel Haist und Tobias Christ ihren „Brutus“ auf Vordermann gebracht. „Nachdem wir in den ersten zwei Jahren nicht ganz vorne mit dabei waren, haben wir jetzt neue Bremsen und Räder eingebaut“, erklärt Haist. Die Seifenkiste selbst habe er halb fertig vor drei Jahren aus Passau erhalten. „Ein Schreiner hatte angefangen, die Kiste zu bauen, dann aber abgebrochen“, erzählt er. Das Team um Haist verpasste „Brutus“ schließlich noch den Lack und baute das Fahrwerk ein.
Auf die Idee, als Freie Wählergemeinschaft am Rennen teilzunehmen, sei er bei einer abendlichen Sitzung im Frühjahr 2022 gekommen. „Das ist eigentlich alles aus einem Gag heraus entstanden“, erzählt der Kfz-Meister Haist, der für die Freie Wählergemeinschaft auch im Deizisauer Gemeinderat sitzt. Auf der Suche nach Fahrern sei man ganz pragmatisch vorgegangen: Der Besuch einer Go-Kart-Bahn in Stuttgart habe die Entscheidung gebracht.
Dass dem Rennen auch vonseiten der Kommunalpolitik Beachtung geschenkt wird, ist nicht verwunderlich. Schließlich ist der Deizisauer Bürgermeister Thomas Matrohs Schirmherr der Veranstaltung und selbst bereits angetreten. Ausgerichtet wird das Rennen von der Zehntscheuer Deizisau, einer Einrichtung des Kreisjugendrings Esslingen.
Seifenkisten sind wieder im Kommen
Obwohl das Konzept der unmotorisierten Holzkisten antiquiert wirken mag, hat es einen gewissen Reiz. „Dass man nur durch das Gefälle beschleunigt, macht es schon zu etwas Besonderem“, sagt Haist. Zudem sehe man vor allem im Internet, dass Seifenkisten wieder in Mode kämen und viele Ortschaften die Rennen wieder aufgriffen. Außerdem würden Seifenkisten durch aufwendige Gestaltung wie die Lackierung oder Sitzpolsterung mittlerweile durchaus etwas hermachen, fügt Tobias Christ hinzu.
Auch in Deizisau sei das Rennen ja mittlerweile wieder zu Tradition geworden, erklärt Haist. „Ein großer Dank geht hierbei an die Zehntscheuer, die sich bemüht, etwas im Ort auf die Beine zu stellen“, sagt er. Am Ende zählt deshalb vor allem der Sportsgeist. „Hauptsache man hat Spaß und es kommen alle heile an“, sagt Tobias Christ. Für Daniel Haist gibt es zumindest eine Sache, die er sich fest vorgenommen hat: „Ich würde gerne vor dem Team meiner eigenen Mitarbeiter landen, sonst darf ich mir nächste Woche im Geschäft etwas anhören“, sagt er lachend.
Neu belebte Tradition
Revival
Nachdem die Seifenkistenrennen in den vergangenen Jahrzehnten aus der Gemeinde verschwunden waren, kam im Zuge der Vorbereitungen zum 750-Jahr-Jubiläum die Idee auf, die alte Tradition wieder aufzugreifen.
Teilnehmerfeld
Jährlich nehmen etwa 20 bis 30 Fahrer am Seifenkistenrennen teil. Es gibt zwei Altersgruppen: Zu den Junioren zählen die Jahrgänge 2016 bis 2010, alle Fahrer ab Jahrgang 2011 dürfen auch bei den Senioren mitfahren.
Programm
Am Sonntag, 18. Mai, beginnt der Renntag für die Teilnehmer mit der Anmeldung und der technischen Abnahme ab 10 Uhr. Um 13.30 Uhr startet der erste der beiden Rennläufe. Schließlich endet die Veranstaltung mit der Siegerehrung ab 16.15 Uhr. Aktuelle Informationen zum Rennen finden sich auf der Webseite der Zehntscheuer.