Die Jugendlichen hecken zusammen einen Plan aus,wie sie ihre Heimatstadt Town Foto: Annina Baur

Im Jugendspielclub lernen neun Mädchen die Grundlagen der Schauspielerei und schreiben ihr eigenes Stück.

Seelberg - Es ist stockdunkel im Zuschauerraum. Nur die Bühne ist in schummriges Licht getaucht. „Alle auf Position“, sagt eine Stimme aus dem Off. Es ist so still, man würde eine Stecknadel fallen hören. Plötzliche stürmen zwei Mädchen die Bühne. Die eine presst der anderen ein Tuch auf den Mund und schleift sie aus dem Saal. Die Entführung ist eine Schlüsselszene im Stück „Wanted – Der Sheriff von Town“, mit dem der Jugendspielclub des Kulturkabinett (KKT) am Freitagabend Premiere feiert.

„In dem kleinen Städtchen Town leben nur noch ein paar Jugendliche und der Sheriff“, erzählt die Theaterpädagogin Katharina Wanivenhaus, die das Stück mit den Jugendlichen einstudiert hat. Als der Sheriff, der immer wieder dubiosen Geschäften nachgeht, eines Tages von einem dieser Trips nicht mehr zurück kommt und stattdessen andere seltsame Besucher nach Town kommen, gerät die Welt in der kleinen Stadt im Wilden Westen endgültig ins Wanken. Um die Pläne einer bösen Frau zu durchkreuzen, die das Städtchen erobern und versklaven will, kidnappen die Teenager die Tochter der Frau und hecken gemeinsam mit ihr einen Plan aus, um ihre Heimat zu erhalten. „Es ist eine turbulente Geschichte, die von Zivilcourage, Gerechtigkeit, Freundschaft und der Entschlossenheit, für den Erhalt seiner Heimat zu kämpfen, handelt“, sagt Wanivenhaus.

Die Geschichte wird am Freitag in Bad Cannstatt Weltpremiere feiern – denn die Jugendlichen haben sie sich selbst ausgedacht. Seit September arbeitet Katharina Wanivenhaus mit den neun Mädchen zwischen zehn und 14 Jahren, es ist bereits die dritte Produktion des Jugendspielklubs. „Wir beginnen mit schauspielerischen Grundlagen“, so die Theaterpädagogin. Theaterpädagogische Spiele, die den natürlichen Spieltrieb freisetzen, Übungen für die Stimme und die Haltung seien Grundvoraussetzung, bevor es an die eigentliche Arbeit am Stück gehe. Die meisten Mädchen hatten vor dem Jugendspielclub keine Schauspiel-Erfahrung – nur wenige hatten bereits in der Schule Theater gespielt oder bei einem Krippenspiel mitgemacht.

„Man braucht schon Mut zur Peinlichkeit“

Die Idee für „Wanted – der Sheriff von Town“ sei während einer Improvisation entstanden und dann nach und nach entwickelt worden. „Wir haben uns gemeinsam überlegt, welche Rollen es gibt, wie die Charaktere miteinander verbunden sind und dann jede Szene improvisiert, aufgeschrieben und so lange verändert, bis wir zufrieden waren“, sagt Wanivenhaus.

Kreativ sein müssen die Mädchen auch bei den Kostümen sein: „Wir bringen alles selbst mit, tauschen uns aus und stöbern auch mal in den Schränken von Eltern, Oma und Opa“, sagt Emma (14). Nicht immer fällt jedes Kostüm genau nach den Wünschen der Mädchen aus: „Man braucht schon Mut zur Peinlichkeit“, sagt Alexandra (14), die in diesem Jahr zum ersten Mal im Jugendspielclub dabei ist.

Das gelte übrigens nicht nur für die Kleidung, sondern für die Schauspielerei generell: „Am schwierigsten ist es, übertrieben zu spielen und zu sprechen, ohne sich dabei blöd vorzukommen“, sagt Marla. Manchmal kommen sich die Mädchen blöd vor – und lachen lauthals los. Bei der Premiere darf ihnen das natürlich nicht passieren – ansonsten ist aber auch der Gruppenzusammenhalt wichtig. Im Jugendspielclub geht es laut Katharina Wanivenhaus sowohl um kulturelle Bildung als auch um den Spaß am Schauspiel.

Für einige der Mädchen bedeuten die Bretter der Welt aber noch mehr: Die meisten würden gerne einmal Schauspielerin werden, Alexandra liebäugelt mit dem Beruf der Kostümdesignerin.