Karl Ruggaber engagierte sich sein ganzes Leben lang politisch. Foto: privat

Der Künstler Gunter Demnig verlegt Stolpersteine für Karl Ruggaber und fünf weitere Nazi-Opfer.

Seelberg - Es ist mehr als ein Anliegen: „Wir haben die Pflicht, an die Opfer der Nationalsozialisten zu erinnern“, sagt die Vizepräsidentin des Landtags, Brigitte Lösch (Grüne). Die Stolperstein-Initiative gebe diesen Opfern verbrecherischer Politik ihren Namen und damit ein Stück Würde zurück. Ein wichtiges Erinnerungszeichen seien Stolpersteine: „Sie verbinden Persönliches mit allgemeiner Öffentlichkeit und lassen uns die Wahl, über sie hinwegzugehen oder stehen zu bleiben und innezuhalten.“ Lösch hat Anfang der Woche innegehalten, als bei der 15. Cannstatter Stolperstein-Verlegung ein kleines goldfarbenes Mahnmal zur Erinnerung an Karl Ruggaber vor dem Haus an der Wiesbadener Straße 26 im Boden versenkt wurde.

Der 1886 im Kreis Sigmaringen geborene Ruggaber beginnt früh, sich politisch zu engagieren. Unter anderem arbeitet er schon als 20-Jähriger im Metallarbeiterverband und in der SPD mit. Nach dem Ersten Weltkrieg setzt er seine politische Laufbahn fort: als Gewerkschafter, Parteisekretär, als Gauführer des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Mitglied der Württembergischen Verfassunggebenden Landesversammlung und Mitglied sämtlicher Landtage bis 1933 macht er sich einen Namen. Trotzdem oder vermutlich gerade deshalb wird Ruggaber bereits im März 1933 in Stuttgart von den Nationalsozialisten verhaftet und in ein Konzentrationslager bei Stetten am kalten Markt auf der schwäbischen Alb gebracht.

Kurz nach seiner Überführung in den Ulmer Garnisonsarrest wurde Ruggaber zwar entlassen, erholte sich aber nie mehr von den Strapazen und Erniedrigungen der sogenannten Schutzhaft. Nach einem Nierenkrebs stirbt er im Januar 1936 und wird auf dem Cannstatter Steigfriedhof beerdigt. Vor seinem ehemaligen Haus erinnert von nun an ein Stolperstein an das Schicksal des Sozialdemokraten.

Im Seelberg wurden am selben Tag noch fünf weitere Steine zum Gedenken an die Opfer der NS-Euthanasie verlegt. „Der Künstler Gunter Demnig hat seit 2005 bisher 96 Steine in Bad Cannstatt verlegt“, sagt Rainer Redies von der Cannstatter Stolperstein-Initiative. „Im Herbst machen wir die 100 voll.“ Mit den kleinen Erinnerungszeichen will die Initiative aber nicht in erster Linie zurück, sondern nach vorne schauen und sich einmischen. Ziel sei es, die Namen der Opfer in die Gegenwart zu holen. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, sagt Redies.