Die blaue Dose mit gelbem Bär ist der Klassiker von Pustefix. Das Unternehmen ist seit 75 Jahren erfolgreich am Markt. Foto: Pustefix

Seifenblasen sind ein Spieleklassiker, den jeder kennt. Welches Geheimnis hinter denen von Pustefix steckt, welche Pläne die Firma hat und warum sogar Konzerne auf Seifenblasendosen setzen.

Bunt schimmernde Seifenblasen, wer kennt das nicht? Vor allem wenn die Eltern pusten und sich der Nachwuchs riesig freut, wenn er eine erwischt. Oder lieber selber zum Röhrchen, dem Seifenblasring oder Party-Bubbler greifen? Pustefix aus Tübingen hat den Spaß mit Seifenblasen als erstes Unternehmen massentauglich gemacht – und ist auch im 75. Jahr des Bestehens damit erfolgreich.

Ein Selbstläufer sei das Geschäft aber nicht, sagt Armin Christian, Chef von Pustefix. „Keiner braucht Seifenblasen, man muss sie wollen“, sagt der 45-Jährige. Er weiß, wovon er spricht, nicht nur weil er Kinder hat, sondern seit 24 Jahren bei Pustefix arbeitet und das Unternehmen aus dem Effeff kennt. Seit 2021 ist er Alleingeschäftsführer und will den Seifenblasenhersteller weiter voranbringen.

Gut 1,1 Millionen Liter Flüssigkeit im Jahr

Im deutschsprachigen Raum – Deutschland, Österreich, Schweiz – sei Pustefix Marktführer und als Marke mit gelbem Bär auf blauer Dose sehr bekannt. Obwohl es weltweit Wettbewerber gibt, hat das Unternehmen auch im ferneren Ausland Kunden – darunter etwa die USA, Japan, Taiwan, Singapur oder beispielsweise Südafrika.

Im vergangenen Jahr hat Pustefix gut 1,1 Millionen Liter Flüssigkeit verkauft. Das sind einige Millionen Dosen und Nachfüllbehälter. Hauptsaison ist im Sommer, dann muss das Lager voll sein, deshalb wird schon ab Herbst für die nächste Saison vorproduziert. Dabei sind auch Aushilfskräfte an Bord. Ohne die beschäftigt das Unternehmen 28 Mitarbeiter, der Jahresumsatz liegt bei rund sechs Millionen Euro.

Bei Hochzeiten, Firmenevents und im Physikunterricht

In der Hexenküche, wie der Pustefix-Chef den Raum mit den riesigen Flüssigkeitsbehältern nennt, ist das Herzstück des Unternehmens – die Seifenflüssigkeit. Die Rezeptur ist ein Betriebsgeheimnis. Für XXL-Seifenblasen ist sie anders als für die kleineren. Ob klassische Dose, Bubble Mover – ein Plastikrasenmäher für Kids, der bei jedem Schritt Seifenblasen abgibt –, Seifenblasenschwert oder die XXl-Variante für bis zu zwei Meter lange Seifenblasenschläuche, die Produkte lösen nicht nur bei Kindern Emotionen und Spaß aus. Auch an Hochzeiten, Festivals, Firmenevents, im Physikunterricht und bei Künstlern kommen Seifenblasen zum Einsatz, weiß der Pustefix-Chef. Wegen der Mundformung teils sogar bei Logopäden.

Manchmal wird auch für Aktionen der Discounter produziert. Das bedeutet dann nicht nur mal eine Million Dosen mehr, sondern auch eine verstärkte Präsenz im Ausland, weil die Aktionen dann beispielsweise auch in Kroatien oder Rumänien laufen.

Ein Bär als Verkäufer und Straßenkreide als Zusatzgeschäft

„Der Bär ist unser bester Verkäufer“, steht für Christian aber fest, denn der ziehe Aufmerksamkeit auf sich. Der plüscherne Geselle, der nicht nur auf Pustefix-Dosen prangt, sitzt mancherorts vor Geschäften und pustet Seifenblasen am laufenden Band. In Kooperation mit dem Plüschtierhersteller Heunec gibt es im Pustefix-Jubiläumsjahr 2023 „Pusti“ auch als Kuschelbären für Kinder.

Das Unternehmen, das auf Seifenblasen gebaut ist, will sich zudem mit Straßenmalkreide unter dem Namen Malefix ein Zusatzgeschäft aufbauen. Seit März ist die Kreide am Markt. „Eine schöne Kombination, weil beides für draußen ist “, sagt der Pustefix-Chef. Weitere Produkte rund um Wasser und Luft, womöglich gar für die Badewanne, seien vorstellbar, sagt er, will aber nichts Näheres verraten.

Großes Potenzial im Werbeartikelmarkt

Auch das Lizenzgeschäft soll forciert werden. „Die Sichtbarkeit am Markt ist wichtig“, sagt der Pustefix-Chef mit Blick auf den täglichen Kampf um die Aufmerksamkeit der Kunden – vor allem an der Supermarktkasse, denn die Seifeblasendosen stünden oft im „Quengelbereich“ und seien vom Preis her ein Mitnahmeartikel. Das 70-ml-Döschen kostet im Handel 1,20 Euro.

Auch im Werbeartikelmarkt sieht er noch großes Potenzial. Etliche Unternehmen und Organisationen nutzen die Seifenblasendosen als Werbegeschenk mit eigens aufgedrucktem Logo – zu den Kunden zählten etwa schon das Land Baden-Württemberg, Autobauer Mercedes, Unicef, Versicherer, Telekommunikationskonzerne und etliche mehr. Während der Coronapandemie ist der Umsatz im Werbeartikelbereich um rund 30 Prozent eingebrochen. Dafür lief es im Onlinegeschäft und im klassischen Spielwarenhandel besser.

Vom Waschmittel zur Seifenblase

Das Unternehmen, das 1948 von Chemiker Rolf Hein gegründet wurde, ist seit 75 Jahren erfolgreich. In der Nachkriegszeit experimentierte Hein mit Rezepten für Waschmittel, um sie bei den Bauern gegen Lebensmittel einzutauschen. Dabei stieß er auf eine Mischung, die sich bestens für Seifenblasen eignete und die sich zu einem massentauglichen Spielzeug entwickelt hat.

Die Firma, die bis zur dritten Generation in Familienhand war, wurde 2011 an das österreichische Spielzeugunternehmen Stadlbauer verkauft. Das wurde 2019 vom Finanzinvestor Quantum Capital Partners übernommen, zu dem neben Pustefix auch Marken wie Carrera (Rennbahnen) und Revell (Modellbausätze) gehören. Im weltweiten Vertrieb bringt das Vorteile, manchmal sogar bei Produkten. So hat man etwa gemeinsam mit Revell den Bubblecopter auf den Markt gebracht, eine ferngesteuerte Drohne mit Seifenblasenfunktion.