Kartons mit gebrauchten Gegenständen und der Aufschrift „zu verschenken“ stehen immer wieder auf Gehwegen. Foto: Janey Schumacher

Wegen der Nachhaltigkeit toleriert die Verwaltung Kartons mit gebrauchten Gegenständen, die streng genommen als wilder Müll gelten.

Bad Cannstatt - Manche sind genervt von ihnen, andere stöbern begeistert darin: Kartons mit der Aufschrift „zu verschenken“ oder „zum Mitnehmen“ stehen immer wieder an den Bordsteinen. Gefüllt sind die Boxen mit allerlei, das offenbar nicht mehr benötigt wird: Tassen, Teller, Blumentöpfe oder auch Bücher können mitgenommen werden. Doch beim Blick in so manche Kiste stellt sich einem die Frage, ob jemand die angebotenen Gegenstände – in Anbetracht ihres Zustands – wirklich noch brauchen kann. Kritisch wird es außerdem, wenn sich in den Kisten im Lauf der Zeit Kaffeebecher, Tetrapaks oder Taschentücher ansammeln.

Als störend werden die Kisten mit gebrauchtem Hausrat nur selten empfunden. „Hinweise oder Beschwerden zu solchen Boxen und Kartons gehen beim Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) äußerst selten ein“, sagt Stadtsprecher Niklas Junkermann.

Genügend Platz auf Gehweg muss frei bleiben

Streng genommen sind die Kartons mit der Aufschrift „zu verschenken“ auf dem Gehweg oder der Straße übrigens wilder Müll. Denn ungenehmigtes Abladen von Sperrabfall auf öffentlichen Flächen ist grundsätzlich nicht erlaubt. Das Abstellen von Sperrabfall ohne eine entsprechende Abfuhr beauftragt zu haben, ist eine Ordnungswidrigkeit und kann unter Umständen mit Bußgeldern geahndet werden.

Im Fall der Kartons drückt die Verwaltung jedoch ein Auge zu. „Die Stadt Stuttgart unterstützt ethisches und nachhaltiges Handeln und toleriert es daher, wenn kleine Kisten mit zu verschenkenden Gegenständen auf dem Gehweg bereitgestellt werden und dabei eine entsprechende Restgehwegbreite bestehen bleibt“, sagt Junkermann. Auf der sicheren Seite ist, wer Kartons auf privatem Grund, in der Hofeinfahrt, Garage oder auf einem Mäuerchen in der Nähe zum Gehweg bereitstellt. Die zu verschenkenden Gegenstände sollten aber nach zwei bis drei Tagen wieder weggeräumt und entsorgt werden, wenn sich niemand dafür interessiert und sie mitnimmt. Andernfalls besteht das Risiko, dass unerlaubt Abfall dazugestellt wird und sich eine kleine Müllhalde entwickelt – und diese müsste von der AWS entfernt werden.

Verschenkeplattform der AWS

Gebrauchte Gegenstände, die zu schade für die Mülltonne sind, können aber auch auf andere Weise den Besitzer wechseln. Zum Beispiel über einen Aushang an einem schwarzen Brett, die in vielen Supermärkten zu finden sind, oder über Tausch- und Verkaufsbörsen im Internet.

Eine davon ist der Online-Verschenkmarkt der AWS. Hier werden ausschließlich kostenlose Artikel eingestellt. Aber auch die Facebook-Gruppe Fair-Teiler Stuttgart wird von mehr als 20 000 Mitgliedern genutzt, um gebrauchte Artikel zu verschenken oder für geringe Geldbeträge abzugeben. Wichtig ist, dass sie im Raum Stuttgart abgeholt werden können – für andere Städte gibt es wiederum andere Gruppen mit entsprechendem lokalen Bezug. Mitglied werden können alle, die seit einem Jahr bei Facebook angemeldet sind und die Gruppenregeln akzeptieren. Die untersagen unter anderem gewerbliche Anzeigen jeglicher Art.

Interessenten können Angebote beim Online-Verschenkemarkt des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft Stuttgart kostenlos veröffentlichen unter www.verschenkmarkt-stuttgart.de.