Horst Seehofer will als CSU-Chef abtreten. Foto: AP

Horst Seehofer ist mit seinem langjährigen Krawallkurs gescheitert. Sein Rückzug von der CSU-Spitze ist überfällig, kommentiert Willi Reiners.

Berlin - Erst Angela Merkel, jetzt Horst Seehofer – die langjährigen Chefs von CDU und CSU treten ab. Auch Seehofers Schritt war nach der krachenden Niederlage der Christsozialen bei der Bayern-Wahl unvermeidlich geworden, insofern kommt er alles andere als überraschend. Zwar hatte Seehofer den Absturz der CSU nicht allein verschuldet, wie sein Kontrahent Markus Söder zu gerne glauben machen wollte; schließlich hatte Söder den jahrelangen Krawallkurs Seehofers, den zuletzt auch viele Bayern nur noch als nervtötend empfanden, lange mitgetragen. Sein maßgeblicher Anteil daran aber ist vollkommen unstrittig.

In der großen Koalition in Berlin ist Seehofer seit Jahr und Tag ein Unruhefaktor. Es gibt gute Gründe, den von der Sozialdemokratie getragenen Kurs Angela Merkels in zentralen Fragen der deutschen Politik abzulehnen. Aber auf Dauer ist es nicht glaubwürdig, sich als Regierungsmitglied immer wieder zum Oppositionsführer aufzuschwingen. Glaubwürdig wäre es gewesen, wenn der Bundesinnenminister und seine CSU die Koalition beizeiten verlassen hätte. Dazu aber mangelte es Seehofer an Mut.

Nach dem erklärten Abschied von der CSU-Spitze stellt sich die Frage nach Seehofers Ministeramt. Er möchte es gerne behalten, doch es ist schwer vorstellbar, dass sich der 69-Jährige nach dem Rückzug, der im Januar auf einem Sonderparteitag der CSU besiegelt werden dürfte, noch lange behaupten kann in Berlin. Seine Machtbasis ist weitgehend zerfallen – auch das hat er mit der Kanzlerin gemeinsam. Bei ihr scheint ebenfalls kaum denkbar, dass sie ihr Regierungsamt noch bis zum regulären Ende der Wahlperiode ausüben kann.