Thomas Firle, zweiter Geschäftsführer, und Imke Schmidt mit dem neuen Hygienespray, das bei Haka seit Kurzem hergestellt wird. Foto: privat/Haka

Weil Reinigungs- und Desinfektionsmittel in der Corona-Krise stark gefragt sind, hat die Firma Haka Kunz aus Waldenbuch kurzerhand ihre Produktion umgestellt und neue Mitarbeiter engagiert.

Waldenbuch - Hände waschen und desinfizieren, aber auch die engmaschige Reinigung von Oberflächen gehören zu den wichtigsten Maßnahmen, mit denen sich jeder vor dem Coronavirus schützen kann. Für die Hersteller von Seifen, Hygiene- und Reinigungsprodukten sind die Herausforderungen in diesen Tagen deshalb besonders groß. Denn die Nachfrage explodiert, und die Zeit drängt. Ein Blick nach Waldenbuch macht deutlich, wie die Mitarbeiter des Unternehmens Haka Kunz in der Krise zusammenhalten und neue Wege gehen.

2500 Tonnen Reinigungs- und Pflegemittel verkauft Haka Kunz pro Jahr im Direktvertrieb. Im Jahr 2020 dürften die Zahlen weit darüber liegen. Seit sich das Coronavirus ausbreitet, herrscht am Produktionsstandort an der Bahnhofstraße in Waldenbuch Ausnahmezustand. „Unsere Leute machen gerade einen Bombenjob. Wir sind stolz darauf, wie gewissenhaft und ernsthaft hier alle bei der Sache sind“, sagt der Haka-Geschäftsführer Marc T. Tümmers.

Mitarbeiter müssen noch mehr auf Hygiene achten

Die 160 Beschäftigten im Waldenbucher Werk müssen sich seit Anfang März täglich auf neue Anforderungen einstellen. „Der Betrieb musste ausgeweitet werden. Zum einen, um die erhöhte Nachfrage befriedigen zu können, zum anderen, um grundsätzlich unsere Lieferfähigkeit aufrechtzuerhalten“, erzählt Thomas Firle, der die Doppelspitze in der Geschäftsführung ergänzt.

Auf die Schnelle wurden zwei Umkleidecontainer angemietet, die dafür sorgen, dass sich die Mitarbeiter beim Betreten und Verlassen des Werkes noch gründlicher desinfizieren als bisher. „Handschuhe und Masken stehen zur Verfügung, und wir können auf unser eigenes Hygienespray zurückgreifen“, berichtet Thomas Firle. Damit der Betrieb durch die eventuelle Erkrankung eines Mitarbeiters nicht eingestellt werden muss, wird derzeit in zwei getrennten Schichten produziert. „Darüber hinaus arbeiten die drei Bereiche Labor, Produktion und Logistik ohne persönlichen Kontakt. Wir haben dafür spezielle Übergabepunkte eingerichtet“, ergänzt Carmen Ruf,die Pressesprecherin des Unternehmens.

Unkonventionelle Entscheidungen sind nun gefragt

Noch funktionieren die Lieferketten, und die Lager sind gut gefüllt. 24 Leiharbeitnehmer und befristete Aushilfen – meist aus dem familiären Umfeld der Mitarbeiter – hat das Unternehmen in den vergangenen Wochen rekrutiert, um das aufwändige Prozedere zu bewältigen und dem erhöhten Bedarf an flüssigen Handseifen, aber auch Reinigungs- und Waschmitteln gerecht zu werden. Doch derzeit sind nicht nur mehr helfende Hände gefragt. Auch Kreativität und unkonventionelle Entscheidungen sind nötig. So gibt es das neu entwickelte Hygienereiniger-Spray, das ursprünglich erst im Herbst 2020 vor der nächsten Grippesaison auf den Markt kommen sollte, schon jetzt über die freien Haka-Vertreter oder im Online-Shop des Unternehmens.

Die Produktmanagerin Christiane Adams und Imke Schmidt, Leiterin des Bereichs Entwicklung und Fertigung, hatten die Idee, als sie im Drogeriemarkt vor leeren Regalen standen. „Gerade für den Privathaushalt sind wir als Unternehmen mit Direkt- und Online-Vertrieb gefragt, denn im Handel sind Produkte zur hygienischen Reinigung und wirksame Pflegeartikel oft schwer zu bekommen“, sagt sie. Kurzentschlossen wurde die Produktion deshalb umgestellt, Das Oberflächenspray steht ab sofort für die Reinigung von Türklinken, Lichtschaltern oder Auto-Lenkrädern zur Verfügung.

Das Blatt könne sich schnell wenden

Nicht nur die Anforderungen an die Mitarbeiter von Haka Kunz sind derzeit hoch. Auch die Entscheidungen an der Unternehmensspitze werden Tag für Tag an die aktuelle Entwicklung angepasst. „Wir befinden uns in einer Situation, die es bisher so noch nie gegeben hat. Die Lage ist hochdynamisch, und der Grat zwischen Volllast und Kurzarbeit ist schmal. Sollte die Nachfrage abreißen oder wir nicht mehr produktionsfähig sein, kann sich das Blatt schnell wenden“, gibt Thomas Firle zu bedenken.

Doch das riskiert er. „Jetzt geht es darum, dass wir die Corona-Pandemie mit vereinten Kräften in den Griff bekommen“, betont der Geschäftsführer. Gemeinsam mit Marc T. Tümmers bemüht er sich deshalb gerade darum, die Anerkennung als systemrelevantes Unternehmen zu bekommen. Das sei aus seiner Sicht dringend notwendig, weil ein erheblicher Teil der Kunden mehr als 60 Jahre alt sei, zu den Risikogruppen zähle und auf Hygiene- und Reinigungsprodukte angewiesen sei, die bis zur Haustür geliefert werden.